Klare Mehrheit für Biogas-Projekt in Peiting
Das Ergebnis ist deutlich ausgefallen: Mit 17:5 Stimmen befürworten die Peitinger Gemeinderäte ein Biogas-Projekt, das auf einem Grundstück an der Hauser Straße zum Tragen kommen soll. Dort möchte die Firma Renergon eine Anlage errichten, wo im Jahr 22.000 Tonnen Festmist vergärt werden und Methangas gewonnen wird.
Peiting – Als Betreiber der technischen Anlage ist die Firma Franz Seidel GmbH aus Peiting vorgesehen. Geschäftsführer ist Franz Seidel junior. Dessen Vater gehört dem Gemeinderat an; er konnte wegen Beteiligung an der Abstimmung nicht teilnehmen.
Nach einer ausführlichen Beratung Anfang Oktober und dem Besichtigen einer vergleichbaren Anlage in Biberach im November kam das Peitinger Biogas-Projekt im Januar erneut auf die Tagesordnung. Die Diskussion war intensiv. Schließlich ergab sich eine klare Mehrheit.
Dagegen waren die Landwirte Josef Sellmaier und Andreas Barnsteiner (beide von der Bürgervereinigung) sowie Alexander Zila, Alfred Jocher und Christian Lory (alle drei von den Unabhängigen).
Biogas-Projekt in Peiting: Zwei Beschlüsse
Es wurden zwei Beschlüsse gefasst. Zum einen, dass der Marktgemeinderat für die Realisierung der Biogasanlage den Flächennutzungsplan der Gemeinde ändert. Und zum anderen, dass für dieses Projekt ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt wird. Das Grundstück an der Hauser Straße, das zwei Flurstücke betrifft, ist 1,2 Hektar groß.
In der Diskussion war herauszuhören, dass Investoren und Betreiber mit mehreren Eigentümern im Gemeindegebiet Gespräche wegen des Standortes der Biogasanlage geführt hätten. Dazu habe auch Herzogsägmühle gehört, bestätigte Franz Seidel senior auch Nachfrage des Kreisboten.
In der Anlage zur Trockenvergärung werden biologische Substrate eingesetzt und behandelt. Im Fall des Projekts in Peiting ist es Festmist. In einer Broschüre der Firma Renergon heißt es zu den Produktionsdaten, dass die Anlage in Peiting auf 22.000 Tonnen ausgelegt ist. 65 Prozent sind Pferdemist, 15 Prozent sind von Rindern, 15 Prozent Gülle separiert und fünf Prozent Hühnermist. Franz Seidel senior sagte im Gemeinderat, dass der Anteil des Hühnermistes „maximal“ zehn bis 15 Prozent erreiche.
Beim Vergärungsprozess wird Biomethan gewonnen; es soll weiter südlich an der Seestraße in die Gasleitung eingespeist werden. Der Anschlusspunkt ist knapp einen Kilometer weiter südlich in der Siedlung vorgesehen. Es verbleiben keine ungenutzten Reststoffe vor Ort; das vergorene Substrat werde als wertvoller Dünger zu den Herkunftsbetrieben zurückgebracht und könne in den Vegetationskreislauf zurückgeführt werden.
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Kammern dicht
Hermann Mödl (Bürgervereinigung) betonte in der Diskussion, dass aus der Vergärung ein „tolles Material“ übrigbleibe, das wie Torf sei. Aus den Kammern, wo der biologische Prozess abläuft, gelange nichts nach draußen. „Mich hat das vollkommen überzeugt“, bekundete Mödl, der wie viele Gemeinderäte bei der Besichtigung in Biberach dabei war.
Andreas Barnsteiner stößt der Standort auf. Er verweist auf den Grundwasserstand in dem feuchten Gebiet. Josef Sellmaier fragte, wie die Gemeinde bei weiteren gewerblichen Anfragen in diesem Außenbereich verfahre, wo sich bis jetzt – östlich der Kleingartenanlage – eine Kiesgrube der Firma Streif (Rottenbuch) befindet und auf dem Feld daneben ein Landwirt Fahrsilos befüllt.
Christian Lory hält den Standort für falsch. Da entstehe auf der grünen Wiese ein Gewerbegebiet. Die Gemeinde solle nicht das Signal aussenden, dass solche und andere Projekte „nach außen“ verlagert werden. Alfred Jocher und Alex Zila sorgen sich um das Naherholungsgebiet. „Mich hätt‘ schon interessiert, warum es woanders nicht geht“, wandte sich Jocher, der auch ans Einsparen von Energie appellierte, an Bürgermeister Peter Ostenrieder.
Der sagte, die Grundstücksverhandlungen seien Sache des Betreibers. Doch er sei involviert gewesen. Er sehe es freilich nicht als seine Aufgabe an, im Gremium darüber zu berichten, was „von privat zu privat“ besprochen worden sei, antwortete er auf Jochers Nachfrage zu anderen Standort-Optionen.
Claudia Steindorf (SPD) sprach davon, dass sie wegen der Tonnage mit 22.000 Tonnen, die an- und abtransportiert werden, durchaus Bauchweh habe. Doch sie stimmte am Schluss dafür. Herbert Salzmann (SPD) sah den Vorteil, hier könne die Gemeinde im vorhabenbezogenen Bebauungsplan mitreden, während dies bei einer Biogasanlage eines landwirtschaftlichen Betriebes keine Möglichkeit der Einwirkung habe. Marion Gillinger (ÖDP) bezeichnete das Vorhaben als „kleinen Baustein zur Energiewende“. „Der Standort ist nicht ideal, aber es gibt keinen anderen.“
Michael Deibler (CSU) nannte die Biogasanlage ein „innovatives Projekt“. Für das Methangas und für das getrocknete Substrat gebe es Abnehmer, war er sich sicher. Mit diesem Vorhaben werde noch lange kein Gewerbegebiet geschaffen, widersprach Deibler Lory; die Vergärungsanlage sei ein Betrieb mit nur wenigen Mitarbeitern.
Tobias Kammerer (CSU) relativierte, dass die Menge des angelieferten Mistes von acht Lkw am Tag bewältigt werden könne. In der Woche seien es 40 Transporte. Zur Schallemission befand Kammerer, wenn Motoren auf dem Gelände 60 Dezibel verursachen, kämen im Wohngebiet weiter im Süden allenfalls 30 Dezibel an.
Markus Heiß (Bürgervereinigung) resümierte: „Es gibt Nachteile, aber für mich überwiegen die Vorteile.“ Er betonte, dass mit dem Gas, das aus dem Substrat abgesaugt wird, 700 Haushalte versorgt werden können.
Biogas-Projekt in Peiting: „Mutig sein“
Bürgermeister Ostenrieder meinte schließlich zu den Kritikern: „Wir müssen schon umdenken.“ Und der Markt Peiting müsse in der Energiewende in die Phase der Umsetzung kommen. Wer das Projekt gut finde, solle es auch dann akzeptieren, wenn der Standort nicht 100-prozentig geeignet sei. Stephan Walter (CSU) formulierte es schließlich so: „Wir müssen mutig sein, um diese Zumutungen den Menschen zuzumuten.“
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