Neue Shell-Jugendstudie zeigt alarmierende Trends – vor allem bei jungen Männern

  • Jekaterina Jalunina
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Einen Rechtsruck unter Jugendlichen sehen die Forscher der neuen Shell-Jugendstudie explizit nicht. Allerdings machen sie unter männlichen Teenagern einen Trend aus.

Berlin – Die hohe Zustimmung zur AfD bei Wahlen in den vergangenen Monaten, insbesondere bei jungen Wählern, bereitet vielen Sorgen. Die Zahlen der Shell-Jugendstudie 2024 zeigen jetzt, wie Jugendliche die aktuellen Herausforderungen und Krisen unserer Welt erleben und gibt Aufschluss über ihre politischen Einstellungen.

Befragt wurden nach Angaben des Energieunternehmens Shell, das die Studie in Auftrag gegeben hat, 2.509 Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren. Sie machten Angaben zu ihren Einstellungen zu diversen Themen – unter anderem zu Familie, Freunden, politischen Einstellungen und aktuellen Konflikten in der Welt. Wissenschaftler der Universität Bielefeld und der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg werteten das Material in Zusammenarbeit mit dem demoskopischen Institut Verian aus. 

Ergebnis der Shell-Studie 2024: Deutlich mehr junge Männer positionieren sich „eher rechts“

Die Shell-Studie ergab: Der Anteil junger Männer, die sich politisch „eher rechts“ verorten, ist seit 2019 deutlich gestiegen. Demnach gaben bei der Befragung Anfang 2024 ein Viertel aller männlichen Jugendlichen in Deutschland an, politisch „rechts“ oder „eher rechts“ zu stehen.

Eine Kundgebung der AfD in Erfurt.

Im Jahr 2019 lag der Anteil noch bei 16 Prozent – und damit unter einem Fünftel. Bei jungen Frauen sei die Entwicklung mit einer leichten Steigerung von zehn auf elf Prozent im Vergleich zu 2019 dagegen eher stabil geblieben. Das geht aus der repräsentativen Shell-Jugendstudie hervor.

Shell-Jugendstudie angesichts hoher AfD-Zustimmung in Ostdeutschland nicht überraschend

Die Befunde der Forscher sind angesichts der jüngsten Wahlergebnisse bei den Landtagswahlen in drei ostdeutschen Bundesländern und der Europawahl nicht überraschend: Bei allen Wahlen war der Anteil junger Menschen, die sich für die AfD entschieden, besonders hoch. In Thüringen setzten laut Forschungsgruppe Wahlen 35 Prozent der Menschen zwischen 18 und 29 Jahren ihr Kreuz bei der in dem Land als rechtsextrem eingestuften Partei. 

Laut Studienautor Mathias Albert ist ein Teil der jungen Menschen besonders anfällig für populistische Thesen. „Wir sehen einen beachtlichen Anteil an verdrossenen Jugendlichen, insgesamt rund zwölf Prozent der jungen Leute. Daneben gibt es einen erheblichen Anteil kritischer und unzufriedener Jugendlicher“, sagte er.

Shell-Studie zeigt keinen Rechtsruck unter Jugendlichen in Deutschland

Einen pauschalen Rechtsruck unter jungen Leuten sehen er und sein Team aber nicht. Die Gesamtauswertung habe ergeben, dass sich Jugendliche im Mittel sogar „leicht links“ verorten würden, hieß es.

Auffällig sei aber unter anderem, dass junge Menschen unabhängig vom Geschlecht eine klarere Vorstellung zu ihren politischen Einstellungen hätten als noch vor fünf Jahren: Während 2019 noch etwa 17 Prozent der jungen Männer angaben, nicht zu wissen, wo sie politisch stünden, waren es 2024 nur noch acht Prozent, die zu dieser Frage „weiß nicht“ angaben. Bei jungen Frauen war die Entwicklung ähnlich. 

Das Spitzenpersonal der AfD: Ein Kommen und Gehen

AfD Parteitag 2013 in Berlin
Dr. Konrad Adam, Journalist und Mitgebründer der Alternative für Deutschland (AfD)
Konrad Adam, Bernd Lucke und Alexander Gauland auf dem ersten Parteitag der AfD in Berlin.
Bernd Lucke als Vorsitzender der AfD auf einem Parteitag
Das Spitzenpersonal der AfD: Ein Kommen und Gehen

Vertrauen in Demokratie laut Shell-Jugendstudie 2024 stabil – Kriegsangst steigt

Insgesamt sei das Vertrauen in Staat und Demokratie aber „stabil“, stellten die Forscher fest. Die heutige Generation habe es dennoch mit großen Sorgen zu tun. Die Weltpolitik habe „ihre Spuren hinterlassen“. 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, Angst vor einem Krieg in Europa zu haben. Ein ebenfalls großer Teil sorge sich um die wirtschaftliche Lage und eine möglicherweise wachsende Armut. (dpa/jal)

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