Nach 18 Jahren reicht es ihr: Lehrerin kündigt und eröffnet eigenen Lebensmittelladen

Nach 18 Jahren im Schuldienst zieht Elisa Borsari aus Soliera in der Provinz Modena in Norditalien einen radikalen Schlussstrich: Die 42-Jährige hat ihren sicheren Lehrerberuf aufgegeben, um den kleinen Lebensmittelladen ihrer Familie zu übernehmen. "Ich konnte die Bürokratie einfach nicht mehr ertragen – und ich bereue nichts", sagt sie laut "Orizzontescuola.it". 

42-jährige Italienerin gibt Lehrerjob auf und übernimmt Laden der Eltern

Borsari unterrichtete fast zwei Jahrzehnte am Berufsfachinstitut für Industrie und Handwerk, wo sie technische Laborfächer lehrte und als Ansprechpartnerin für Schülerberatung tätig war. Doch der ständige Papierkram, die Überlastung durch Fernunterricht in der Pandemie und fehlende Aufstiegschancen hätten sie zermürbt. "Es wurde immer mehr Bürokratie und immer weniger Zeit für die Schüler. Dabei mochte ich sie sehr." 

Als ihre Eltern ihren kleinen Laden in Soliera, gegründet im Jahr 1969, aufgeben wollten, entschied sich Borsari, die Familientradition fortzuführen. Gemeinsam mit ihrem Mann übernahm sie den kleinen Laden, in dem es Obst und Gemüse, Käse und Haushaltswaren zu kaufen gibt.

Sie vermisst den Kontakt mit den Schülern, doch nicht die Bürokratie

Heute steht Borsari morgens um 3.40 Uhr auf, um auf dem Großmarkt in Modena frische Ware zu kaufen. "Es ist ein völlig anderer Lebensrhythmus, aber ich arbeite jetzt für mich – und sehe direkt, was ich leiste." Den Kontakt zu ihren Schülern vermisst sie, die Schulverwaltung dagegen kein bisschen. "Ich mochte die Jugendlichen, die Gespräche mit ihnen – das Menschliche. Aber die Schule erstickt daran, dass sie alles auf Papier regelt", erklärte sie laut "Orizzontescuola.it".

Heute legt Borsari Wert auf Qualität und persönliche Beziehungen zu ihren Kunden. "Wie früher mit den Schülern – wer vor dir steht, will gehört werden." Den Wechsel vom Lehrerzimmer hinter die Ladentheke hat sie kein einziges Mal bereut.

10 Fakten zum Lehrerberuf in Deutschland

Sie unterrichten, fördern, trösten, motivieren – und sind dabei oft am Limit: Lehrkräfte tragen entscheidend zur Zukunft des Landes bei. Hier sind zehn Fakten über den Lehrerberuf.

  1. Der Weg in den Beruf: Lehrkräfte absolvieren ein Lehramtsstudium mit Bachelor- und Master-Abschluss. Danach folgt ein 18-monatiges Referendariat mit praktischer Ausbildung – je nach Bundesland unterschiedlich geregelt.
  2. Quereinstieg ohne Lehramtsstudium: Vor allem im Berufsschulbereich können Fachkräfte mit Berufsausbildung, Meistertitel oder Fachwirt-Abschluss als Quereinsteiger unterrichten. Auch Erzieher und Sozialpädagogen haben mit Zusatzqualifikationen Chancen.
  3. Lange Arbeitswochen: Lehrkräfte arbeiten im Schnitt fast 50 Stunden pro Woche – weit mehr als die 40-Stunden-Norm. Unterricht, Korrekturen, Elternarbeit und Verwaltung sorgen für hohe Belastung.
  4. Unterschiedliche Gehälter: Verbeamtete Lehrer verdienen – je nach Besoldungsgruppe – zwischen 58.000 und 80.000 Euro im Jahr. Quereinsteiger nach TV-L erhalten rund 45.000 bis 75.000 Euro.
  5. Lehrermangel bleibt Problem: Bis 2035 könnten 49.000 Lehrkräfte fehlen, vor allem im Osten und an weiterführenden Schulen. Länder reagieren mit höheren Teilzeitquoten, Zuschlägen und größeren Klassen.
  6. Verbeamtung als Sicherheitsfaktor: Nach dem Referendariat können Lehrkräfte verbeamtet werden – mit festem Einkommen, aber auch strengen Voraussetzungen wie gesundheitlicher Eignung und tadellosem Führungszeugnis.
  7. Burnout-Risiko steigt: Etwa 30 Prozent der Lehrkräfte gelten laut Studien als burnout-gefährdet. Gründe sind Lehrermangel, Bürokratie und wachsender Druck durch Eltern und Digitalisierung.
  8. Digitalisierung im Klassenzimmer: Fast alle jungen Lehrkräfte (97 Prozent) befürworten digitale Technik – doch viele Schulen kämpfen mit veralteter Ausstattung und instabilen Netzwerken.
  9. Frauen dominieren den Beruf: Von 837.000 Lehrkräften sind rund 540.000 Frauen. Besonders an Grundschulen ist der Frauenanteil hoch, während Männer häufiger in höheren Schulformen vertreten sind.
  10. KI verändert den Unterricht: Künstliche Intelligenz bringt neue Chancen – etwa personalisiertes Lernen –, aber auch neue Anforderungen. Lehrkräfte müssen digitale Kompetenzen ausbauen, um Schüler auf die Zukunft vorzubereiten.