Nach Militärmanöver: China macht Druck auf Taiwan – und schickt so viele Kampfjets wie noch nie

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Chinas Militärmanöver rund um Taiwan sind offiziell beendet. Dennoch schickt Peking erneut Kampfjets in die Region – so viele wie nie zuvor.

In Chinas sozialen Medien waren die Militärmanöver vom Vortag auch am Dienstag noch eines der wichtigsten Themen. Die martialischen Videos, die der chinesische Propagandaapparat mit Beginn der Übungen in Umlauf gebracht hatte, wurden auf der Plattform Weibo tausendfach geteilt. Zu sehen sind Kampfjets, die im Morgengrauen von einem Flugzeugträger starten, und Kriegsschiffe auf dem Weg Richtung Taiwan. Dazu Karikaturen, die den taiwanischen Präsidenten als Teufel darstellen.

In den Kommentarspalten mischte sich unter die nationalistisch aufgepumpte Euphorie bisweilen aber auch Enttäuschung. Denn die Übungen fielen kleiner aus als erwartet, nach nur einem Tag war der Spuk schon wieder vorüber. Es war wie jedes Mal in den vergangenen Jahren, wenn Peking Militärmanöver rund um den Inselstaat angeordnet hat: Mit jeder neuen Übung werden in China die Rufe lauter, endlich Ernst zu machen mit den Drohungen, Taiwan der Volksrepublik anzugliedern. Wann es wirklich so weit ist, weiß allerdings wohl nur einer: Xi Jinping, Chinas Staats- und Parteichef. Wohl noch zu Lebzeiten will der 71-Jährige Fakten geschaffen haben.

„Gemeinsames Schwert-2024B“: China reagiert mit Manöver auf Rede von Taiwans Präsident Lai

Die Manöver vom Montag waren die Reaktion auf eine Rede, die Taiwans Präsident Lai Ching-te vergangene Woche anlässlich des Nationalfeiertags des Landes gehalten hatte. In der Ansprache hatte Lai erklärt, Taiwan sei der Volksrepublik „nicht untergeordnet“. Peking betrachtet den Politiker als „gefährlichen Separatisten“ und wirft ihm vor, er wolle Taiwan offiziell für unabhängig von China erklären. Zuletzt hatte Peking zu Lais Amtseinführung im Mai Manöver rund um Taiwan abgehalten.

Die neuen Manöver waren nun deutlich kleiner, es wurden keine Übungen mit scharfer Munition angekündigt und auch keine Flugverbotszonen um Taiwan eingerichtet. Zudem wurden keine Raketenstarts registriert, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine taiwanische Quelle schreibt. Dem taiwanischen Verteidigungsministerium zufolge waren 17 Kriegsschiffe und 125 Kampfjets der Volksrepublik an der Übung beteiligt, die unter dem Namen „Gemeinsames Schwert-2024B“ firmierte. Chinas Staatssender CCTV berichtete, dass die chinesische Marine Patrouillenfahrten im Gebiet um Matsu und Dongyin abgehalten habe. Taiwan kontrolliert diese unmittelbar vor der Küste der Volksrepublik gelegenen Inseln.

Kampfflugzeuge der chinesischen Volksbefreiungsarmee in der Nähe von Taiwan (Archivbild). © Li Bingyu/Xinhua/dpa

Nach Militärmanöver rund um Taiwan: Experte spricht von „symbolischer“ Aktion Chinas

Von einer vor allem „symbolischen“ Aktion der chinesischen Regierung spricht der Analyst Sheu Jyh-Shyang vom Institute for National Defense and Security Research in Taipeh. „Das waren gar keine richtigen Übungen“, sagte Sheu IPPEN.MEDIA. Vielmehr wollte Peking unter anderem an die USA und die Europäer ein Zeichen senden. Sowohl in Washington als auch in vielen europäischen Hauptstädten werden seit einigen Jahren die Stimmen lauter, die sich für eine engere Zusammenarbeit mit der Regierung in Taipeh aussprechen.

Am Dienstag machte das chinesische Verteidigungsministerium klar, dass es den Druck auf Taiwan aufrechterhalten wolle. „Die Aktionen der Volksbefreiungsarmee werden mit jeder Provokation zur ‚Unabhängigkeit Taiwans‘ weiter vorangetrieben, bis die Taiwan-Frage vollständig gelöst ist“, schrieb das Ministerium in einer Erklärung. Wie um zu beweisen, dass man es ernst meint, schickte Peking erneut Kampfjets in die Region. Laut taiwanischem Verteidigungsministerium wurden binnen 25 Stunden 153 feindliche Kampfjets in der Nähe Taiwans gesichtet – so viele wie nie zuvor an einem einzigen Tag.

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