Trump droht mit Entwaffnung - Hamas kämpft mit Gewalt um Kontrolle im Gazastreifen

Nach der Rückkehr der letzten Geiseln aus dem Gazastreifen nach Israel versucht die Hamas, mit ihren Kämpfern die Kontrolle über Teile des Palästinensergebiets wiederzuerlangen. Bewaffnete Mitglieder der islamistischen Miliz mit schwarzen Gesichtsmasken patrouillierten am Dienstag durch die Straßen der Stadt Gaza, wie AFP-Reporter berichteten. Unterdessen gab es bei der Übergabe der Leichen von insgesamt 28 verstorbenen Geiseln zur Empörung der Angehörigen keine weiteren Fortschritte. US-Präsident Donald Trump drohte unterdessen, die Hamas gewaltsam zu entwaffnen, falls diese nicht freiwillig ihre Waffen niederlege. 

Gefechte zwischen Hamas und bewaffneten Clans

Nach Berichten von Augenzeugen ging eine Einheit der Hamas-Sicherheitskräfte militärisch gegen bewaffnete Clans und Gangs im Gazastreifen vor. Ein Augenzeuge namens Jahja berichtete AFP über anhaltende "intensive Gefechte", die das Ziel hätten, "Kollaborateure zu eliminieren".

Ein weiterer Bewohner namens Mohammed sprach von "stundenlangen heftigen Zusammenstößen zwischen den Sicherheitskräften der Hamas und Mitgliedern des Hilles-Clans" in einem Viertel von Gaza, das nahe an der sogenannten gelben Linie liegt, hinter die sich die israelische Armee im Zuge des Waffenruhe-Abkommens mit der Hamas zurückgezogen hatte.

Nach Angaben eines Gewerkschaftsvertreters richteten sich die Maßnahmen gegen Banden, die Hilfsgüter geplündert und Menschen terrorisiert hatten, so "AP". Bei Zusammenstößen mit einer Gruppe, die mit der Doghmush-Familie in Verbindung steht, wurden etwa zwei Dutzend Menschen getötet.

Hamas-Kämpfer
Bewaffnete Sicherheitskräfte der Hamas wollen sich in Gaza als Ordnungsmacht profilieren. Abdel Kareem Hana/AP/dpa

Einsatz der Hamas-"Abschreckungseinheit"

Aus palästinensischen Sicherheitskreisen hieß es, die von der Hamas kürzlich eingerichtete "Abschreckungseinheit" sei "zur Gewährleistung von Sicherheit und Stabilität" im Einsatz. Ziel sei es, gegen "Gesetzlose oder diejenigen, die die Sicherheit der Bürger bedrohen", vorzugehen.

Bereits am Montag hatte die Hamas die Rückkehr der von Israel freigelassenen Häftlinge in den Gazastreifen für eine Machtdemonstration genutzt, als Kämpfer der Al-Kassam-Brigaden, ihres bewaffneten Arms, die Menschenmengen bei der Ankunft der Freigelassenen zurückhielten.

Aufnahmen, die laut "AP" in Hamas-nahen Kanälen verbreitet wurden, zeigten außerdem, wie acht Personen, die als Kriminelle bezeichnet wurden, auf offener Straße hingerichtet wurden, während Umstehende jubelten. Menschenrechtsorganisationen verurteilten die außergerichtlichen Tötungen durch Hamas-Sicherheitskräfte scharf. Die Maßnahmen stießen auch bei einigen Palästinensern auf Kritik, die sie als übermäßig brutal und rechtswidrig bezeichneten. Besonders umstritten war die öffentliche Zurschaustellung der Gewalt, die von vielen als Einschüchterungstaktik wahrgenommen wurde.

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump: Treibende Kraft hinter dem 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gaza-Konflikts. Alex Brandon/AP/dpa

Anhaltende Spannungen gefährden die Waffenruhe

Der von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene und von zahlreichen Staaten unterstützte 20-Punkte-Plan zur Beendigung des Gaza-Krieges sieht vor, dass die Hamas keinerlei Rolle in der künftigen Regierung des Gazastreifens übernimmt.

Die Hamas warf der israelischen Armee unterdessen einen Bruch der Waffenruhe vor. Die Armee erklärte ihrerseits, als sich nicht näher identifizierte Palästinenser der gelben Linie genähert hätten, hätten die Soldaten zunächst versucht, die Menschen fernzuhalten. Als diese sich weiter genähert hätten, hätten sie schließlich das Feuer eröffnet.

Trump droht Hamas bei Weigerung mit gewaltsamer Entwaffnung

Trump hat der Hamas mit einer gewaltsamen Entwaffnung gedroht, falls die Islamisten das im Waffenruhe-Abkommen vereinbarte Niederlegen ihrer Waffen verweigern. "Wenn sie die Waffen nicht niederlegen, werden wir sie entwaffnen", sagte Trump am Dienstag vor Journalisten im Weißen Haus. "Und es wird rasch und vielleicht gewaltsam geschehen", fügte er hinzu.

Trump führte nicht weiter aus, ob US-Streitkräfte an der von ihm angesprochenen möglichen Entwaffnung der Hamas beteiligt wären. Die islamistische Palästinenserorganisation hat sich bislang gegen eine Entwaffnung ausgesprochen, obwohl diese ein zentraler Bestandteil der zweiten Phase von Trumps 20-Punkte-Plan für eine Waffenruhe und eine neue Friedensordnung ist.