Eine Reise in vergangene Zeiten: Die alten Erinnerungen kehren zurück

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Erlebnis Geigerladen: Die ausgestellten Exponate in dieser Abteilung des Museums riefen Erinnerungen wach. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Die Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal besucht das Museum Wolfratshausen. Die von Demenz betroffenen Senioren erhalten eine private Führung.

Wolfratshausen – „Es wird spannend.“ Für Annekatrin Schulz, Leiterin des Museums in Wolfratshausen, ist dieser Begrüßungssatz von besonderer Bedeutung. Zum einen für ihre Gäste, die sie durch die Räume führt, ihnen Exponate zeigt und deren Geschichten erzählt. Zum anderen für die Museumsleiterin selber: Denn die heutigen Besucher sind von Demenz betroffene Senioren mit ihren Begleitern. „Man weiß nie vorher, wer wie reagieren wird oder wo Erinnerungen auftauchen.“

Es ist mittlerweile ihre vierte Führung für Menschen mit dieser Art von Einschränkungen. Schulz hat extra, um möglichst gut auf die Gäste eingehen zu können, eine Fortbildung besucht. „Man kann die einzelnen Führungen nicht miteinander vergleichen. Jede ist anders. Und natürlich will man es allen so schön wie möglich machen. Es soll ein Erlebnis sein.“ Schulz lächelt, als ihr Blick auf die älteren Damen und Herren und ihre Begleitungen – an der Spitze Gaby Strauhal von der Alzheimer Gesellschaft Isar-Loisachtal – fällt. „Aber eines haben alle Besuche gemeinsam: Es kommt unglaublich viel zurück.“

Stühle stehen zum Ausruhen bereit

Das Museum hat eigentlich am Montag geschlossen. „Umso mehr freuen wir uns, dass Annekatrin Schulz uns herumführt“, sagt Strauhal. „So können wir uns in aller Ruhe umschauen.“ Stühle stehen zum Ausruhen bereit, die Medienstationen sind, um nicht zu verwirren, ausgeschaltet.

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Die Führung beginnt. Schulz erzählt in einfachen Worten die Geschichte und Besonderheiten von und aus Wolfratshausen. Immer wieder versucht sie, die Senioren mit einzubeziehen. „Wer kennt denn die Wolfratshauser Hütte?“, fragt sie beispielsweise in die Runde. Und schon werden erste Erinnerungen ausgetauscht. Wer dort war, wer was erlebt hat. „Der Feldgottesdienst zum Beispiel“, meldet sich eine Dame zu Wort, „der war wunderschön.“

In jedem Raum werden plötzlich Erinnerungen wach. „Hier, schauen Sie mal“, sagt Schulz und deutet auf ein Bild an der Wand. „Das ist ein Gemälde der Glashütte. Die stand dort, wo später der Volvo-Händler war. Sie haben sogar Waren für den Wittelsbacher Hof in München produziert“, erklärt sie. „Kennen Sie das gelbe Gebäude daneben? Das mit der Aufschrift Glashütte? Das war früher die Kantine.“ Die Besucher nicken.

Höhepunkt: Besuch des Geigerladens

Ein besonderer Höhepunkt ist der Besuch im Geigerladen. „Ja, Persil, das kenn ich. Oder auch Fewa“ heißt es immer wieder beim Anblick der ausgestellten Waren. „Guck mal, eine Maggiflasche“, so eine Dame zu ihrer Begleitung. „Haben wir das eigentlich noch zu Hause?“

Beim Thema Flößerei beginnen die größten Diskussionen. Schulz hatte erwähnt, dass die wenigsten Flößer Schwimmen konnten. „Wahrscheinlich, damit sie möglichst lange auf dem Floß bleiben, um auf die Waren aufzupassen“, wird gemutmaßt. „Nein“, kommt sofort die Gegenantwort, „die hatten als Kinder einfach keine Zeit, es zu lernen. Die mussten ja arbeiten.“ Eine Theorie, die Strauhal unterstützen konnte. „Neben dem Bild der Glashütte steht, dass hier sogar Minderjährige bis zu zwölf Stunden täglich gearbeitet haben. Das könnte schon stimmen.“

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Man merkt, die Besucher sind mit Freude bei der Sache. Bei vielen Exponaten werden Erinnerungen wach und eigene Geschichten erzählt, egal, ob über Floßfahrten, den „Wolfra“-Fruchtsaft oder die Wolfratshauser Burg. Schulz hat Recht: Es ist spannend – und zwar für beide Seiten.

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