Bayerischer Kult-Regisseur spricht über Ochsenrennen-Dreh - und ein besonderes Event am Wochenende

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In der Fernsehserie „Irgendwie und Sowieso“ gewinnt Ottfried Fischer ein Ochsenrennen. Regisseur Franz-Xaver Bogner erinnert sich an den Dreh der ikonischen Szene. Und er spricht über das Ochsenrennen, das 15000 Fans nach Münsing locken könnte. © Foto: BR/TZArchiv

Franz-Xaver Bogner war unwissend Ideengeber des Ochsenrennens, das am Sonntag in Münsing stattfindet. Am Donnerstag war er vor Ort - und begeistert von den Menschen.

Im Bierzelt herrscht üblicherweise gute Stimmung. Beim ersten Anzapfen ist sie meist noch ein klein wenig besser. Und wenn die Gastgeber eine solche Vorfreude versprühen, wie die Münsinger Ochserer vor dem Ochsenrennen, dann erst recht. Viele Gäste besuchten am Donnerstagabend das Festzelt der Großveranstaltung – einer davon zum ersten Mal. Und das, obwohl Kult-Regisseur Franz-Xaver Bogner mit seiner BR-Serie „Irgendwie und Sowieso“ unwissend so etwas wie der geistige Vater der Münsinger Ausnahmeveranstaltung ist.

Herr Bogner, wie war‘s im Bierzelt?

Das war ein schöner Ausflug. Münsing ist auch landschaftlich sehr schön, die Veranstaltung war gut und die Menschen, die daran beteiligt sind, sind mit viel Leidenschaft dabei. Die haben so eine direkte und originelle Art. Das mag ich.

Wie kam‘s das Sie zum Anzapfen gefahren sind?

Ich hab im Internet einen kurzen Film der Münsinger gesehen. Da haben sie zwei, drei Szenen aus „Irgendwie und sowieso“ nachgestellt. Ein sehr amüsantes Video, von Amateuren gemacht. So kam der Kontakt zustande.

Sie sind der Fachmann – welches Zeugnis stellen Sie den Münsinger Schauspielern und Filmemachern aus?

Mutig und motiviert würde ich sie nennen, glaube ich. Sie sind mit sehr viel Lust an der Sache dabei, das merkt man Ihnen auch an.

Nicht nur fürs Werbevideo im Vorfeld spielte Ihre Serie eine große Rolle – die ganze Ochsenrennen-Idee stammt aus „Irgendwie und sowieso“.

Ja. Für mich ist es überraschend, was dieses Trumm immer noch für eine Anziehung hat. Die Serie ist immerhin 40 Jahre alt. Und noch heute gibt‘s so viele Leute, die daran etwas finden. Es ist schon so lange her. Mich freut‘s natürlich.

Franz Xaver Bogner beim Bieranstich Münsing
Zusammen mit seiner Frau Sonja kam Franz-Xaver Bogner (in blau) zum Bieranstich nach Münsing. Die Veranstalter Anton Leinbach (li.) und Peter Bauer freuten sich darüber. © Privat

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, ein Ochsenrennen zu filmen?

Eigentlich war es nicht ich, sondern meine Frau Sonja, die auf diese Idee gekommen ist. Die hatte als Journalistin gearbeitet und mitbekommen, dass es irgendwo so eine Veranstaltung gegeben hat. Für mich war das damals ein Durchbruch. Beim Drehbuch hatten wir das Problem, dass wir nicht so wirklich einen Einstieg in die Geschichte gefunden haben. Das ist manchmal auch schwierig.

Wieso?

Weil man alles vorstellen will, was wichtig ist. Aber es darf nicht zu langweilig und zu viel auf einmal sein. Wir haben einen Trick probiert.

Welchen Trick?

Wir haben quasi eine Folge 0 vor der ersten Folge eingesetzt. Da hat das Ochsenrennen sehr geholfen.

An der Szene waren viele Statisten beteiligt. Wie lief der Dreh?

Da kamen sehr viele Leute aus der Region vorbei. In den vordersten drei Reihen oder so haben wir aber Menschen mit Kostüm hingestellt. Die Serie sollte ja im Jahr 1968 spielen, aber wir haben in den 1980er-Jahren gedreht. Ich glaube, wenn man genau hinschaut, könnte man in den hinteren Reihen bei der Szene Leute sehen, die recht normal angezogen waren. Wir haben eine wirkliche Veranstaltung aus dem Drehtag gemacht, damit ausreichend viele Komparsen vorbeikommen. Sonst wäre das wie Ben Hur in Niederbayern gewesen. Der Burschenverein Velden hat das damals ausgerichtet.

Die Münsinger bereiten seit Ewigkeiten ihr Ochsenrennen vor. Wie lange hat‘s bei Ihrem gedauert?

Ich habe mich am Donnerstagabend mit ein paar von den Organisatoren kurz unterhalten. Dass die seit vier Jahren allen Widrigkeiten trotzen, verdient Anerkennung. Es ist scheinbar so, dass man bei all den Verboten und Geboten heutzutage vieles beachten muss. Diese archaischen Aktionen durchzuziehen: Dafür braucht‘s viel Durchhaltevermögen. Aber auch unser Ochsenrennen war nicht ganz unkompliziert.

Wieso das?

Wir mussten das Ochsenrennen sogar als Sportveranstaltung anmelden, um das so machen zu können, wie wir es uns vorgestellt haben, mit so vielen Leuten beim Dreh. Ich glaube, der Ottfried Fischer ist bis heute der amtierende Meister im Ochsenrennen

Film-Fans wissen, wie es mit Ottfried Fischer nach Irgendwie und sowieso weiterging – was wurde aus Ringo?

In den ersten drei oder vier Jahren nach dem Dreh hat Ottfried Fischer den Ringo sogar noch regelmäßig besucht, das wissen glaube ich die wenigsten. Das Ochsen-Casting hatte er auch übernommen. Fischer hat den Ringo ausgesucht.

Wie hieß Ringo denn mit bürgerlichem Ochsen-Namen?

Ich weiß es nicht mehr. Für uns war er der Ringo.

Ringo läuft freilich nicht mit in Münsing. Wer ist denn Ihr Favorit für das Rennen am Sonntagmittag?

Ach, da habe ich keinen. Ich könnte nur den blöden Satz „der beste soll gewinnen“ sagen. Die Leute dort sind alle so engagiert und die stehen zu dem was sie machen, mit Leib und Seele. Das mag ich – und ich hoffe für sie, dass das Wetter gut ist, damit das Rennen ein Erfolg werden kann. Vielleicht schaffe ich es, dass ich selber vorbeikomme und mir das Event anschaue. Ich würde gerne. Die Idee gefällt mir nämlich gut.

„Irgendwie und sowieso“ hat heute immer noch viele Fans. Kennen Sie Gruppen, die genauso verrückt sind, wie die Münsinger, die sogar das Ochsenrennen nachstellen.

Das war und ist auch für mich ein totales Novum. Eines, das mich sehr freut. Es gibt Fans, die reisen als Gruppe von Frankfurt nach Niederbayern, um Drehorte zu sehen. Aber sowas, wie das Ochsenrennen in Münsing? Nein. Ich glaube, das ist tatsächlich ziemlich einmalig.

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