Atom-Nation stellt sich hinter die Ukraine – Schwerer Schlag für Putin
Die Ukraine will den Fluss von Russland-Gas nach Europa stoppen. Die Slowakei schaltet sich ein. Eine neue Kooperation soll die Energiezufuhr sichern.
Kiew – Ab dem 1. Januar 2025 will die Ukraine kein russisches Gas mehr nach Europa durchleiten. Wichtige Lieferverträge laufen aus; eine Verlängerung kommt wegen des Ukraine-Kriegs nicht infrage. Einige europäische Länder stellt das vor Probleme, was ihre Energiesicherheit angeht. Ungarn zum Beispiel warnte bereits vor einer Energiekrise. Jetzt soll ein neuer Ukraine-Deal ein Teil dieser Probleme lösen.
Ukraine kooperiert mit Slowakei – Neuer Energie-Hub soll Versorgung sichern
Kiew und Bratislawa haben mit Arbeiten an einem Energie-Hub begonnen, das die Energiesicherheit in Osteuropa stützen soll. Das hatte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal auf einer Pressekonferenz mit seinem slowakischen Amtskollegen Robert Fico am 7. Oktober mitgeteilt, über die zuerst Kyiv Independent berichtet hat. Während Russland wieder und wieder die ukrainische Infrastruktur angreift und für Blackouts sorgt, hat sich die Slowakei zu einem der wichtigsten Partner für die Ukraine beim kommerziellen und notfallbedingten Export von Elektrizität entwickelt.

„Wir wollen, dass die Ukraine ordentlich durch den Winter kommt“, sagte Fico dazu. „Falls es Blackouts gibt, werden wir energetische Notfallvorräte schicken.“ Der neue Hub sieht die Nutzung von bereits existierenden Gasspeichern vor, außerdem eine stärkere Kooperation im Sektor Kernenergie. Weiter bekräftigten beide Länder noch einmal die Kooperation im Rahmen der Mukachevo-Velke-Kapusany-Stromleitung, die sie modernisieren wollen. Dabei handelt es sich um eine 51 Kilometer lange Überlandleitung, die von Mukacheve (Ukraine) nach Velke Kapusany (Slowakei) führt. Das Projekt soll 2028 beendet sein.
„In letzter Konsequenz werden wir unsere Export- und Importkapazitäten erweitern“, erklärte der ukrainische Ministerpräsident. Außerdem soll die Energiesicherheit beider Länder steigen. Im Sommer hatte die Slowakei der Ukraine noch mit einem Dieselstopp gedroht, sollten die Gaslieferungen wirklich ausbleiben.
Gas-Abhängigkeit von Russland – Slowakei konnte sich nicht schnell genug von russischem Gas lösen
Die Slowakei hat derzeit das Problem, dass die Ukraine zum Jahresende 2024 den Transit von russischem Gas durch ukrainische Pipelines stoppen will. Zwar hatten sich viele westliche Länder bereits innerhalb der letzten Jahre nach und nach vom russischen Öl und Gas gelöst, aber einige haben den Sprung – trotz zusätzlich geschenkter Zeit – noch nicht geschafft. Dazu gehören Österreich, das sich nur schwerlich aus langfristigen Lieferverträgen lösen kann, Ungarn und eben die Slowakei.
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Schmyhal hatte auf der Pressekonferenz bestätigt, dass die Ukraine den Transit-Deal mit Russland, der die Gaslieferungen überhaupt ermöglicht, nach Dezember 2024 nicht mehr verlängern will. Die „abhängigen“ Länder suchen daher unter Hochdruck nach Alternativen. „Wir verstehen die akute Abhängigkeit mancher Länder, im Besonderen der Slowakei, was diese Ressource angeht. Allerdings bauen wir auf eine Diversifizierung von Rohstoffen“, erklärte Schmyhal.
Slowakei als Atommacht – „Es produziert sauber und zuverlässig“
Ein Blick auf den Energiemix der Slowakei zeigt, dass das Land eines der fortgeschrittensten ist, was die Abkehr von Treibhausgasausstoß angeht. Wie das Energieportal LowCarbonPower unter Berufung auf Daten der Transparenzplattform ENTSOE berichtet, macht Kernkraft 60,18 Prozent des slowakischen Strommixes aus. Danach folgt Wasserstoff mit 21,15 Prozent. Seit 2023 läuft der dritte Reaktor des slowakischen Atomkraftwerks Mochovce – was die Slowakei an die „Weltspitze“ bringt, was den Anteil von Atomkraft am Strommix angeht. So berichtete die Tagesschau noch im November 2023.
„Dieses Kernkraftwerk ist in der Tat eines der interessantesten auf dem europäischen Kontinent. Es produziert sauber und zuverlässig Strom für die Slowakei – und ich würde sogar sagen, für Europa“, zitierte die Tagesschau dazu Rafael Grossi, den Chef der Energieagentur IAEA. Der Ausbau von Mochovce habe sich allerdings deutlich verzögert und damit verteuert. Der dritte und auch ein vierter Block sollten nach dem ursprünglichen Plan eigentlich schon seit zehn Jahren laufen. Umweltschützer aus Österreich haben allerdings Bedenken angemeldet. Gas, Öl und Kohle machen zusammen weniger als ein Zehntel des slowakischen Stromverbrauchs aus.
Russisches Gas in der EU – neue Sanktionen sollen den Handel unterbinden
Trotz der Mühen der europäischen Länder, sich von russischem Gas zu lösen, konnte Russland die Gas-Exporte in die Europäische Union (EU) in den ersten Monaten 2024 steigern. Das lag vorrangig an den Importen von verflüssigtem Erdgas. 18 Prozent der EU-Importe beim Gas entfielen wieder auf Russland. Mit einem neuen Sanktionspaket soll sich das jedoch wieder legen. Seitdem Russland den Ukraine-Krieg führt, hat der Westen wiederholt Sanktionspakete aufgelegt, um die Einnahmen Russlands aus Gas und Öl zu reduzieren.
Das historisch schlechte Ergebnis des russischen Gasriesen Gazprom für das Jahr 2023 war ein Beleg für die Wirksamkeit dieser Sanktionen.