Forscher hinterfragen Standardmodell – „Vielleicht muss die Geschichte des Universums neu geschrieben werden“

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Die Riesen-Elliptische-Galaxie ESO 325-G004 strahlte zum Zeitpunkt ihres Entstehens 10.000 Mal heller als heute. Solche Galaxien erhellten früher kurzzeitig das gesamte Universum – und tragen damit zur heute messbaren Hintergrundstrahlung bei. © NASA, ESA, and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA); J. Blakeslee (Washington State University)

Die kosmische Hintergrundstrahlung gilt als Beleg für den Urknall. Doch was, wenn sie ganz anders entstanden ist? Eine neue Studie wirft genau diese Frage auf.

Bonn – Die kosmische Hintergrundstrahlung, auch bekannt als „kosmischer Mikrowellenhintergrund“, gilt als eines der wichtigsten Relikte des Urknalls. Laut gängigen Theorien entstand das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren mit dem Urknall – aus dieser Zeit stammt auch die kosmische Hintergrundstrahlung, die mit hochempfindlichen Teleskopen heute noch gemessen werden kann und so einen Blick in die Frühzeit des Universums ermöglicht. Doch eine neue Studie könnte einiges auf den Kopf stellen.

Forschungsteam vermutet, dass kosmische Hintergrundstrahlung etwas anderes ist

Ein internationales Forschungsteam, bestehend aus Prof. Dr. Pavel Kroupa (Universität Bonn und Karls-Universität Prag) und Dr. Eda Gjergo (Universität Nanjing), hat eine überraschende Entdeckung gemacht. „Unseren Berechnungen zufolge könnte es sein, dass diese Hintergrundstrahlung gar nicht existiert“, erklärt Kroupa. „Zumindest sind wir davon überzeugt, dass sie hinsichtlich ihrer Stärke überschätzt wurde.“

Die beiden Forschenden untersuchten elliptische Galaxien – eine frühe Galaxienform, die sich kurz nach dem Urknall gebildet haben soll. Das Duo berechnete die Entstehungszeit dieser Galaxien anhand ihrer heutigen Abstände und der Expansionsgeschwindigkeit des Universums. „Das Universum dehnt sich seit dem Urknall aus, wie ein Hefeteig, der aufgeht“, erläutert Kroupa. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Galaxien in nur wenigen hundert Millionen Jahren entstanden – eine extrem kurze Zeitspanne im kosmologischen Maßstab, wie Gjergo betont.

Frühe Sterne waren sehr leuchtstark – sind sie heute noch messbar?

Besonders spannend: Die Sterne in diesen Galaxien waren so leuchtstark, dass ihre Strahlung noch heute messbar sein müsste. „Unsere Berechnungen deuten daher darauf hin, dass ein Teil der kosmischen Hintergrundstrahlung eigentlich aus der Entstehung der elliptischen Galaxien stammt“, sagt Gjergo. „Und zwar mindestens 1,4 Prozent, möglicherweise aber sogar die gesamte Strahlungsmenge.“

Sollte diese Hypothese zutreffen, hätte das möglicherweise weitreichende Konsequenzen für das Standardmodell der Kosmologie. „Unsere Ergebnisse sind für das Standardmodell ein Problem. Vielleicht muss die Geschichte des Universums zumindest in Teilen neu geschrieben werden“, betont Kroupa. Die vollständige Studie wurde im Fachjournal Nuclear Physics B veröffentlicht. (tab)

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