Die Ukraine hat nach zweieinhalb Monaten intensiver Kämpfe den russischen Durchbruch bei Dobropillja in der östlichen Region Donezk gestoppt. Nun gelang es den ukrainischen Streitkräften einen Angaben zufolge, die Dörfer Sukhetske und Kucheriv Yar zurückzuerobern und die Lage an der Front zu stabilisieren. Doch die Operation war keine geplante Gegenoffensive, sondern ein verzweifelter Versuch, eine drohende Katastrophe abzuwenden. Das analysiert Kriegsreporter Francis Farrell vom „Kyiv Independent“.
Russlands neue Taktik
Im August hatten russische Truppen mit einer neuen Strategie einen 15 Kilometer tiefen Vorstoß in ukrainisches Gebiet geschafft. Statt großer Angriffe setzten sie auf kleine Gruppen von zwei bis drei Soldaten, die sich unbemerkt durch Schluchten und Wälder bewegten.
Diese Infiltrationstaktik wurde durch Drohnen unterstützt, die sowohl zur Aufklärung als auch zur Versorgung der Soldaten dienten. Zudem nutzte Russland massive Feuerkraft, darunter Langstreckendrohnen und Gleitbomben, um die ukrainische Verteidigung zu schwächen.
Schwächen in der ukrainischen Verteidigung
Die russischen Truppen nutzten gezielt Schwachstellen in der ukrainischen Verteidigung aus. Zwei erschöpfte Brigaden der Nationalgarde konnten den Angriff nicht abwehren, da sie schlecht koordiniert waren. Laut Francis Farrell vom „Kyiv Independent“ verschärfte sich die Lage, weil einige ukrainische Kommandeure die Situation beschönigten und falsche Berichte weitergaben. Das führte dazu, dass die russischen Truppen unbemerkt tief ins Hinterland vordringen konnten.
Ukrainische Gegenoffensive
Um den russischen Vormarsch zu stoppen, setzte Kiew Eliteeinheiten ein, darunter die 93. Selbständige mechanisierte Brigade und Luftangriffstruppen. Unter dem Kommando von Oberstleutnant Denys Prokopenko gelang es, das Dorf Solotyj Kolodjas bei Pokrowsk zurückzuerobern und die russischen Truppen einzukesseln. Bis Mitte August meldete der ukrainische Generalstab über 900 gefallene russische Soldaten in der Region.
Die Lehren aus Dobropillja
Trotz des Erfolgs bleibt die ukrainische Verteidigungslinie anfällig für ähnliche Angriffe. Laut dem „Kyiv Independent“ hat Russland seine Taktiken weiterentwickelt und könnte im Frühjahr 2026 erneut zuschlagen. Die Ukraine müsste ihre Verteidigung deutlich verbessern, um solche Durchbrüche in Zukunft zu verhindern, meint Francis Farrell in seiner Analyse.