„Söder beißt vor Wut in seinen McRib“: Im TV „verbündet“ sich Merz mit Scholz und Habeck
Die Kanzlerkandidaten Merz, Habeck und Scholz gaben am Abend in der Sendung „15 Minuten“ ihren Ausblick auf den Wahlkampf. Der dürfte nicht jeden erfreuen, wurde auf X vermutet.
Berlin – Gut drei Jahre nach seinem Amtsantritt beantragte der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwochabend die Vertrauensfrage im Bundestag und ging damit den ersten Schritt zu vorgezogenen Neuwahlen im Februar (23. Februar). Vollzogen wird das Vertrauensvotum am kommenden Montag. Auch die Kanzlerkandidaten stehen inzwischen fest, es gibt vier an der Zahl: Die Union stellt Friedrich Merz (CDU), die SPD den Noch-Bundeskanzler Scholz, die Grünen Robert Habeck und die AfD Alice Weidel.
Einen Einblick darin, was der Wahlkampf auf dem Weg zu den Neuwahlen im Februar bereithalten könnte, gaben die Kanzlerkandidaten Merz, Habeck und Scholz am Dienstagabend in der ProSieben-Sendung „15 Minuten“ unter Leitung der Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt. Unter dem Motto „PolitikUndAnstand“ gaben die Kanzlerkandidaten zum Besten, was sie vom nahenden Bundestagswahlkampf erwarten.
Noch amtierender Bundeskanzler Scholz betont, nach dem Wahlkampf „Kompromisse zu schmieden“
Die beiden Entertainer Winterscheidt und Heufer-Umlauf stellten den drei Kanzlerkandidaten jeweils fünf Minuten Redezeit bereit, wie auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Auffällig war, dass die kürzlich von ihrer Partei aufgestellte AfD-Kanzlerkandidatin Weidel nicht zur Sendung geladen wurde. Der noch amtierende Kanzler Scholz betonte: „Trotz aller nötigen Zuspitzung, trotz allem Ringen um Unterschiede müssen wir ehrlich und fair bleiben.“

Zwar diene der nahende Wahlkampf dazu, Unterschiede aufzuzeigen. Und dennoch: „Nach dem Wahltag geht es aber auch wieder darum, Gemeinsamkeiten auszuloten, Brücken zu bauen, Kompromisse zu schmieden, dafür brauchen wir einander. Es liegt an uns allen gemeinsam, allen demokratischen Politikerinnen und Politiker, den Medien und jedem Einzelnen von uns: Lassen wir uns einander vertrauen. Ich bin heute hier, um genau das zu versprechen“, erklärte Scholz weiter.
Unionskanzlerkandidat Merz setzte bei seinen Ausführung zum nahenden, vergleichsweise kurz bemessenen Wahlkampf schon grundlegend beim Wesen der Demokratie an. „Demokratie ist eben streitbar, aber sie ist genau deshalb auch lernfähig“, sagte der Unionsfraktionschef. Seinen Blick richtete Merz dabei auch auf seine Mitbewerber um das Kanzleramt, Habeck und Scholz aus der geschiedenen Ampel-Koalition.
Unionskanzlerkandidat Merz: „Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde“
Weiter betonte Merz: „Bei allen Meinungsunterschieden in der Sache sage ich aus tiefster Überzeugung: Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde. Sie sind politische Konkurrenten und Wettbewerber.“ Nur wenn man davon ausgehe, dass der andere auch einmal recht haben könne, werde man gemeinsam Lösungen finden. „Wir werden auch weiterhin, und das verspreche ich Ihnen, den Regeln des Anstands und des persönlichen Respekts in jedem Moment folgen“, resümierte der Kanzlerkandidat von CDU und CSU.
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Einen umkämpften, aber respektvollen Wahlkampf versprach auch Grünen-Kanzlerkandidat Habeck: „Olaf Scholz und Friedrich Merz würden andere Bundeskanzler als ich. Aber wie ich fühlen sie sich dem Wohle des Landes verpflichtet“, erklärte Habeck. Alle drei Kanzlerkandidaten eine, dass sie den gemeinsamen Regeln der liberalen Demokratie verpflichtet sind. Dies jedoch seien Regeln, „die andere brechen wollen, um unsere Demokratie zu zerstören“, mahnte der Grünen-Politiker.
An die Wähler gerichtet sprach Habeck den Rat aus, sich nicht einreden zu lassen, dass mit einer anderen Regierung alles anders werde. Die Wirklichkeit, mit der sich jede Regierung, gleich welcher Konstellation, auseinandersetzen müsse, sei dieselbe: „Wir leben mit der Gleichzeitigkeit der Krisen. Wir können sicher durch diese Krisen steuern, wenn wir Lösungen für die Probleme anbieten, statt die Probleme zu beklagen.“
X-Nutzer vermuten: CSU-Politiker Söder dürfte vom Auftritt der Kanzlerkandidaten nur wenig begeistert sein
In den sozialen Medien sorgte der Auftritt der Kanzlerkandidaten in der Pro7-Sendung von Heufer-Umlauf und Winterscheidt sogleich für rege Reaktionen. Davon dass Merz, Habeck und Scholz dabei Gemeinsamkeiten statt Differenzen betonten, zeigten sich Nutzer auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter) überrascht. Ein Nutzer vermutete etwa, dass die respektvollen Äußerungen eines versöhnlichen Tons nicht von allen Mitstreitern der politischen Parteienlandschaft hierzulande gleichermaßen positiv aufgenommen werden.
„Söder beißt gerade vor Wut in seinen McRib“, formulierte ein Nutzer in seinem X-Beitrag zynisch. Einerseits eine Anspielung darauf, dass der CSU-Landesvorsitzende von der Union nicht als Kanzlerkandidat aufgestellt worden war sowie andererseits auf einen Instagram-Post Söders, der vor über einem Jahr (23. November 2023) viral gegangen war. Unter dem Hashtag „söderisst“ postete der CSU-Politiker damals ein Foto seiner Mahlzeit bei der Fast-Food-Kette McDonalds, untertitelt mit den Worten: „Manchmal muss es schnell gehen: McRib mit Pommes. Aber für morgen habe ich wieder bessere Vorsätze.“
Gleichzeitig sicherlich auch eine Anspielung auf den Zwist zwischen dem CDU-Chef und dem CSU-Chef. Söder hatte sich zuletzt öffentlich gegen Friedrich Merz und seine Annäherungen an Robert Habeck für eine mögliche schwarz-grüne Koalition gestellt. Habecks Grüne haben sich ein wenig zum Feindbild für Söder entwickelt. Dass Merz sich nun – wenn auch natürlich für eine gute Sache – mit Habeck in gewisser Weise in einer TV-Sendung „verbündet“, könnte dem bayerischen Ministerpräsidenten also missfallen, scheinen auch die Zuschauenden zu vermuten.
Ein anderer X-Nutzer rezitierte in seinem Post Merz’ Worte, dass Scholz und Habeck „keine Feinde“ seien und fragte: „Sieht das sein Partner von der CSU auch so?“ Und auch ein wiederum anderer User der Plattform sah es mit einem provokanten Kommentar auf den CSU-Politiker ab. Er repostete einen Beitrag Söders aus der Reihe „söderisst“, in dem sich Söder einen Vanille-Krapfen essend zeigte. Nicht weniger zynisch als die anderen X-Nutzer überschrieb er das Foto mit den Worten: „Wer auch angefragt wurde, aber mit wichtigeren Dingen als #PolitikundAnstand beschäftigt war.“ (fh)