Unbemannter Kampfroboter: Ukraine entwickelt ferngesteuerten „Phantom-2“-Panzer
Die Ukraine entwickelt einen ferngesteuerten Kampfroboter. Er verspricht Feuerkraft ohne Lebensgefahr. Trotzdem muss sein Pilot noch nah dran sein.
Kiew – Die Ukrainer entwickeln mit dem Phantom-2 einen unbemannten Panzer, der aus bis zu 20 Kilometer Entfernung per Funk gesteuert werden kann. Er ist gut vier Meter lang, knapp zwei Meter breit und etwas mehr als einen Meter hoch, wobei die Aufbauten noch hinzukommen. Insbesondere soll er ihnen schwere Feuerunterstützung liefern. Dafür ist das Fahrzeug mit einer Waffenstation ausgerüstet, die mit verschiedenen Systemen bestückt werden kann, darunter eine Zwillingsmaschinenkanone und verschiedene Panzerabwehr-Lenkraketen. So kann der Phantom-2 es auch mit russischen Panzern aufnehmen.
Die ukrainischen Ingenieure haben außerdem eine alte Waffe recycelt: Sowjetische Kampfhubschrauber trugen B-8V20A-Werfertrommeln, die 20 ungelenkte Kleinraketen verschossen. Diese Systeme setzt der staatliche Rüstungskonzern Ukroboronprom nun neben die Waffenstation auf seine neuen Kampfroboter. Mit einer Reichweite von zwei bis viereinhalb Kilometern sollen sie den Soldaten an der Front Artillerieunterstützung liefern.
Ukraine entwickelt unbemannte Kampfroboter - und setzt sie gegen Russland ein
Verschiedene Einsatzsituationen sind möglich. Zum einen ist Phantom-2 dazu geeignet, durch gefährliches Terrain, das womöglich vermint ist und vom Feind unter Feuer genommen werden könnte, vorzurücken, um verwundete Soldaten zu evakuieren. Zum anderen wird das Fahrzeug mit seiner Feuerkraft wie ein normaler Panzer die Speerspitze eines Angriffs bilden können, dem Infanterie und andere bemannte Gefährte folgen – ohne Leben zu gefährden, falls er abgeschossen wird.
Phantom-2 | |
Waffentyp: | Ferngesteuerte Waffenplattform ohne Besatzung |
Hersteller: | Staatlicher Rüstungskonzern Ukroboronprom |
Fahrgestell: | 8x8 (vier Achsen), Ketten möglich |
Geschwindigkeit: | 58 km/h |
Bewaffnung: | 12,7 mm Maschinengewehr; 23 mm Zwillingsmaschinenkanone; B-8V20A Mehrfach-Raketenwerfer; „Barrier“, „Stugna-P“ und „Corsair“ Panzerabwehrraketen; 60 und 120 mm Mörser. |
Reichweite der Fernsteuerung: | 20 Kilometer über Funk |
Maße: | 4,2 x 1,84 x 1,2 Meter |
Die Ukraine hat bereits mehrere ferngesteuerte Fahrzeuge bei der Verteidigung gegen die Truppen von Kremlherrscher Wladimir Putin im Einsatz. Besonders nützlich ist ihr der Minenräumroboter Bozena 5 aus slowakischer Produktion, der aus fünf Kilometer Entfernung gesteuert werden kann und mit einer Walze Minen in seinem Weg zur Explosion bringt. Minen räumen kann auch der estnische Themis und dazu auch schon Verwundete evakuieren.
Mit dem vierrädrigen D-21-11 entwickelt die Ukraine außerdem einen weiteren ferngesteuerten Kampfroboter selbst, der jedoch erheblich kleiner sein soll als Phantom-2. Ähnliche unbemannte Minipanzer will die Ukraine bereits erfolgreich an der Front getestet haben, so das Maschinengewehr-Kart „Fury“ und den Kamikaze-Bombenbuggy „Ratel S“.
Auch Russland und die USA entwickeln unbemannte Kampfroboter für den Bodenkrieg
Auch die Russen setzen im Ukraine-Krieg auf unbemannte Kampffahrzeuge, die sie aus der Entfernung steuern: Im Februar 2023 behauptete Dmitri Rogosin, ein ehemaliger Vizepremier Russlands, dass noch im selben Monat „Marker“-Kampfroboter in die Ukraine geschickt würden, die darauf spezialisiert seien, NATO-Panzer wie den deutschen Leopard 2 auszuschalten. Bisher haben sie aber keinen sichtbaren Einfluss auf das Kampfgeschehen ausgeübt.
Meine news
Im Rahmen des Robotic Combat Vehicle (RCV) Programms wollen auch die USA, die für den Luftraum mit den Predator- und Reaper-Drohnen neue Maßstäbe setzten, unbemannte Bodenkampffahrzeuge für ihre Armee beschaffen. In Kürze werden sie dafür die ersten Aufträge an Lieferanten erteilen. Ähnliche Zielsetzungen werden bei der Entwicklung des „Optionally Manned Fighting Vehicle“ (OMFV) verfolgt. Die US-Armee will einen neuen Schützenpanzer, der ferngesteuert werden kann, um als eine Art Schutzschild voranzufahren, während Besatzung und Soldaten aussteigen und ihm folgen.
Mittlerweile sind Meldungen über Drohnenangriffe beider Seiten aus der Luft auf Ziele in der Ukraine und auch in Russland alltäglich. Das zeigt zusammen mit den jüngsten spektakulären Erfolgen der ukrainischen V5 Magura Marinedrohnen gegen die russische Schwarzmeerflotte, wie wegweisend die ferngesteuerten Waffen des Ukraine-Kriegs für die Kriegführung der Zukunft sein werden.