Seit über 40 Jahren an der Macht: Dieser Präsident bleibt im Amt, bis er fast 100 ist

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Kameruns Präsident Paul Biya ist im Alter von 92 Jahren für eine achte Amtszeit wiedergewählt worden. Der älteste Präsident der Welt siegte nach Angaben des Verfassungsrats des zentralafrikanischen Landes mit mehr als 53 Prozent der Stimmen. Dies ist sein schlechtestes Ergebnis seit 1992 - im Amt ist das diktatorisch regierende Staatsoberhaupt seit 1982. Die Wahlen in Kamerun gelten als unfrei.

Offiziell Zweitplatzierter reklamiert Sieg

Zweiter wurde den offiziellen Angaben zufolge Ex-Minister Issa Tchiroma Bakary (76) mit rund 35 Prozent. Tchiroma beansprucht den Sieg für sich und rief die Kameruner zu einem Aufstand auf. Dutzende seiner Unterstützer wurden bei Protesten festgenommen. Mehrere andere der insgesamt elf Oppositionskandidaten legten beim Verfassungsrat Einsprüche wegen Unregelmäßigkeiten ein, die allesamt abgewiesen wurden.

Am Vorabend der Verkündung gab es in mehreren Städten Kameruns Proteste von Tchiromas Anhängern. In der Hafenstadt Douala kamen dabei nach Behördenangaben vier Menschen ums Leben.

Hälfte der 30 Millionen Einwohner sind Kinder und Jugendliche

Biya ist seit 1982 Präsident und war davor seit 1975 Premierminister. Länger ist weltweit nur der Diktator in Kameruns Nachbarland Äquatorialguinea, Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, im Amt. Vollendet Biya die jetzt begonnene Amtszeit, wird er bei der nächsten Wahl fast 100 Jahre alt sein.

Kamerun hat rund 30 Millionen Einwohner, die Hälfte von ihnen Kinder und Jugendliche. Rund acht Millionen Wahlberechtigte hatten sich für die Abstimmung registriert. 

Unterstützer des Herausforderers Issa Tchiroma Bakary.
Unterstützer des Herausforderers Issa Tchiroma Bakary. picture alliance / Matrix Images | Etienne Mainimo

Ehemaliges deutsches Kolonialgebiet mit vielen Problemen

Das Land war einst deutsches Kolonialgebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Frankreich und Großbritannien aufgeteilt wurde. In einem Konflikt zwischen der französischsprachigen Mehrheit und Separatisten in den englischsprachigen Regionen des Landes sind seit 2017 mindestens 6.500 Menschen getötet und Hunderttausende vertrieben worden. Zudem gibt es im Norden Angriffe islamistischer Terroristen.

Opposition, Meinungs- und Pressefreiheit sind stark eingeschränkt. Zu den Problemen des Landes gehören Verschuldung, Korruption, eine zerfallende Infrastruktur sowie Jugendarbeitslosigkeit. Schätzungen zufolge leben rund 40 Prozent der Einwohner Kameruns in Armut.