dm, Lidl, Rossmann planen Online-Apotheken – was sich für Verbraucher ändert

Die Drogeriemarkt-Ketten dm und Rossmann sowie der Discounter Lidl wollen in den Versand rezeptfreier Medikamente einsteigen. Die Pläne könnten die Apothekenlandschaft in Deutschland verändern.

  • Laut einem Bericht des Handelsblatts will dm „in den nächsten Wochen“ eine Online-Apotheke eröffnen.
  • Die Drogeriemarktkette will apothekenpflichtige, rezeptfreie Medikamente aus Tschechien heraus versenden.
  • In Deutschland muss eine Apotheke grundsätzlich von approbierten Apothekern betrieben werden.
  • Noch fehlen dm letzte Genehmigungen. Doch diese dürften laut Geschäftsführung bald erfolgen.
  • Der Plan passt zur Strategie von dm, neue Märkte zu erschließen. Das Unternehmen bieten in einigen Filialen beispielsweise Augentests an und hat für eine Milliarde Euro sein Ladenkonzept überarbeitet.

Auch Rossmann und Lidl bereiten sich laut Handelsblatt auf den Einstieg in den Onlinehandel mit rezeptfreien Medikamenten vor. Rossmann wolle ein Versand­zentrum in den Niederlanden nutzen, Lidl befinde sich laut Brancheninsidern noch in Gesprächen. 

Kundenvertrauen und App als Marktvorteil - für Apotheken wird es eng

Für die Kunden könnten diese Pläne vieles verändern. Online-Apotheken haben die Traditonellen Apotheken in Deutschland zwar schon vor Jahren attackiert und sich seitdem ein großes Stück von dem riesigen Markt gesichert: Rund jedes Vierte rezeptfreie Arzneimittel kaufen Kunden bereits im Internet. Den bisherigen Angeboten fehlen aber oft Alleinstellungsmerkmale. Kunden vertrauen oft lieber dem Apotheker als recht austauschbar wirkenden Webseiten.

Mit den Drogerieketten kommen nun Konkurrenten um die Ecke, die bereits das Vertrauen ihrer Kunden mitbringen. In einer Umfrage der Beratungsgesellschaft Sempora Consulting gaben rund zwei Drittel aller Befragten an, sich vorstellen zu können, bei dm und Rossmann rezeptfreie Arzneimittel zu kaufen. dm-Geschäftsführer Christoph Werner sagt, Kunden suchen auf der Internetseite seiner Firma ohnehin bereits nach Medikamenten. 

Steigen die Drogerien in den Arzneiversand ein, könnten sie klassischen Apotheken weitere Kunden abwerben und einige sogar in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Die Branche sehe dm als "Endgegner", sagen Kenner der Szene.

„dm bringt drei seltene Stärken in den digitalen Gesundheitsmarkt: enormes Markenvertrauen, eine riesige aktive Kundenbasis mit hoher App-Nutzung und eine nachweislich exzellente Ausführung im Tagesgeschäft.“ 

Fabian Kaske vom Marketing- und Datendienstleister Kaske Group im Handelsblatt

Etwas anders ist die Ausgangslage bei Lidl: Bei dem Discounter würde laut der genannten Umfrage derzeit zwar nur jeder Vierte Medikamente kaufen. Doch Lidl könnte das Geschäft über seine App abwickeln, die nach eigenen Angaben weltweit bereits über 100 Millionen Kunden nutzen. Ein Teil dürfte das Angebot nutzen. Ebenfalls ein immenser Vorteil.

Mehr Angebot, günstigere Preise - weniger herkömmliche Apotheken?

Gehen mehr herkömmliche Apotheken pleite, wird das für die Menschen in Deutschland zum Problem: Rezeptpflichtige Medikamente dürften Patienten weiterhin nur bei zugelassenen Apothekern kaufen. Mehr Online-Angebote erhöhen aber Auswahl und Preisdruck bei rezeptfreien Arzneien. 

Kunden müssen entscheiden: Bestellen sie Schmerztabletten künftig online, könnten die Apotheke um die Ecke vergehen. Bei der nächsten Grippe wird der Weg bis zur nächsten "echten" Apotheke mit verschreibungspflichtigen Medikamenten dann lang. Gerade auf dem Land.

Hinweise, Risiken & Voraussetzungen

  • Die EU führt ein Verzeichnis aller zugelassenen Online-Apotheken. Taucht ein Anbieter dort auf, ist er vertrauenswürdig.
  • Nicht alle Medikamente dürfen ohne ärztliches Rezept einfach versendet werden – die klassischen Apothekenpflicht- und Verschreibungspflicht-Regeln bleiben bestehen.
  • Die Qualität der Beratung beim Online-Kauf schwankt. Wer Wert auf einen persönlichen Ansprechpartner legt, findet in der klassischen Apotheke vor Ort einen wichtigen Anlaufpunkt.
  • Wer online kauft, muss auf Versandkosten, Lieferzeiten, Rückgabe- und Rücknahme-Regeln achten. Kunden sollten immer den Gesamtpreis vergleichen, inklusive Versand, nicht nur den Preis des Produkts.
  • Beim Versand aus dem Ausland gelten spezielle Regeln, die auch Einfluss auf Rückgabe, Haftung oder Gewährleistung haben können. Genau nachlesen!