Trump startet Militärkampagne gegen Drogenkartelle – Venezuela kritisiert „außergerichtliche Hinrichtung“
Ein US-Angriff auf ein Boot vor Venezuela sorgt für Spannungen. Maduro sieht darin eine Bedrohung seiner Regierung. Die USA planen weitere Schritte.
Washington, D. C. – Die von US-Präsident Donald Trump lang angedrohte Militärkampagne gegen Drogenkartelle hat offenbar gerade erst begonnen. Bei einem US-Angriff auf ein Schnellboot mit mutmaßlichen „Narko-Terroristen“ vor der Küste Venezuelas kamen elf Menschen ums Leben. Aus Venezuela ertönt nun scharfe Kritik. Dennoch könnte der Angriff auf das Schnellboot erst der Anfang einer US-Militäroperation in der Karibik und einer Kampagne gegen Venezolaner sein.
Der Angriff auf das Schnellboot hatte sich am Dienstag (2. September) ereignet. US-Präsident Donald Trump sagte in einem Beitrag auf Truth Social, die Besatzung des Schnellbootes sei als Mitglieder der venezolanischen Bande Tren de Aragua unter der angeblichen Führung des Präsidenten von Venezuela, Nicolás Maduro, identifiziert worden – Beweise nannte er nicht. Die Gruppe war bereits im Februar von den USA als terroristische Vereinigung eingestuft worden, zusammen mit sieben weiteren Gruppierungen aus Mexiko und El Salvador.
Trumps Strategie gegen mutmaßliche Drogenkartelle: Maduro-Regierung in Venezuela übt scharfe Kritik
Nach dem Angriff auf das angebliche Narkos-Schnellboot warf die Regierung in der venezolanischen Hauptstadt Caracas den USA „außergerichtliche Hinrichtungen“ vor. „Sie haben elf Menschen ohne ordnungsgemäßes Verfahren ermordet“, erklärte Innenminister Diosdado Cabello. Das rechtfertige auch ein Verdacht auf Drogenhandel nicht.
Maduro stritt nach Trumps Vorwürfen Beziehungen zu Tren de Aragua ab und verwies auf eigene Anstrengungen in Venezuela, gegen die Gruppierung vorzugehen. „Sie streben einen Regimewechsel durch militärische Drohungen an“, mutmaßte Maduro laut der Time zur US-Strategie. Er kritisierte die Stationierung der US-Armee in der Region als „eine extravagante, ungerechtfertigte, unmoralische und absolut kriminelle und blutige Drohung“.
Die Oppositionsführerin Maria Corina Machado verteidigte den US-Angriff am Mittwoch im Sender Fox Noticias: Man müsse dankbar sein, dass Trump und seine Regierung Maduro als das behandelten, was er sei: „das Oberhaupt eines narko-terroristischen Regimes“. Machado durfte bei der Präsidentschaftswahl 2024 nicht kandidieren, gilt aber weiterhin als populärste Oppositionsfigur des Landes.
Trump will mit Angriffsvideo abschrecken – US-Regierung plant mit „Krieg gegen Drogenszene“
Die US-Regierung unter Donald Trump legitimiert den Einsatz von Militär in der Region bisher mit den Drogentoten in den USA. Hegseth sagte nach dem tödlichen Angriff gegenüber Fox News: „Ihr vergiftet unser Volk“. Dem venezolanischen Vorwurf, das von Trump geteilte Video des Angriffs sei KI-generiert, widersprach Hegseth.
Die Aufnahmen des Angriffs sollten zur Abschreckung dienen, argumentierte Trump. Der US-Außenminister Marco Rubio sagte am Mittwoch (3. September) dennoch, dass ähnliche Angriffe „wieder passieren werden“. Er betonte laut der Time: „Der Präsident der Vereinigten Staaten wird einen Krieg gegen die terroristischen Organisationen der Drogenszene führen.“
Die USA haben kürzlich sieben Kriegsschiffe und ein Atom-U-Boot mit mehr als 4.500 Soldaten in die südliche Karibik entsandt, weiteres Militärgerät soll offenbar folgen. Nach Angaben Trumps soll dies Teil seiner Strategie sein, konsequent gegen Drogenkartelle vorzugehen. Dafür soll Trump Anfang August laut anonymen Quellen der New York Times eine geheime Anweisung an das Pentagon unterzeichnet haben. In Venezuela wächst jedoch die Sorge, die Operation könne sich in Wahrheit gegen die Regierung von Nicolás Maduro richten.
Hegseth deutet Fortsetzung der Drogenkartell-Militärstrategie an: „Todernste Mission“
Jeder, der in der südlichen Karibik Drogen schmuggle und als Narko-Terrorist eingestuft sei, werde das gleiche Schicksal wie die Schnellboot-Besatzung erleiden, sagte der US-Verteidigungsminister Peter Hegseth am Mittwoch im Gespräch mit Fox News. Hegseth betonte: „Wir haben Einsatzkräfte in der Luft, im Wasser und auf Schiffen, denn dies ist eine todernste Mission für uns, und sie wird nicht mit diesem einen Schlag enden.“
Am Mittwoch erklärte Trump, an Bord seien „riesige Mengen an Drogen“ gefunden worden. Weil die Drogen in den USA „viele Menschen“ umbringen würden, hätte man das Boot nicht abgefangen und die Besatzung inhaftiert, so der Republikaner auf Truth Social. „Das ist jedem klar“, betonte der US-Präsident. Vieles bleibt bei dem Vorfall offen, inklusive einer legal geltenden Erklärung, warum die mutmaßlichen Drogenhändler nicht inhaftiert wurden.
Der Präsident der Vereinigten Staaten wird einen Krieg gegen die terroristischen Organisationen der Drogenszene führen.
Venezolaner unter Generalverdacht: Trump will temporären Schutzstatus aberkennen
Etwa zeitgleich zu den Angriffen hat die US-Regierung unter Präsident Donald Trump angekündigt, bestimmten Venezolanern den Schutzstatus abzuerkennen. Der temporäre Schutzstatus wurde 2021 unter dem damaligen Präsidenten Joe Biden (Demokrat) eingeführt worden. Die jetzige US-Regierung behauptete, dass der temporäre Schutzstatus Menschen ohne gültige Papiere zur Einreise „ermutige“. Laut US-Medien wären von der Änderung gut 250.000 Menschen betroffen, die sich mit Aberkennung der Sonderregel illegal in den USA aufhalten würden. Laut der dpa will die US-Regierung damit die Ausreise der Personen forcieren.
Die geplante Aberkennung des Schutzstatus steht wohl im Zusammenhang mit Trumps verstärktes Vorgehen gegen Drogenkartelle. „Sie haben Millionen von Menschen in unser Land gesendet. Viele von ihnen Tren de Aragua“, behauptete Trump. „Sie haben ihre Gefängnisse in Venezuela geleert und sie haben sie in die USA entleert.“ Die Trump-Regierung bezahle aktuell den Preis für die „Inkompetenz“ der Biden-Regierung. Der Plan sei, die Menschen schnell aus den USA auszuweisen.
Auch Hegseth sagte gegenüber Fox News: „Unter der Biden-Regierung starben in allen vier Jahren 100.000 Amerikaner an den Folgen des Drogenkonsums, wobei ein Großteil der Drogen aus Mittel- und Südamerika über unsere Südwestgrenze ins Land gelangte. Jetzt schließen wir die Grenze, aber Präsident Trump ist bereit, auf eine Weise in die Offensive zu gehen, wie es andere nicht getan haben.“ (lismah/dpa/AFP)