„Nicht überraschend“: Krankenkassen kündigen weitere Beitragserhöhungen an – Tabelle zeigt alle Beiträge 2025
„Schon heute ist klar, dass es 2026 weitere Erhöhungen geben muss“, warnt der Dachverband der Krankenkassen. Dabei werden die Krankenkassenbeiträge schon ab dem neuen Jahr deutlich teurer.
Berlin – Die Krankenkassenbeiträge werden teurer, und zwar nicht nur 2025. Nach einem bereits starkem Anstieg im neuen Jahr kündigen die Krankenkassen auch bereits für 2026 höhere Beitragssätze an. Das hohe Defizit in Milliardenhöhe muss gestopft werden. Die Gründe dafür sind vielschichtig. In einem Interview kritisiert Doris Pfeiffer, die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, die Politik, die sie für die steigenden Kosten verantwortlich macht.
Krankenkassen-Verband kündigt Beitragserhöhung an, um Milliarden-Defizit aufzufüllen
Die gesetzlichen Krankenkassen erwarten für das auslaufende Jahr ein größeres Defizit, als ursprünglich prognostiziert – und zwar liege es bei rund 5,5 Milliarden Euro. Das ist bis zu 1,5 Milliarden Euro mehr, als angenommen – und das trotz der gestiegenen Beitragssätze. „Wir schauen sorgenvoll auf die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung“, erklärt Pfeiffer In einem Interview mit der Rheinischen Post. Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands macht dafür die Politik der letzten Jahre verantwortlich: „Seit rund zehn Jahren erleben wir Gesundheitsminister, die zwar gut darin sind, über neue Gesetze die Ausgaben zu steigern, es aber versäumen, die Stabilität der Beitragssätze in den Blick zu nehmen“.
Die Krankenkassen befänden sich in einer äußerst prekären Lage. Einerseits stiegen die Ausgaben für Krankenhäuser und Medikamente „praktisch ungebremst“, zeitgleich werde die Versorgung der Menschen nicht besser. Doch anstatt die Strukturen zu reformieren, habe die Politik die Rücklagen der Krankenkassen abgeräumt, um die laufenden Ausgabenerhöhungen zu finanzieren. „Das konnte nicht gut gehen, aber auf unsere Warnungen wurde nicht gehört. Und jetzt, wo die Kassen die Rücklagen zur Stabilisierung der Finanzsituation brauchen würden, sind sie weg“, so Pfeiffer. Da bei mehr als der Hälfte der Krankenkassen die Rücklagen unter der gesetzlichen Mindesthöhe liegen, müsse es zu einer Beitragserhöhung kommen, um diese wieder aufzufüllen. Zum Teil erhöhen die Krankenkassen die Beiträge massiv, wie die Erhöhung der Techniker Krankenkasse zeigt.
Krankenkassen erhöhen: So teuer wird es ab 2025 – schon 2026 wird es nochmal teurer
Im nächsten Jahr wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag „um mindestens 1,0 Beitragssatzpunkte ansteigen“. Zudem wird auch der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte angehoben, damit die Pflegeversicherung zahlungsfähig bleibt. Pfeiffer: „Zum neuen Jahr gibt es über ein Prozent weniger Netto vom Brutto und die Politik nimmt das einfach so hin, anstatt entschlossen gegenzusteuern“.
Auch 2026 wird es teurer werden, denn für die Finanzierung des Umbaus der Krankenhausstrukturen müssen die gesetzlichen Krankenkassen ab 2026 pro Jahr 2,5 Milliarden Euro beisteuern – obwohl der Umbau eine staatliche Aufgabe sei. „Wir halten diese Regelung insgesamt für verfassungswidrig und prüfen gerade die Möglichkeiten einer Verfassungsklage dagegen“, so die Verbandsvorsitzende. Überraschend komme das nicht, laut Pfeiffer. „Insbesondere die letzten drei Gesundheitsminister haben die Kosten einfach laufen lassen und so getan, als sei genug Geld da. Dies hat erkennbar nicht funktioniert und das Ergebnis jetzt kommt keinesfalls überraschend“.

Tabelle: Hier findet man die günstigsten Krankenkassen-Zusatzbeiträge
Der Zusatzbeitrag der Krankenkassen wird prozentual auf das beitragspflichtige Einkommen erhoben. Da der allgemeine Beitragssatz von 14,6 Prozent die Kosten der Krankenkassen nicht vollständig deckt, ist die Erhebung eines Zusatzbeitrags notwendig. Dieser wird zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichmäßig aufgeteilt. Untenstehend die bundesweite Liste der Beiträge für 2024 und 2025 der Krankenkassen Deutschland. Zur Liste der regionalen Beiträge kommt man hier.
Krankenkasse | Zusatzbeitrag 2025 | Beitragssatz 2025 | Zusatzbeitrag 2024 | Beitragssatz 2024 |
---|---|---|---|---|
BKK firmus | 1,84% | 16,44% | 0,9% | 15,5% |
hkk | 2,19% | 16,79% | 0,98% | 15,58% |
Audi BKK | 2,4% | 17,0% | 1,0% | 15,6% |
Techniker Krankenkasse | 2,45% | 17,05% | 1,2% | 15,8% |
WMF BKK | 2,45% | 17,05% | 1,6% | 16,2% |
HEK | 2,5% | 17,1% | 1,3% | 15,9% |
BKK Linde | 2,5% | 17,1% | 1,5% | 16,1% |
TUI BKK | 2,5% | 17,1% | 1,5% | 16,1% |
DAK-Gesundheit | 2,8% | 17,4% | 1,7% | 16,3% |
BKK VerbundPlus | 2,85% | 17,45% | 1,55% | 16,15% |
BKK ProVita | 2,89% | 17,49% | 1,49% | 16,09% |
SBK | 2,9% | 17,5% | 1,7% | 16,3% |
R + V BKK | 2,96% | 17,56% | 1,4% | 16,0% |
energie-BKK | 2,98% | 17,58% | 1,59% | 16,19% |
Novitas BKK | 2,98% | 17,58% | 1,7% | 16,3% |
Salus BKK | 2,99% | 17,59% | 1,59% | 16,19% |
Heimat Krankenkasse | 3,1% | 17,7% | 2,50% | 17,1% |
IKK - Innovationskasse | 3,1% | 17,7% | 3,1% | 17,7% |
SECURVITA | 3,2% | 17,8% | 2,2% | 16,8% |
Pronova BKK | 3,2% | 17,8% | 2,4% | 17,0% |
Bertelsmann BKK | 3,2% | 17,8% | 2,5% | 17,1% |
BKK 24 | 3,25% | 17,85% | 3,25% | 17,85% |
Debeka BKK | 3,25% | 17,85% | 1,69% | 16,29% |
VIACTIV Krankenkasse | 3,27% | 17,87% | 3,27% | 17,87% |
BARMER | 3,29% | 17,89% | 2,19% | 16,79% |
Die Continentale BKK | 3,33% | 17,93% | 2,2% | 16,8% |
BIG direkt gesund | 3,39% | 17,99% | 1,65% | 16,25% |
IKK gesund plus | 3,39% | 17,99% | 2,39% | 16,99% |
IKK classic | 3,4% | 18,0% | 2,19% | 16,79% |
BAHN BKK | 3,4% | 18,0% | 3,4% | 18,0% |
BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER | 3,4% | 18,0% | 3,4% | 18,0% |
mkk - meine krankenkasse | 3,5% | 18,1% | 2,5% | 17,1% |
KKH Kaufmännische Krankenkasse | 3,78% | 18,38% | 3,28% | 17,88% |
vivida bkk | 3,79% | 18,39% | 2,49% | 17,09% |
Mobil Krankenkasse | 3,89% | 18,49% | 1,49% | 16,09% |
BKK Pfalz | 3,9% | 18,5% | 3,9% | 18,5% |
Knappschaft | 4,4% | 19,0% | 2,7% | 17,3% |
Q: Krankenkassen.de |
Pflegeversicherung steigt um 0,2 Prozentpunkte – das ist aber keine Lösung
Bereits vor Weihnachten warnte der Dachverband der Krankenkassen in einer Mitteilung vor weiteren Beitragserhöhungen der sozialen Pflegeversicherung ab 1.1.2025, in der er schrieb: „Immer aufs Neue die Beiträge zu erhöhen, löst die Probleme in der Pflege nicht“. Denn die Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte sei nur ein Notbehelf. „Die geplante Erhöhung wird im besten Fall bis zum Jahresende 2025 reichen, aber das grundsätzliche Finanzierungsproblem in der Pflege ist damit nicht gelöst“.
Fakt ist: Die Beiträge zur Pflegeversicherung werden für viele Versicherte im kommenden Jahr trotzdem erneut steigen, so wie auch die Leistungen für Pflegebedürftige in häuslicher Pflege und Pflegeheimen. Eine umfassende Reform der Pflegefinanzierung wird auch ein zentrales Thema im Wahlkampf sein. So meinte die SPD erst kürzlich: „Pflege darf kein Luxus sein“ – und will 600 Euro weniger Kosten pro Person.