70 Automechaniker streiken seit 2 Jahren bei Tesla: „Wie der Korea-Krieg“

Seit dem 27. Oktober 2023 streiken in Schweden rund 70 Automechaniker gegen den US-Elektroautobauer Tesla. Was als lokaler Arbeitskampf begann, hat sich mittlerweile zu einem symbolträchtigen Konflikt entwickelt – nicht nur zwischen Gewerkschaften und einem globalen Konzern, sondern auch zwischen der schwedischen Arbeitskultur und dem Führungsstil von Elon Musk.

Gewerkschaften in Schweden und Teslas Ablehnung

In Schweden sind Gewerkschaften traditionell stark verankert. Rund 70 Prozent der Arbeitnehmer sind Mitglied einer Gewerkschaft, und etwa 90 Prozent sind durch Tarifverträge abgesichert. Dieses Modell gilt als Herzstück des schwedischen Arbeitsmarkts. 

Tesla hingegen weigert sich seit Jahren, einen Tarifvertrag abzuschließen. „Sie wollten nicht antworten“, sagt Marie Nilsson, Präsidentin der Gewerkschaft IF Metall, der britischen BBC, die anlässlich des zweijährigen Jubiläums über den Schweden-Streik berichtet. „Wir hatten den Eindruck, dass sie versuchten, sich zu verstecken oder nicht mit uns zu sprechen.“

Die Gewerkschaft sah keine andere Möglichkeit, als einen Streik auszurufen, der bis heute andauert. „Normalerweise reicht schon die Androhung eines Streiks“, erklärt Nilsson weiter. „Das Unternehmen unterschreibt dann den Vertrag.“ Doch bei Tesla war dies nicht der Fall.

Arbeitsbedingungen und Willkür bei Tesla

Janis Kuzma, ein 39-jähriger Mechaniker aus Lettland, arbeitet seit 2021 bei Tesla und ist seit Beginn des Streiks dabei. „Es ist eine harte Zeit“, sagt er der BBC. „Die Bedingungen hängen oft von der Laune der Vorgesetzten ab.“ Er erinnert sich an eine Leistungsbeurteilung, bei der ihm eine Gehaltserhöhung verweigert wurde, weil er „Teslas Ziele nicht erreichte“. Ein Kollege habe eine Erhöhung ebenfalls abgelehnt bekommen – wegen der „falschen Einstellung“.

Tesla hat seit Beginn des Streiks Ersatzpersonal eingestellt – eine Praxis, die in Schweden seit den 1930er Jahren nicht mehr üblich ist. „Tesla hat das offen und systematisch gemacht“, sagt German Bender, Forscher beim schwedischen Think-Tank Arena Idé, gegenüber der BBC. „Es ist nicht illegal, widerspricht aber allen etablierten Normen.“

Internationale Solidarität und Eskalation des Streiks

Der Arbeitskampf hat inzwischen internationale Ausmaße angenommen. In Dänemark, Norwegen und Finnland weigern sich Hafenarbeiter, Teslas zu entladen; in Schweden wird der Müll von Teslas Einrichtungen nicht abgeholt, und neue Ladestationen bleiben ungenutzt.

Die Gewerkschaft IF Metall fürchtet jedoch, dass ein Nachgeben beim Tarifvertrag einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen könnte. „Die Sorge ist, dass sich das ausbreitet und die starke Unterstützung für unser Arbeitsmarktmodell schwächt“, warnt Bender.

Elon Musk und die Strategie von Tesla

Elon Musk selbst hat mehrfach seine Ablehnung gegenüber Gewerkschaften betont. „Ich mag nichts, was eine Art von Herren und Knechten schafft“, sagte er 2023 in New York. „Ich denke, die Gewerkschaften versuchen, Negativität in ein Unternehmen zu bringen.“ 

Tesla scheint wenig geneigt, den Konflikt in Schweden zu beenden. Das Unternehmen befürchtet offenbar, dass ein Nachgeben die gewerkschaftliche Organisierung in den Produktionsstätten in den USA und Deutschland stärken könnte. „Elon Musk will nicht gesagt bekommen, wie Dinge zu tun sind“, erklärt Bender. „Er betrachtet den Streik nicht als Einladung zum Verhandeln, sondern als Ultimatum, das er nicht unterschreiben will.“

Ein Arbeitskampf ohne Ende

Der Streik dauert nun bereits zwei Jahre an, ohne dass ein Ende in Sicht ist. „Das wird wie der Koreakrieg“, sagt Tibor Blomhäll, Präsident der Interessengruppe Tesla Club Schweden gegenüber der BBC. „Ein Konflikt, der einfach weitergeht.“