Karl-Theodor zu Guttenberg - Gästetoiletten entlarven mehr als Wohnzimmer – was Ihr Bad über Sie verrät

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Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild Karl-Theodor zu Guttenberg steht vor einem Vorhang.
Montag, 10.02.2025, 10:22

Ob Duftkerze, Buch oder Musik – Gästetoiletten verraten oft mehr als das Wohnzimmer. Das stille Örtchen entlarvt. Karl-Theodor zu Guttenberg erklärt, warum auch Firmen-Toiletten einen Blick wert sind.

Die wunderbare Schauspielerin Elena Uhlig hat mich kürzlich zu ihrem stillen Örtchen eingeladen. Oder heißt es „auf ihr“ stilles Örtchen? Klingt jedenfalls verwegen.

Tatsächlich handelt es sich um ein erfolgreiches Talkformat auf YouTube, das Elena in das wohl gebräuchlichste - und in der Regel verschämt verschwiegenste - Ambiente verlegt hat. Ihr Badezimmer. Der Gast kann sich - gottlob - von außen zuschalten.

Den Ort, der alle Menschen auf ihre Natürlichkeit zurückwirft, bedeckt man gerne mit dem Mantel des Schweigens.
„Darüber spricht man nicht“, sagte einmal meine gestrenge Großmutter. Um mir wenig später, als ich ihr meine Furcht vor dem Lateinlehrer beichtete, zu raten, ich möge ihn mir doch auf der Toilette vorstellen. Das würde helfen. Sie hatte recht.

Diesen Hinweis kennt wohl jeder. Manche wenden ihn bis ins hohe Alter an. Ob despotisch veranlagte Spitzenmanager oder die Trumps, Putins und Kim Jong Uns dieser Erde wohl wissen, welchen charakterbildenden Fantasien sie ausgesetzt sind?

Über Karl-Theodor zu Guttenberg

Karl-Theodor zu Guttenberg wurde bekannt als Bundesminister. Heute ist der ehemalige Politiker Unternehmer, Co-Produzent und Moderator von Dokumentarfilmen und anderen publizistischen Formaten. Er veröffentlicht in englisch- und deutschsprachigen Medien. Seit Juni 2023 ist KT zusammen mit Gregor Gysi Host des Podcasts "Gysi gegen Guttenberg".

Gästetoiletten verraten mehr als jedes Wohnzimmer

Ein schambehaftetes Terrain. Dabei gibt es wenige Räumlichkeiten, die über Mitmenschen (und Unternehmen) mehr aussagen als Gästetoiletten. Im privaten Rahmen ist es der Ort in einem Haus, an dem man unauffällig Geschmack und Charakterzüge des Gastgebers bewerten kann.

Während etwa die Bücherwand im Wohnzimmer mit unberührten Suhrkamp-Buchrücken glänzt, finden sich die eigentlichen Inspirationsquellen auf dem Klo: Disneys „Lustige Taschenbücher“, gerne auch Loriot. Letzterer sagte einmal, dies sei der Platz, an dem er endlich die verdiente Beachtung erfahren würde. Verlage sollten einmal die auflagensteigernde Wirkung dieser besonderen Ablage bedenken.

Woanders begegnet man auf dem Örtchen Schopenhauer und Hayek. Mit Bleistiftnotizen am Rand. Es soll nur keiner daran zweifeln, dass man höchstens sich selbst, aber nicht den Geist erleichtert.
Ich kannte einen Politiker, der gedruckte Werke seiner Gegner neben den Klorollen platzierte. Es mag aber subtilere Wege geben, sein Missfallen auszudrücken.

Eine grassierende Unart sind Duftkerzen, deren Intensität zu halluzinativen Erscheinungen führt. Das kann einem freilich auch ohne derartige Accessoires passieren. Andere installieren Bewegungssensoren mit entspannenden Naturgeräuschen oder verkannten Liedtiteln wie „Sitting on the Dock of the Bay“ und „Let it Go“.

Immer wieder erstaunt bin ich, wie wenig Wert einige Unternehmen auf den Zustand ihrer Toiletten legen. Ein schmutziges Gästeklo ohne Handtücher ist stets auch Spiegel einer Firmenkultur - und nicht ein Escape Room mit Sonderaufgabe.

Am 22. Februar spreche ich mit Elena über die anstehenden Wahlen. Assoziationen, die einen Bezugspunkt in ihrem (un)gewöhnlichen Studio haben könnten, verbieten sich selbstredend.

PS: Es ist übrigens ein Märchen, dass Churchill auf einem winzigen Klo beim Versuch, sich zu erheben, ohne irgendwo gegenzustoßen, sein berühmter Satz eingefallen wäre, die Kunst sei, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen werde.

Einladung zum Nachdenken

Der frühere Spitzenpolitiker Karl-Theodor zu Guttenberg hat sich inzwischen einen gelasseneren, aber nicht minder scharfen Blick auf die Dinge angewöhnt. Er lässt uns auf charmante Art an seinen Alltagserlebnissen und Gedanken teilhaben.

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