Trend Eisbaden – Unser Redakteur wagt den Selbstversuch im Maximiliansweiher in Steinhöring

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Was ist dran am Trend Eisbaden? Unser Redakteur Christian Schäfer (l.) tritt den Selbstversuch an - unterstützt wird er dabei von Robert Wetterstetter aus Steinhöring © MBS

Eisbaden liegt im Trend, aber warum nur? Ein Bericht unseres Redakteurs über 2 Minuten im Maximiliansweiher in Steinhöring. Welche Regeln wichtig sind...

Steinhöring – Da stehe ich nun am Sonntagmorgen im Regen und verfluche mich. Die Außentemperatur beträgt vier Grad, der Wind weht von der Seite, es fühlt sich deutlich kälter an. Und ich denke mir: „Was hast Du Dir dabei nur gedacht?“

Trend Eisbaden - Unser Redakteur wagt den Selbstversuch im Maximiliansweiher in Steinhöring

Ich stehe am Maximiliansweiher in Steinhöring und bin zum Eisbaden verabredet. Außer mir – welch Überraschung – ist niemand da. Schließlich kommen nicht viele auf die Idee, bei diesen Temperaturen schwimmen zu gehen. Obwohl: Eisbaden liegt im Trend. Immer mehr Fröstel-Enthusiasten hüpfen im Winter in das kalte Nass.

Christian Schäfer und Robert Wetterstetter auf dem Steg des Maximiliansweiher
„Versuche gleichmäßig weiter zu atmen und verfalle nicht in Panik.“ Robert Wetterstetter (l.) erklärt Hallo-Redakeur, wie er sich verhalten soll © MBS

Während ich noch einen Fluch ausstoße, kommt Robert Wetterstetter gut gelaunt mit dem Radl an – in neonfarbener Badehose und kurzem blauen T-Shirt. Ich, eher Polartyp, im Wintermantel, mit Mütze und Pulli, er, als ob er gerade nur kurz aus dem australischen Sommer vorbei schauen würde.

Der 34-Jährige aus Steinhöring geht seit vier Jahren regelmäßig zum Eisbaden, in manchen Wochen sogar zwei bis drei Mal. „Ich hatte früher ziemlich starken Heuschnupfen und habe gelesen, dass das Eisbaden helfen könnte – also habe ich es einfach mal probiert“, erzählt er. „Und ich habe festgestellt: das macht einfach richtig Spaß.“ Gut, das mit dem Heuschnupfen kann ich noch nachvollziehen, aber das mit dem Spaß zweifle ich doch stark an.

Während der Regen immer heftiger wird, erklärt mir Robert auf dem Steg des Maximiliansweiher, auf was ich achtgeben soll. Wobei nicht sonderlich viel bei mir ankommt, bin ich doch zu aufgeregt. „Gehe bestimmt ins Wasser, nicht zu langsam“, sagt er. Und: „Nimm es an! Verfall nicht in Panik, sondern versuche, gleichmäßig weiter zu atmen.“

Die ersten Schritte? Sie schmerzen einfach nur

Robert Wetterstetter und Christian Schäfer im Wasser
Im Wasser - die Temperatur des Maximiliansweiher beträgt an diesem Vormittag sieben Grad © MBS

Als ich meine Klamotten ausziehe (aufgrund meiner spärlichen Frisur lasse ich die Mütze auf) kommt mir das Ganze noch skurriler vor. Alles um uns ist grau, das grausige, kalte Wetter ist ein krasser Kontrast zu meinen gewohnten Badetagen am See. Es ist einfach nur kalt. Robert geht vor und läuft zielstrebig über den Einstieg in den See. Ich atme nochmals tief ein. Und laufe hinterher.

Regelmäßiges Eisbaden, so die Vermutung der Wissenschaft, könne das Immunsystem stärken und wertvolle Stoffe wie Adrenalin, Endorphine sowie entzündungshemmendes, körpereigenes Kortison frei setzen, wie Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der BARMER schreibt. Das mit dem Endorphinen kann ich zumindest bestätigen, aber dazu später mehr.

Bei meinen ersten Schritten ins Wasser – die Temperatur beträgt sieben Grad – fühlen sich meine Füße an, als ob sie explodieren würden. Und es wird nicht besser. Je tiefer ich ins Wasser steige, desto mehr fühlt sich dieses nicht mehr flüssig an, sondern eher geleeartig, als ob eine zähe Masse enormen Druck auf meinen Körper ausüben würde. Es tut einfach nur weh. Ich merke, wie meine Atmung deutlich schneller wird. Zum Fluchen habe ich keine Kapazitäten mehr.

Als mir das Wasser bis zur Brust geht, habe ich das Gefühl, überhaupt keine Luft mehr zu bekommen. Kurze Panik steigt in mir auf. Robert beobachtet mich genau, kommt einen Schritt auf mich zu. Aber: plötzlich ist alles gut. Ich bin drin!

„Ich habe mich überwunden, ich habe es tatsächlich gemacht“

Eisbaden Robert Wetterstetter taucht
Robert Wetterstetter taucht unter und schwimmt eine Bahn. Seit ungefähr vier Jahren geht er im Winter regelmäßig zum Eisbaden © MBS

Die wichtigste Regel beim Eisbaden lautet, niemals alleine ins Wasser zu gehen. Es ist eine enorme Belastung für den Körper. Für den Fall der Fälle ist Hilfe unerlässlich. „Eisbaden sollte man unbedingt trainieren“, erzählt mir Robert, als wir da so im Regen im eiskalten Wasser stehen. „Im Sommer kalte Duschen, im Herbst langsam damit anfangen.“

Nach circa einer Minute im Wasser stellt sich ein erstaunlicher Effekt ein: mir wird tatsächlich etwas warm. Und während Robert kurz untertaucht und eine Bahn schwimmt, verfluche ich mich für diese Idee gar nicht mehr so sehr. Ich habe mich überwunden, ich habe es tatsächlich gemacht.

„Denk einfach daran, dass Du Dich danach gut fühlen wirst“

„Es ist ein bisschen wie beim Sport“, erklärte mir Robert bereits vor dem eisigen Vergnügen. „Es kostet etwas Überwindung, aber denk währenddessen einfach daran, dass du dich danach gut fühlen wirst.“

Nach dem Eisbaden Christian Schäfer Robert Wetterstetter
Im Endorphinrausch: Redakteur Christian Schäfer (l.) bedankt sich bei Robert Wetterstetter für die „geile“ Erfahrung © MBS

Als wir nach knapp zwei Minuten wieder aus dem Maximiliansweiher steigen, knallen die Endorphine voll rein. Ich grinse, bin enthusiastisch. Als ich mich abtrockne und wieder in die warmen Klamotten hüpfe, durchströmen mich mehrere Wellen einer unglaublich angenehmen Wärme – ein Gefühl übrigens, was noch den ganzen Nachmittag anhalten wird. „Du wirst sehen, dass Du beim Eisbaden Deinen ganzen Stress ans kalte Wasser abgeben kannst“, sagte Robert vor dem Baden – recht hat er.

Wichtige Regeln beim Eisbaden

Langsam an die Kälte gewöhnen

Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden sollten kein Winterbaden praktizieren.

Dies gilt insbesondere für Menschen mit Kreislaufproblemen.

Im Zweifel ist ein Gespräch mit dem Arzt unerlässlich.

Gehe niemals alleine ins Wasser

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