14-Punkte-Plan des COP-Chefs sorgt allerorten für Verwirrung
17.25 Uhr: Nein, Ambitionen kann man dem brasilianischen COP-Chef André Corrêa do Lago nicht absprechen. „Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit“ soll bis heute Abend abgeschlossen sein, schrieb do Lago in seinem mittlerweile berüchtigten Brief am späten Montagabend an die 194 COP-Delegationen – damit am Mittwochabend erstmals abgestimmt werden kann.
Diese kurzfristig anberaumte Deadline von 24 Stunden bedeutete am Montag also: Einmal Nachtschicht für alle. Solche Entscheidungen muss man sich auch erstmal trauen als COP-Präsident. Die Chinesen, ihres Zeichens eine der mächtigsten Delegationen, reagierten jedenfalls nicht erfreut. Man könne den COP-Prozess angehen wie der in Brasilien verehrte Landesgründer Pedro I., hieß es in einer Stellungnahme Pekings – „gefeiert, weil der Prozess Mandate respektiert, berechenbar bleibt und alle mitnimmt“. Oder man könne es machen wie Julius Cäsar – ein Prozess, der zusammenbricht, weil er als übergriffig wahrgenommen wird (...).“
Es ist nicht schwer zu erraten, für wen die Chinesen den COP-Boss gerade halten. Aber es gibt eben viel zu tun. Die ursprüngliche Liste von vier großen Baustellen ist im aktuellen Brief auf mittlerweile 14 angewachsen, allerdings sorgt die Liste in Belém eher für Verwirrung als Aufklärung. Einige Punkte werden mehrfach aufgeführt, andere wichtige Baustellen fehlen dafür ganz. Beim Punkt „Global Stocktake“ steht dahinter in Klammern (drei Punkte) – was das bedeutet, weiß niemand.
Die Folge: Nur noch wenige Stunden bleiben nach dem Willen der Brasilianer, um die größten Streitpunkte aus dem Weg zu räumen – allerdings weiß niemand, wie viele Streitpunkte es wirklich gibt. Die Zeit wird knapp in Belém, so viel steht jetzt schon fest.
Auf der COP30 zündet Deutschland den Stromnetz-Turbo
15.29 Uhr: Deutschland stellt sich mit Partnern aus Europa, Lateinamerika, Afrika und Asien an die Spitze eines globalen Kraftakts: Auf der COP30 in Belém präsentierte Bundesumweltminister Carsten Schneider gemeinsam mit Großbritannien, Aserbaidschan, Brasilien und weiteren Staaten ein internationales Paket zum schnellen Ausbau von Stromnetzen und Speichersystemen – dem wichtigsten Nadelöhr der weltweiten Energiewende.
Der Handlungsdruck ist enorm: Weltweit warten rund 3000 Gigawatt an erneuerbaren Projekten auf Anschluss – dreimal so viel wie der gesamte Kraftwerkspark der EU. Leitungen fehlen, Netze sind überlastet, Speicher unzureichend. Die Internationale Energieagentur warnt seit Jahren: Ohne massiv ausgebaute Netze und Speicher bleibt der Ausstieg aus fossilen Energien stecken.
Das neue globale Ziel, das Deutschland aktiv vorantreibt: 25 Millionen Kilometer Stromleitungen neu bauen oder modernisieren und 1500 Gigawatt Speicherkapazität bis 2030.
Schneider betonte: „Deutschland hat gelernt, 60 Prozent erneuerbare Energien stabil ins Netz zu integrieren. Dieses Wissen wollen wir teilen – und selbst weiter dazulernen. Erneuerbare werden weltweit günstiger, aber ohne starke Netze und Speicher bleibt ihr Potenzial ungenutzt. Deshalb müssen wir jetzt global investieren – öffentlich wie privat.“
Mit Klima-Brief auf die Zielgerade: Brasilien presst COP30-Verhandlungen voran
13.06 Uhr: Brasilien hat die UN-Klimakonferenz COP30 mit einem direkt an die Nationen gerichteten Schreiben in Bewegung gebracht. Der Brief, der am späten Montag verschickt wurde, fordert die Staats- und Regierungschefs auf, bis Dienstagabend konkrete Fortschritte in den Verhandlungen zu erzielen – nur wenige Tage vor dem geplanten Abschluss der Konferenz am Freitag.
Hochrangige Minister aus aller Welt, darunter Vertreter aus Europa, kleinen Inselstaaten und Entwicklungsländern, werden ihre Positionen in den kommenden Tagen darlegen. Brasilien drängt auf schnelle Kompromisse, um die oft langwierigen Verhandlungen rechtzeitig voranzubringen.
„Wir erwarten von allen Seiten wichtige Zugeständnisse“, betonte André Corrêa do Lago, Präsident der COP30. Experten sehen in dem Schreiben einen klaren Impuls, um die Diskussionen auf die entscheidende Zielgerade zu bringen.
Und jetzt gibt der Papst das Klima-Wort zur COP
Dienstag, 18. November, 10.08 Uhr: Offiziell bleiben den Delegierten und Politikern auf der COP30 nur noch vier Tage, um die Klima-Verhandlungen erfolgreich zu beenden. Wenig Zeit - und jetzt schaltet sich auch Papst Leo XIV. ein und macht Druck.
Denn: Die Verhandler im brasilianischen Belém müssten zeigen, dass sie "unerschütterlich" hinter dem Pariser Klimaabkommen und der Klimazusammenarbeit stünden, sagte das Kirchenoberhaupt in einer am Montag veröffentlichten Video-Botschaft an die Teilnehmer der COP30. Das Pariser Abkommen habe "zu echten Fortschritten geführt" und bleibe "das beste Mittel, um die Menschen und den Planeten zu schützen".
UN-Generalsekretär António Guterres hatte zu Beginn der Klimaverhandlungen in Belém gesagt, die internationale Gemeinschaft sei bei der Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze "gescheitert". Klimawissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass eine Überschreitung der 1,5-Grenze über Jahre hinweg praktisch nicht mehr zu verhindern ist. Bei entsprechenden Maßnahmen könnte die Erde demnach aber am Ende des Jahrhunderts auf den 1,5-Grad-Pfad zurückkehren.
Leo XIV. erklärte, es sei "noch Zeit", einen dauerhaften Temperaturanstieg von mehr als 1,5 Grad zu verhindern - "aber das Fenster schließt sich". "Als Hüter der Schöpfung Gottes sind wir aufgerufen zu handeln", mahnte das Oberhaupt der Katholiken.
Das ist am achten Tag der Weltklimakonferenz passiert
22.42 Uhr: Der erste Tag der mit Spannung erwarteten zweiten COP-Woche ist vorüber, langsam werden die Weichen gestellt für den Showdown der nächsten Tage. Die wichtigsten Ereignisse im Überblick:
- Deutschland steht bereit: Mit 60 Millionen Euro beteiligt sich die Bundesrepublik an einem Fonds, der besonders bedrohten Ländern bei der Anpassung an den Klimawandel helfen soll. Die deutsche Delegation versucht in den letzten Tagen sehr bemüht, einem Eindruck entgegenzutreten, der bei den Ländern des Globalen Südens immer stärker vorherrscht: Dass die Bundesrepublik nicht mehr ihre internationalen Verpflichtungen beim Klimaschutz einhalte.
- Erstaunlich simple Lösung: Die Welt macht Fortschritte bei ihrem großen Methan-Problem – aber da geht noch mehr, urteilt der neue „Global Methane Status Report“. Überraschend: Mit welch geringen Mitteln sich 180.000 Menschenleben retten lassen.
Dänen ist nichts zu schwer: Mit einem neuen Klimaziel ist Dänemark am Montag offiziell zum ambitioniertesten Klima-Land der Welt geworden. 82 bis 85 Prozent der Emissionen von 1990 sollen bis zum Jahr 2035 eingespart werden, verkündete Lars Aagard. Zum Vergleich: Die EU konnte sich kurz vor Start der COP nach einer langen Verhandlungsnacht nur auf eine Reduktion von 66,3 bis 72,5 Prozent einigen.
FOCUS online Earth meldet sich ab Dienstagmittag vom neunten Tag der Weltklimakonferenz – bleiben Sie uns gewogen!
mit Agenturmaterial
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