Umfrage zu Kanzler-Duell: Wie stehen die Chancen für Merz und Scholz?
Zwar wird der Bundeskanzler nicht direkt gewählt, doch spannend ist die theoretische Frage „Wen würden Sie als Kanzler wählen?“ allemal. Das Ergebnis einer neuen Befragung fällt knapp aus.
Berlin – Wenn der Bundeskanzler direkt gewählt würde, hätten laut einer Umfrage weder Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) noch Herausforderer Friedrich Merz (CDU) derzeit die Nase vorn. Beide kommen in einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild auf einen Wert von 30 Prozent - 35 Prozent würden sich weder für Scholz noch für Merz entscheiden.
Dabei schneiden beide besser ab als in der letzten Befragung: Merz, der seit der vergangenen Woche der designierte Kandidat der Union ist, legte um fünf Prozentpunkte zu, Scholz sogar um neun. Potenzielle Kanzlerkandidaten anderer Parteien standen in der Umfrage nicht zur Auswahl.
Umfrage: Mehrheit der Wähler bevorzugt für CDU/CSU mit Merz eine Koalition mit der SPD
Auf die Frage, mit wem CDU und CSU koalieren sollten, wenn sie mit Merz die Bundestagswahl im Herbst 2025 gewännen, nannten die meisten Befragten (34 Prozent) die „große“ Koalition mit der SPD. Auf Platz zwei (20 Prozent) kommt eine Koalition aus Union und AfD, die Merz jedoch ausgeschlossen hat.
Bei der „Sonntagsfrage“, wen man am kommenden Sonntag wählen würde, wenn dann die Bundestagswahl wäre, gab es wenige Veränderungen. Die AfD legte in einer Insa-Umfrage für die Bild am Sonntag um einen Punkt auf 20 Prozent zu, zuletzt erreichte sie diesen Wert im März. Die Union bleibt klar stärkste Kraft mit 32 Prozent (-1). Die SPD gewinnt einen Punkt auf 15 Prozent, Grüne (10 Prozent), BSW (10 Prozent) und FDP (4 Prozent) stagnieren. Die Linke liegt bei 2 Prozent (-1).
Wahlforscher: Merz als „Zugpferd“ für den Wahlkampf der Union
CDU und CSU einigten sich noch vor der Landtagswahl in Brandenburg auf einen Kanzlerkandidaten. Die CDU zeigte sich zufrieden, um die Gunst der Bürger muss Merz aber noch kämpfen. Merz als designierter Kanzlerkandidat ist nach Ansicht eines Wahlforschers kein „Zugpferd“ für den anstehenden Bundestagswahlkampf der Union. „Der Unions-Kanzlerkandidat hat in der Gesamtheit der Wählerschaft ein leicht negatives Image, bei den Unionsanhängern ein mäßig positives Ansehen. Damit fällt er als Zugpferd für den Wahlkampf der Union aus“, sagte Matthias Jung, Vorstand der Forschungsgruppe Wahlen, dem Tagesspiegel.
Merz habe es bisher an „strategischer Stringenz“ gefehlt, sagte Jung. In den vergangenen Monaten habe die von Merz geführte CDU „inhaltliche, strategische und koalitionspolitische Positionen relativ schnell gewechselt“, fügte er hinzu. „Merz wollte mal mit einem pointiert konservativen Profil die AfD halbieren. Diese Strategie ist gescheitert.“ Traditionell habe die Union zwar eine Kompetenz in der Wirtschaftspolitik, bei Merz sehe er aber das Problem, „dass er zu sehr auf eine unternehmensnahe Wirtschaftspolitik setzt, weniger auf das soziale Element der sozialen Marktwirtschaft“, so Jung.
Kanzlerkandidatenfrage: Scholz rechnet sich gegen Merz die besten Chancen aus
Eigentlich ist es eine gute Nachricht für den Bundeskanzler, dass die Union ihre Kanzlerkandidatenfrage geklärt hat. Noch bevor die Entscheidung offiziell verkündet wurde, schickte der SPD-Politiker aus dem kasachischen Astana einen freudigen Gruß an seinen Herausforderer: „Es ist mir recht, wenn Herr Merz der Kanzlerkandidat der Union ist.“
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In den letzten Wochen hat Scholz mehrfach betont, dass er sich gegen Merz die besten Chancen ausrechnet. Dennoch ist die Nachricht für ihn nicht ganz so positiv, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Entscheidung der Union verlief schneller und reibungsloser, als es sich die SPD vorgestellt hatte.
Fast ein Jahr vor der Bundestagswahl, die am 28. September 2025 stattfinden soll, hat die Union nun ihren Kandidaten – die SPD hingegen nicht. Scholz hatte zwar kurz vor der Sommerpause angedeutet, dass er selbst antreten möchte: „Ich werde als Kanzler antreten, um erneut Kanzler zu werden.“ Eine offizielle Entscheidung steht jedoch noch aus. Diese soll erst im Juni 2025 auf dem nächsten Parteitag getroffen werden. Der Parteivorstand könnte jedoch schon vorher festlegen. (dpa/jal)