Russlands Schrott-U-Boot fährt durch Ostsee – es offenbart ein Putin-Problem

Am Mittwoch hat die schwedische Marine vermeldet, dass sie ein russisches U-Boot in der Ostsee entdeckt hat. Es wurd  sowohl vom Meer aus als auch aus der Luft mit Kampfjets verfolgt. Wie der schwedische Fernsehsender SVT berichtet, handelt es sich bei dem U-Boot um die „Novorossiysk“, die zuvor schon im Mittelmeer und vor der französischen Atlantikküste unterwegs war.

Russisches U-Boot schon von mehreren Nato-Staaten verfolgt

Das russische Unterwasserboot ist offenbar defekt. Wie mehrere Medien in den vergangenen Tagen berichtet haben, stößt es helle Rauchwolken aus. Russische Militärblogger vermuten ein Problem mit den Tanks. Mit einem Begleitschlepper tuckert es mit einer Geschwindigkeit von rund 11 Kilometern pro Stunde Richtung Russland.

Schon als das U-Boot auf dem Atlantik unterwegs war, wurde es von Nato-Streitkräften beobachtet. Eine französische Fregatte nahm die Verfolgung auf. Später nahmen auch britische, niederländische und belgische Streitkräfte an der Mission teil. "Die Nato ist bereit, unser Bündnis mit ständiger Wachsamkeit und maritimer Aufmerksamkeit über den Atlantik hinweg zu verteidigen", hatte das Militärbündnis dazu erklärt. 

Kaputtes U-Boot ist eigentlich eines der modernsten Russlands

Nun hat offenbar die schwedische Marine die Beobachtung der "Novorossiysk" übernommen. In ihrer Mitteilung nennt sie nicht den Namen des U-Boots, die Rede ist nur von einer "Routinemission". Warum man sich trotzdem zur Veröffentlichung der Verfolgung entschieden hat, erklärte ein Sprecher der Armee beim Sender SVT: "Da die Menschen auf der Hut sind, wollen wir Offenheit zeigen und demonstrieren, dass die Streitkräfte die Lage im Griff haben."

Bei der "Novorossiysk" handelt es sich um ein U-Boot der Kilo-II-Klasse von 2014. Es gehört eigentlich zu den modernsten U-Booten der russischen Flotte – umso peinlicher ist es für Russland und Präsident Wladimir Putin, dass zum Beispiel Nato-Generalsekretär Mark Rutte darüber spottet. Er sprach von einem "einsamen, kaputten russischen U-Boot, das von seiner Patrouille nach Hause humpelt".

Russland hat wichtigen Stützpunkt in Syrien verloren

Das Fachportal "Naval News" warnt zwar davor, dass manche Berichte über die "Novorossiysk" übertrieben seien. Dennoch verdeutliche der Fall des U-Boots, wo die Probleme der russis. Dort gibt es nun kaum noch russische Militärpräsenz. 

Als Russland 2013 im syrischen Tartus eine "ständige Einsatzgruppe" eingerichtet hatte, sah das noch anders aus. U-Boote, Fregatten und größere Kriegsschiffe waren dort an der Mittelmeerküste stationiert. "Bis 2022 befanden sich regelmäßig zwei oder mehr U-Boote in Tartus, darunter zwei zu Beginn der Invasion der Ukraine", schreibt "Naval News".

Dann änderte sich die Lage jedoch: Nach Russlands Angriff auf die Ukraine sperrte die Türkei die Bosporus-Meerenge für russische U-Boote und Kriegsschiffe. Somit waren sie von der Schwarzmeerflotte abgeschottet. Nur über den weiten Umweg durch Mittelmeer, Atlantik, Ärmelkanal und Ostsee können sie noch in russische Häfen gelangen.

Russland braucht neue Mittelmeer-Basis, um Nato-Kräfte zu binden

Im vergangenen Jahr hat sich die Lage weiter verschlechtert: Im Dezember 2024 stürzte das mit Russland verbündete Assad-Regime in Syrien. Daraufhin wurde die russische Flotte aus Tartus vertrieben. "Seit dem Verlust Syriens ist es für Russland zunehmend schwieriger geworden, eine U-Boot-Präsenz im Mittelmeer aufrechtzuerhalten", analysiert "Naval News". Für jeden Einsatz dort müssten die russischen Schiffe nun jeweils 4000 Kilometer von der Ostsee aus anreisen.

Entsprechend gibt es Vermutungen, dass Russland im Mittelmeer einen neuen Stützpunkt errichten will. Europäische Staaten kommen als Standort nicht infrage, in Afrika könnte Putins Armee aber fündig werden. "Naval News" hält es für naheliegend, dass die Basis im libyschen Tobruk entstehen könnte. Auch Algerien könnte infrage kommen, dort stoppte zuletzt die "Novorossiysk".

Für Russland ist die Präsenz in der Ostsee vor allem deshalb wichtig, um dort Nato-Ressourcen an der Südflanke des Verteidigungsbündnisses zu binden. Da es laut "Naval News" bislang allerdings keine Schiffsbewegungen in Richtung Mittelmeer gibt, dürfte es noch einige Zeit dauern, bis Russland einen neuen Stützpunkt eröffnen kann.