Wie kann die CDU verlorenes Vertrauen zurückgewinnen? Nach dem Leitartikel "Kümmert euch um eure Wähler, nicht um die AfD!" von FOCUS-Magazin-Chefautor Thomas Tuma diskutieren Leser über Strategie, Werte und Glaubwürdigkeit. Die Mehrheit sieht die Partei auf falschem Kurs – zu sehr mit Abgrenzung beschäftigt, zu wenig mit Lösungen. Andere betonen die Verantwortung, klare Grenzen zu wahren. Das Fazit der Debatte: Die CDU muss ihren Markenkern neu definieren.
Kritik am Selbstverständnis der CDU
Viele Leser beklagen, dass die CDU ihr Profil verloren hat. Sie werfen ihr fehlende Orientierung, mangelnde Bürgernähe und innere Zerwürfnisse vor. Diese Kritik verweist auf ein tieferes Problem: Ohne klare Identität sei die Partei kaum in der Lage, Wähler zu binden. Hier ist zu beachten, dass parteiinterne Differenzen und das Ausbalancieren von Flügeln historisch zur Union gehören – doch bei schwachen Umfragewerten verschärft sich jeder interne Konflikt. Nach aktuellen Umfragen liegt die Union bundesweit bei rund 25 Prozent (Union/CSU). Damit stehen Aussagen über einen "Niedergang" nicht allein auf subjektiver Wahrnehmung, sondern greifen an eine tatsächliche Herausforderung: Wie soll die CDU ihr Werteversprechen erneuern, wenn sie bereits vielfach als inhaltsleer wahrgenommen wird?
"Die meisten Wähler wandern gerade zur AfD ab, weil der letzte gemerkt hat, dass die CDU nur noch eine Linke ist." Zum Originalkommentar
"Guter Artikel. Der Niedergang begann mit Merkel, die alle populären Themen abdeckte, z.B. die Energiewende, um weiter an der Macht zu bleiben, ohne die eigene Identität zu beachten. Im letzten Bundestagswahlkampf gab es kein Wort über das 'C' im Namen. So kann man keine Wähler binden. Ohne Identität und ohne Moral (kein Versprechen hat Merz gehalten) geht die Partei unter." Zum Originalkommentar
"Ich kann gar nicht sagen, wofür die CDU steht. Kein Profil, keine Durchsetzungskraft und immer wieder wird zurückgerudert, sobald es etwas anstrengend wird. Eigentlich unwählbar." Zum Originalkommentar
"Seit sich die CDU Moral und Gesinnungsethik zuwandte, kommen ihr die Wähler abhanden. Zu viel Gut tut nicht gut." Zum Originalkommentar
"Mauern haben, wie die Geschichte gezeigt hat, nur geschadet und nie gehalten. Aber die CDU will gern das Wissen selbst sammeln und stürzt immer mehr ab." Zum Originalkommentar
Brandmauer-Debatte
15 Prozent der Kommentatoren kritisieren gezielt die "Brandmauer"-Politik gegenüber der AfD. Sie sehen sie als indirekte Stärkung linker Koalitionen und fordern eine Öffnung hin zu Mitte-Rechts-Bündnissen. In der CDU wird die Debatte zunehmend offen geführt: Ehemalige Parteifunktionäre plädieren für eine Abkehr von der strikten Ausgrenzung und stattdessen für transparente redaktionelle "rote Linien". Gleichwohl betonen führende Unionsvertreter weiterhin die Unvereinbarkeit mit der AfD.
"Friedrich Merz sagt über seine CDU ja ständig "Wir sind die Brandmauer". Um dieses Bild aufzugreifen: Die Mauer (CDU) bröckelt gewaltig; man muss sich nur die Umfragewerte insbesondere im Osten anschauen. Und irgendwann stürzt sie ein." Zum Originalkommentar
"Ob die Brandmauer richtig oder falsch ist, sei einmal dahingestellt. De facto ist sie Lebensversicherung für linke Politik in allen möglichen anderen Koalitionen, häufig gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung." Zum Originalkommentar
"Je höher die Brandmauer, desto größer die Verluste der CDU. Fehlt als nächster Turbo nur noch Koalitionen mit Rot, Grün und Dunkelrot." Zum Originalkommentar
"Wenn die CDU schon einiges an Forderungen der AfD übernommen hat, sollte die CDU die „Brandmauer einreißen und ersatzlos streichen!"" Zum Originalkommentar
"Es kommen schon Forderungen zur Aufhebung der Brandmauer. Die ersten in der CDU haben es verstanden. Die Bürger wollen eine Mitte-Rechts-Regierung." Zum Originalkommentar
Enttäuschung über das Establishment
Rund 19 Prozent der Leser kritisieren alle etablierten Parteien – insbesondere CDU und SPD – wegen gebrochener Versprechen, elitärer Politik und mangelnder Bürgernähe. Die Stimmung ist geprägt von Desillusionierung: Wer künftig noch glaubwürdig sein wolle, müsse über institutionelles Versagen hinaus neues Vertrauen schaffen. Diese Perspektive zeigt etwas Wichtiges: Die Unzufriedenheit richtet sich nicht nur gegen die CDU, sondern gegen ein zunehmend als intransparent empfundenes Politiksystem.
"CDU, SPD, Grüne haben sich die AfD redlich selbst verdient ..." Zum Originalkommentar
"Der Kanzler hätte alle seine gebrochenen Wahlversprechen erfüllen können und die Union stände viel besser da und unser Land auch. Das, was die Mehrheit der Bürger will, sollte auch die Union wollen. Aber vielleicht ändert sich jetzt etwas." Zum Originalkommentar
"Die Etablierten können der AfD sogar dankbar sein – dadurch kann man von seinem eigenen Versagen ablenken. Den Umfragewerten nach zu urteilen, hat der Wähler dieses Spielchen wohl durchschaut." Zum Originalkommentar
"Die Union scheitert mit der SPD genauso wie vorher die Ampel. Fast sogar noch schneller. Die meisten Ziele und Versprechungen gebrochen, nicht erreicht oder werden in Endlosschleifen diskutiert. Daraus folgt: Chance der Veränderung nahezu verpasst. Der Bürger sollte sich bei der nächsten Wahl genau überlegen, welche Partei in den vergangenen Jahren maßgeblich als "Dauerverhinderer" vieler, vieler Maßnahmen agiert und damit einen notwendigen Wandel permanent verhindert." Zum Originalkommentar
"Pech für die Wahllügnerpartei. Selber Schuld. Euch glaubt doch sowieso keiner mehr auch nur ein Wort." Zum Originalkommentar
Plädoyer für einen Wechsel
11 Prozent der Kommentatoren sehen die AfD inzwischen als echten politischen Ersatz für die CDU. Diese Zuschreibung überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass Umfragen die Union und die AfD derzeit bei ähnlichen Werten sehen. Doch eine solche Gleichsetzung von CDU und AfD belegt weniger programmatische Nähe als eine politische Enttäuschung – denn die strukturellen und inhaltlichen Unterschiede zwischen beiden Parteien bleiben erheblich.
"Das Programm der AfD, die letzte Rede von Frau Weidel, finden meine volle Zustimmung. Der CDU glaube ich nicht mehr. Eine AfD in Verantwortung wird auch irrlichternde Leute wie Höcke oder Krah kaltstellen. Oder in Koalitionen werden diese nicht zum Zuge kommen." Zum Originalkommentar
"Des Diskurs bestimmend – die Regierung verbal eines ihrer Hauptthemen übernehmend (Umsetzung wird überschätzt) bewegt sie nichtregierend sehr viel. Da ist jede Stimme gut aufgehoben. Mit Realchance demnächst ein Bundesland zu regieren, allein ohne linke Politik" Zum Originalkommentar
"Die AfD ist das, was einst CDU/CSU zu Zeiten von Helmut Kohl waren. Seien wir ehrlich, damals ging es uns besser und Politik diente dem Land und den Bürgern. Ziel waren Sicherheit und Wohlstand für alle, die daran mitarbeiteten." Zum Originalkommentar
"Heute bin ehrlich über die Kommentare überrascht. Selten so vernünftige gelesen, wenn es um die AfD geht." Zum Originalkommentar
"Die Schlagzeile bringt es auf den Punkt." Zum Originalkommentar
Kritik an der politischen Ausrichtung
Manche Leser werfen der CDU eine zu linke Ausrichtung vor: Themen wie soziale Gerechtigkeit, Identitätspolitik oder Umweltdiskurse würden überbetont, konservative Grundpositionen vernachlässigt. In ihrer Sicht rücke die CDU zu weit ins Zentrum — dadurch verliere sie ihr eigenes Profil und werde zur austauschbaren Mittepartei. Solch eine Kritik findet Resonanz in der Parteipolitik selbst: Einige CDU-Mitglieder fordern eine Rückbesinnung auf marktkonservative, kulturkonservative Positionen – gerade um Wähler zu halten, die sich in der Mitte oder rechts außen orientieren.
"Die wollen ihre Ideologie, die komplette Transformation, mit aller Gewalt zu Ende bringen. Die AfD und konservativ eingestellte Wähler, auch wenn diese mittlerweile zur Mehrheit werden, sind dabei nur im Wege." Zum Originalkommentar
"Merz sagte Links ist vorbei – herausgekommen ist Links ist dabei." Zum Originalkommentar
"Schade, dass die CDU so ein links-grüner Zipfelesverein geworden ist. Wenn Merz versucht, die Situation in Deutschland klar und objektiv zu bewerten, fällt ihm die Berliner CDU in den Rücken. Ihr habt noch zwei Wahlen Zeit, danach liegt die AfD bei 50 % +." Zum Originalkommentar
""Wer sich nur als Gegenentwurf von irgendwas definiert, hat offenbar nichts Eigenes mehr zu bieten." Da muss die CDU nur Richtung SPD gucken und sieht dann, dass diese These richtig ist." Zum Originalkommentar
"Nette Forderung Herr Tuma. Leider bleibt das ein Wunschtraum, da sich die CDU weiterhin von Linksgrün am Nasenring ziehen lässt." Zum Originalkommentar
Kritik am Management der CDU
Andere Leser wiederum monieren vor allem Führungsprobleme: Uneinigkeit, Machtinteressen und eine Orientierungslosigkeit im Umgang mit der AfD. Sie warnen, dass ohne klare Führung und kohärente Strategie eine effektive Opposition kaum möglich sei. In der Presse wird dieser Vorwurf regelmäßig aufgegriffen: Der Richtungsstreit zwischen Merz-Anhängern, alten Merkel-Verbündeten und Neuausrichtern erzeugt den Eindruck von Instabilität. Für Wähler, die Sicherheit und Verlässlichkeit erwarten, ist dieser Eindruck fatal – gerade in Zeiten hoher politischer Polarisierung.
"Die einzige Strategie aller "Demokratischen Parteien" ist, die AfD auszugrenzen, um vom eigenen Unvermögen sowie der damit einhergehenden Realitätsverweigerung abzulenken. Wohlwissend, dass man lange Zeit nicht mehr an die Schaltstellen des Landes kommt, wenn die AfD diese einmal übernommen hat." Zum Originalkommentar
"Die ganze CDU wird im Nasenring von Klingbeil durch das Zirkuszelt geführt, nur weil Merz Kanzler spielen will. Alles andere Gerede sind Ausreden." Zum Originalkommentar
"Die Präsidiumssitzung wird nichts ändern, solange die einflussreichen Merkelianer das Sagen haben. Wüst, Günther und Laschet geben doch regelmäßig in den Talkshows den Weg vor; mal werden die Grünen als Partner im Bund empfohlen, dann wieder eine Öffnung der CDU zu den Linken gefordert. Wach werden die Protagonisten erst, wenn der erste Ministerpräsident der AfD in einem Landtag sitzt und gleichzeitig die Umfragewerte der Union im Bund auf 20 % gesunken sind, und beides kann ja schon in knapp 5 Monaten der Fall sein." Zum Originalkommentar
"Ich stelle mir gerade dieses Treffen vor, dort werden die Linkslastigen der CDU/CSU versuchen, den anderen zu erklären, wie man auch ohne die AfD mit ins Boot zu holen regieren kann, und das wäre ganz einfach, man muss nur nach Thüringen schauen, also alle in ein Boot holen und schon bleibt die AfD draußen und ertrinkt vielleicht ja bald? Nur könnte das nach hinten losgehen, wenn der Wähler und das Recht kann man ihm nicht entziehen womöglich genau aus solchen Gründen gerade die AfD wählt und sie ganz alleine regieren kann ohne die anderen Parteien, die ja im selben Boot sitzen, aber nicht gemerkt haben, dass sie weder Wasser noch Essen auf dem Ozean treiben." Zum Originalkommentar
"Als CDU-Wähler stimme ich dem zu. Ich bleibe weiter dabei, dass Koalitionen mit der AfD nicht möglich sind. Aber wenn man bei Themen der gleichen Meinung ist, dann muss man diese Themen auch zusammen durchsetzen. Den Merz sollte es nicht jucken, dass es nach seiner Abstimmung mit der AfD über die Migration so einen Shitstorm gab. Irgendwer meckert immer, und die Linken halt besonders laut, auch wenn sie nur noch 30 % ausmachen. Aber da aus Rücksicht Politik gegen die anderen 70 % zu machen, darf nicht sein." Zum Originalkommentar
Bürgernähe und soziale Probleme im Fokus
Acht Prozent der Leser verlagern die Kritik weg von Strategie und Richtung hin zu konkreten Alltagsthemen: Renten, Steuern, Wohnkosten, soziale Gerechtigkeit. Für sie ist die Brandmauer-Debatte nur ein Ablenkungsmanöver von realen Problemen. Diese Perspektive ist relevant: Viele Politiker betonen in Wahlkämpfen, dass Themen der sozialen Sicherung und Infrastruktur wichtiger sind als theoretische Richtungsdebatten. Wenn eine Partei den Eindruck erweckt, sie verfalle in rhetorische Kämpfe statt Problemlösungen, verliert sie an Glaubwürdigkeit auf kommunaler und persönlicher Ebene.
"Die Lage ist zum Verzweifeln. Da hört der Bürger z.B. 48 % des Lohn-Bezuges soll als Rente nicht angerührt werden. Und er weiß, dass er 50 % seines Lohnes für die Mietkosten ausgibt. Derweilen hört er in der Presse von Brandmauern, Hilfe für Ukraine, Pensionserhöhung, Umwelthilfe, Sozial- und Bürgerhilfe usw. usw. Denkt über seine ihm verbleibenden 2 % nach. Da kommt ihm diese alberne "Brandmauer" als Beschäftigungstherapie für nutzlose Politiker vor. Zum Glück wurde beschlossen, dass er mit 85 Jahren noch vom Rollator aus seine 2 % verbliebenen Gelder durch Arbeit aufbessern kann." Zum Originalkommentar
"Ein Vorschlag der CDU, BZ, Politiker sollen in die Rentenkasse einzahlen. Was lächerlich ist, darum geht es nicht, solange die Rentenhöhe der Politiker, Beamten, nicht an die Rentenkriterien der Rente gebunden ist. Rentenpunkte, Rentenwert. 1135 Euro die durchschnittliche Rente." Zum Originalkommentar
""Kümmert euch um eure Wähler" geht nicht. Dann müsste ja ein Großteil der Steuereinnahmen für die Bevölkerung verwendet werden, z.B. für Wohnungsbau, Schulen, Infrastruktur wie ÖPNV, Kliniken, KiTas, Schulen usw." Zum Originalkommentar
Ironie
Ein Teil der Kommentare regiert ironisch, spöttisch oder zynisch auf die Situation: Sie machen deutlich, dass die Debatte für manche ohnehin surreal geworden ist.
"Wenn die CDU nicht bald die Brandmauer umschifft, dann wird es diese Partei innerlich zerreißen. So wie einige angeblich demokratische Parteien in der EU ..." Zum Originalkommentar
"Fehlt als nächster Turbo nur noch Koalitionen mit Rot, Grün und Dunkelrot." Zum Originalkommentar
""Merz sagte Links ist vorbei - herausgekommen ist Links ist dabei."" Zum Originalkommentar
Diskutieren Sie mit! Sollte sich die CDU stärker auf eigene Inhalte und Wählerinteressen konzentrieren, oder braucht es in Zeiten erstarkender AfD weiterhin eine klare Abgrenzung durch die Brandmauer? Wie sehen Sie die Rolle der konservativen Parteien in Deutschland künftig? Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren.
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