Weil sie nicht schnell genug behandelt wurden: Brüder schlagen auf Klinik-Personal ein
In der Silvesternacht kommt es in einem Berliner Krankenhaus zu Ausschreitungen. Ein Patient und seine Brüder gehen auf das Personal los.
Berlin – Es ist unfassbar, was sich in der Silvesternacht im Berliner Sana Klinikum Lichtenberg zugetragen hat. Gegen 1 Uhr stehen drei Männer mehreren Ärzten und Pflegern gegenüber. Plötzlich kommt es zum Tumult und ein Mann schlägt auf einen Arzt ein. Über den Vorfall berichtete zunächst die Berliner Zeitung, der auch ein tonloser Mitschnitt der Überwachungskamera vorliegt.
Silvester-Angriff: Drei Personen sorgen für Tumult in Berliner Klinikum
Bei den Männern handelt es sich um einen 25-jährigen Patienten und um dessen zwei Brüder – sie sind 16 und 20 Jahre alt. Zu Beginn des Videos ist zu sehen, wie die Geschwister zunächst mit dem Klinikpersonal diskutieren. Die Mitarbeiter scheinen zunächst beschwichtigen zu wollen. Die Personen nähern sich an und beginnen eine Rangelei.
Ein Arzt entfernt sich von der Gruppe und geht in Abwehrhaltung. Dann verliert der älteste der drei Geschwister völlig die Kontrolle und schlägt dem Mediziner mit voller Wucht erst mit der linken und dann mit der rechten Hand auf den Kopf.
Zwei Personen bei Silvester-Angriff in Klinikum verletzt
Aus einem Nebenraum eilt eine Kollegin zur Hilfe. Sie stützt den benommenen Arzt, als der versucht, sich aufzurichten. Die Stimmung in der Gruppe bleibt aufgeheizt. Es bildet sich erneut ein Cluster. Der Täter macht weiterhin Drohgebärden gegen das Klinikpersonal. Er wird von anderen Personen zurückgehalten.
Der 42-jährige Arzt musste wegen seiner Kopfverletzungen ambulant behandelt werden. Auch ein 32-jähriger Krankenpfleger wurde verletzt. Der Grund für die Ausschreitung war, dass der Patient sich nach eigener Meinung nicht schnell genug und adäquat behandelt fühlte.
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Polizei nimmt Täter nach Silvester-Angriff in Gewahrsam
Der Tumult hat sich im Anschluss vor das Krankenhaus verlagert. Dort traf schließlich auch die Polizei auf die Gruppe. Die gibt an, dass die drei Männer betrunken gewesen seien. Bei der Durchsuchung wurden auch Drogen gefunden.

Die Polizei teilt mit: „Um die Sicherheit des medizinischen Betriebs der Rettungsstelle zu gewährleisten, wurde das Trio in Präventivgewahrsam genommen.“ Diese dauert in der Regel zwei bis drei Tage und kann nur in Ausnahmefällen auf bis zu fünf Tage erweitert werden.
Am Donnerstag hat das Klinikum mit einer Stellungnahme reagiert. „Wir sind schockiert von dem tätlichen Angriff, der in der Silvesternacht in unserer Notaufnahme stattgefunden hat“, heißt es in der Mitteilung. „Ein Mediziner und ein Mitarbeiter aus dem Pflege-Team wurden verletzt sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedroht und verbal angegriffen. Wir sind froh, dass es dem betroffenen Arzt und der Pflegekraft den Umständen entsprechend gut geht. Sie befinden sich nicht mehr in ärztlicher Behandlung und sind aktuell nicht im Dienst.“ Der Wachschutz werde in Zukunft ausgeweitet.
Klinikum bezieht Stellung nach Silvester-Angriff
In der Silvesternacht sei das Klinikum durch einen Sicherheitsdienst betreut wurden, als Reaktion auf die gestiegene Aggressivität. Schon im Vorjahr gab es in Berlin heftige Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsdienstpersonal. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass drei couragierte Angehörige einer Patientin selbstlos eingegriffen und die Situation gemeinsam mit unserem Team deeskaliert haben. Dies ist nicht selbstverständlich und erfordert großen Mut“, teilt das Klinikum weiter mit.
Das Klinikum im Berliner Stadtteil Lichtenberg weist darauf hin, dass es nicht selbst die Aufnahmen der Überwachungskameras in Umlauf gebracht habe.
Im Zuge der aggressiven Stimmung in der Silvesternacht sind in Berlin 300 Personen festgenommen worden. Bei den Ausschreitungen kamen drei Menschen ums Leben.