Island: Vulkangefahr steigt – auch in der Hauptstadt Reykjavik

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Zwei Erdbeben haben am Mittwoch die Halbinsel Reykjanes erschüttert. Ein neuer Ausbruch wird befürchtet. Auch in der Hauptstadt selbst steigt die Vulkan-Gefahr.

Reykjavik – Eigentlich wartet man in Island im Süden der Halbinsel Reykjanes auf einen neuen Vulkanausbruch in der Nähe der Eruption von Mitte Dezember. Doch nun sorgen zwei Erdbeben etwa 30 Kilometer näher an der Hauptstadt Reykjavik für Unruhe. Die Erdstöße mit der Magnitude von 4,5 und 3,9 wurden am späten Mittwochvormittag registriert, auch eine Reihe von Nachbeben gab es. Die Beben ereigneten sich im Vulkansystem Krysuvik etwa 25 Kilometer südlich von Reykjavik in einer Tiefe von etwa fünf Kilometern und waren in vielen Teilen Süd- und Westislands zu spüren. Ursache sind Experten zufolge tektonische Bewegungen, die zu Rissen in der Erdkruste führen können, in denen Magma aufsteigt.

Im Dezember öffnete sich nahe der Hafenstadt Grindavik eine Vulkanspalte. © ANTON BRINK/EPA

Vulkansystem erstreckt sich bis in Islands Hauptstadt

Das Spaltsystem des Krysuvik-Vulkans erstreckt sich bis an den Raudavatn-See am östlichen Stadtrand von Reykjavik. Der isländische Vulkanologe Haraldur Sigurdsson drängt darum darauf, dass im Hauptstadtgebiet eine Risikobewertung hinsichtlich der Erdkrustenbewegungen vorgenommen wird.

Karte des Erdbebengebietes
Diese Karten zeigen, dass die Erde zwischen dem vorigen Ausbruch beui Svartsengi und Reykjavik bebte, © Jessica Poteet/Facebook

„Ich denke, dies ist der Beginn eines mehrjährigen Prozesses der Krustenbewegung“, sagt er in der Zeitung Visir. „Die wird Jahrzehnte lang andauern, schätze ich.“ Der Forscher prognostiziert, dass weitere Gebiete der Reykjanes-Halbinsel bis hin zur Ortschaft Hengill 27 Kilometer östlich von Reyjkavik aktiv sein werden. 

Das Vulkansystem Krysuvík sei ein beachtlicher Vulkanherd. Erst im Sommer war der Vulkankrater Litli-Hrútur unweit der Epizentren der Beben ausgebrochen. Das Krysuvík-System reiche bis vor die Tore Reykjaviks. „Es gibt überall Risse, genau da. Es besteht also im Hauptstadtgebiet eine gewisse Gefahr“, sagt der Vulkanologe. Im Ballungsraum der Hauptstadt leben über 234.000 Menschen. Sogar direkt unter dem Stadtteil Hádegísmóa könne sich in einem Spalt Magma befinden, sagt er.

Vulkanologe: Lava könne bis in Reykjaviks Vororte fließen

Der Vulkanologe Ármann Höskuldsson fürchtet, dass bei einer Eruption des Krysuvík Lava in Richtung des Hauptstadt-Vorortes Hafnarfjördur fließen könne. Daher gelte es bald zu prüfen, welcher Lavaschutz dort eingebaut werden könne. „Es gibt dort zu viel Bebauung, sowohl ein wichtiges Industriegebiet als auch ein so großes Wohngebiet“, so der Wissenschaftler in Visir.

Der Litli-Hrútur brach im Sommer 2023 aus.
Die Beben ereigneten sich unweit des Vulkans Litli-Hrútur, der erst von Juli bis August Lava spie. © IMAGO/Carlo Alberto Conti

Auch ein weiterer Vulkanologe, Thorvaldur Thórdrson, sagt gegenüber der Zeitung, dass die Beben darauf hindeuten, dass sich die seismische Aktivität langsam Richtung Reykjavik verlagert. „Wir sind in eine Zeit der Vulkanausbrüche auf der Halbinsel Reykjanes eingetreten“, so Thorvaldur.

Im Süden der isländischen Halbinsel könnte es bald den nächsten Ausbruch geben

Als Nächstes erscheint jedoch ein neuer Ausbruch in der Nähe der Eruptionen im Dezember in Svartsengi und Grindavík als wahrscheinlich: „Die Landhebung verlangsamt sich, und das könnte ein Hinweis darauf sein, dass wir dort unten einen so hohen Druck erreicht haben, dass die Kruste so stark gedehnt wurde, dass sie möglicherweise fast den Bruchpunkt erreicht hat. Wenn es bricht, entsteht ein Riss, um den Riss herum kann Magma aufsteigen und es kann ausbrechen“, sagt Thorvaldur.

Am Abend des 18. Dezember 2023 brach nördlich von Grindavik eine rund drei Kilometer lange Lava-Spalte auf. Die Küstenwache musste wegen Schaulustiger eingreifen. Die Intensität des Ausbruchs ließ schnell nach, die Lava floss lediglich in unbewohntes Gebiet. Auch in Italien gab es lange Befürchtungen, dass der Supervulkan der phlegräischen Felder ausbrechen könnte. Derzeit ist die Lage dort relativ ruhig. Wie gefährlich Vulkanausbrüche seien können, zeigte Anfang Dezember die Eruption des Marapi in Indonesien, die 23 Menschenleben forderte.

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