Die Welt findet Trumps Pokal-Moment peinlich – und liegt damit total falsch

Donald Trump ist kein Fußballspieler. Er ist kein Trainer. Er ist kein offizieller Vereinspräsident. Und doch stand er bei der Klub-WM mitten auf dem Siegerpodest, als hätte er gerade höchstpersönlich den entscheidenden Treffer im Elfmeterschießen verwandelt.

Man könnte darüber lachen, wenn es nicht so erschreckend typisch wäre.

Eine bizarre Szene: Trump überreicht den Pokal an Chelsea, und bleibt dann einfach stehen, wie ein geladener Hochzeitsgast, der sich ins Brautpaar-Foto drängelt, um später behaupten zu können, er sei Teil der Ehe gewesen.

Das ist nicht einfach peinlich. Das ist Narzissmus in Reinform. Und wie bei jeder narzisstischen Show lohnt es sich, genau hinzuschauen, nicht nur zum Schmunzeln, sondern um zu Verstehen.

Über Chris Oeuvray

Chris Oeuvray hat als langjährige psychologische Beraterin tiefen Einblick und umfangreiche Fachkenntnis zu Herausforderungen und Konflikten. Ihre Schwerpunkte sind Narzissmus und Mobbing. Ihr Ratgeber "Narzissmus – ohne mich" hilft Betroffenen von narzisstischem Missbrauch. Sie ist 1967 geboren und lebt mit Partner und Sohn in Zug (Schweiz).

Das ist mein Pokal. Und euer Applaus.

Bei der Siegerehrung stellt sich Trump nicht einfach daneben. Er verankert sich auf dem Podest, als wäre es ein Denkmal für ihn selbst. Die Kamera fährt auf ihn zu, die Spieler warten. Der Präsident? Rührt sich nicht.

Er wird ausgebuht? Unwichtig. Narzissten fürchten Ablehnung weniger als Unsichtbarkeit. Die eigentliche Botschaft lautet:

„Ich war dabei. Ich war wichtig. Ich habe den Pokal fast selber geschossen.“

Das ist nicht ungewöhnlich, das ist ein Klassiker. Narzissten vereinnahmen fremden Erfolg, stellen sich in den Glanz anderer, als hätten sie ihn selbst erzeugt. Wer applaudiert, applaudiert automatisch auch ihnen, so ihre Wahrnehmung.

Die Wahl 2020: Wenn die Realität nicht mitspielt, wird sie neu geschrieben

Als Trump 2020 die US-Wahl verliert, akzeptiert er das nicht. Warum auch? In seinem inneren Drehbuch gibt es nur zwei Rollen: der Sieger und das Opfer eines Komplotts.

Ein Narzisst verliert nicht. Ein Narzisst wird bestohlen, verraten, sabotiert, aber keinesfalls abgewählt.

Also wird eine neue Geschichte erfunden, Fake-News verteilt, Gerichte beschäftigt, das halbe Land verunsichert, nur um das eigene Selbstbild nicht zu gefährden.

Der Preis? Die Demokratie. Die Stabilität. Die Wahrheit. Hauptsache, das Ego bleibt heil.

Das Attentat – und die Geste fürs Geschichtsbuch

Juli 2024: Ein Schuss fällt. Trump wird bei einem Wahlkampfauftritt am Ohr getroffen. Das Publikum flieht, Sicherheitskräfte stürzen heran. Und Trump?

  • Steht auf.
  • Hebt die Faust.
  • Blickt entschlossen.
  • Das Ohr blutet.

Und die Welt hält den Atem an, oder besser gesagt: das Foto fest.

In einem der gefährlichsten Momente seines Lebens denkt dieser Mann nicht an Schutz oder Schmerz, sondern an Bildwirkung. Das ist nicht Trotz. Das ist Branding. Die Pose ist keine Reaktion, sie ist ein Statement:

„Ich bin Geschichte. Ich bin der unsterbliche Held, der eine Kugel überlebt hat. Und cooler aussieht als Rocky.“

Narzissten nutzen jede Krise als Mythos-Material. Ob Niederlage, Buh-Rufe oder Attentat, es geht nicht um das Ereignis. Es geht um die Erzählung danach.

Lesetipp (Anzeige)

"Narzissmus - ohne mich!: In 28 Tagen frei sein" von Chris Oeuvray

Das Muster hinter dem Spektakel

Donald Trump ist nicht „exzentrisch“ oder „spontan“. Er ist systematisch narzisstisch. Das ist mehr als Selbstverliebtheit:

  1. Er braucht Bewunderung wie andere Sauerstoff
  2. Er kann nicht verlieren, ohne zu zerstören
  3. Er lebt nicht für Wahrheit, sondern für Wirkung
  4. Und selbst in der Lebensgefahr zählt vor allem: Wie seh ich aus?

Kennen Sie das?

Haben Sie auch schon mal jemanden erlebt, der sich ungefragt in den Mittelpunkt drängte? Bei der Arbeit, auf dem Familienfoto, auf Ihrer eigenen Geburtstagsfeier?

Was war Ihre bizarrste Begegnung mit einem Narzissten?

Schreiben Sie es unten in die Kommentare.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.