Ungerechte Löhne - „Gerecht wäre es, wie Lehrer bezahlt zu werden": Erzieherin verrät, was sie verdient

Eine 33-Jährige arbeitet seit einem Jahr als Erzieherin in einem Kindergarten. Zuvor hatte sie nach ihrem Masterabschluss in Literaturwissenschaft ihr Geld im Kulturbereich verdient, sich dann aber für eine berufsbegleitende Ausbildung entschieden. Ihr Jahresgehalt beträgt 43.012 Euro brutto, wie sie dem „Spiegel“ anonym erzählt. 

Erzieherin: „Gerecht wäre es, wie Lehrer bezahlt zu werden"

Nach einer Weiterbildung verdient sie nun 163 Euro brutto mehr im Monat. „Gerecht wäre es, wie Lehrer bezahlt zu werden", sagt sie dem „Spiegel“. Sie betont die Wichtigkeit der frühkindlichen Bildung und findet die Gehaltsunterschiede zu Lehrern ungerecht.

Für ihre persönliche Motivation war das Gehalt bei der Berufswahl weniger ausschlaggebend. Allerdings räumt sie ein, dass ihr Einkommen die Familienplanung beeinflussen könnte: „Ich bin zufrieden und kann von meinem Gehalt gut leben - wenn ich drei Kinder hätte, wäre das anders.“ 

Erzieherin Kita
Nicole Unger kritisiert, dass ihre Arbeit weniger wertgeschätzt werde, obwohl sie ebenfalls einen Bildungsauftrag erfüllt. (Symbolbild) Getty Images

Viele Erzieher würden den Beruf wegen der Gehaltsstufen verlassen

Doch die 33-Jährige ist nicht die einzige Erzieherin, die die Bezahlung kritisiert. Eine Erzieherin aus Baden-Württemberg, die seit zehn Jahren in dem Beruf arbeitet, spricht gegenüber „BuzzFeed News Deutschland“ offen über die Probleme im Kita-Alltag. 

Verbesserungsbedarf sieht die 29-Jährige unter anderem bei der Bezahlung. Am Anfang steige man als Erzieherin beruflich schnell auf, doch irgendwann sei Schluss mit den Gehaltsstufen. Viele Kollegen würden deshalb aus dem Beruf aussteigen.

125.000 Erzieher fehlen bundesweit 

Das führt auch zu Personalmangel. Laut einer Studie des Paritätischen Gesamtverbandes fehlen mehr als zwei Erzieher pro Einrichtung, insgesamt sind es bundesweit rund 125.000 Fachkräfte. 

Juliane Meinhold, Leiterin Soziale Arbeit beim Gesamtverband, sieht darin ein „doppeltes Problem“: Der Mangel führe zu Überlastung und möglichen weiteren Personalausfällen, sagte sie laut der „Tagesschau“. Gleichzeitig leiden die Kinder, weil Aktivitäten und Förderung eingeschränkt werden.

Erzieher
Nächstes Jahr wird wieder über höhere Gehälter für Erzieher verhandelt. (Symbolbild) Getty Images

Frühere Gehaltserhöhungen für Erzieher seit 1. Oktober möglich

Rund drei Viertel aller Erzieher im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten im öffentlichen Dienst und fallen unter den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD SuE). Wie die Nachrichtenseite „Öffentlicher Dienst News“ berichtet, gab es zuletzt im April 2023 einen Tarifabschluss, der den Beschäftigten Gehaltserhöhungen brachte. 

Zum 1. Oktober 2024 traten verkürzte Stufenlaufzeiten in Kraft, die den Aufstieg in den Entgeltstufen beschleunigen und damit frühere Gehaltserhöhungen ermöglichen.

Anfang 2025 beginnt die nächste Tarifrunde

Die nächste Tarifrunde beginnt Anfang 2025. Die Gewerkschaft fordert eine Entgelterhöhung von 8 Prozent oder mindestens 350 Euro monatlich, um die steigenden Lebenshaltungskosten auszugleichen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. 

Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen um 200 Euro monatlich angehoben werden, um den Beruf attraktiver zu machen, berichtet „Öffentlicher Dienst News“. Flexible Arbeitszeitmodelle und zusätzliche Urlaubstage gehören ebenfalls zu den Forderungen.

Bundestag beschließt Gesetz für mehr Qualität in Kitas

Aber auch von staatlicher Seite gibt es Neuerungen im Bereich der Kindertagesstätten. Der Bundestag hat ein neues Gesetz verabschiedet, das die Qualität in deutschen Kitas verbessern soll

Das Gesetz, das am 1. Januar 2025 in Kraft tritt, sieht vor, dass die Länder in den kommenden zwei Jahren jeweils rund zwei Milliarden Euro vom Bund erhalten. Damit sollen vor allem mehr Erzieher eingestellt werden, insbesondere in Westdeutschland, wo laut Experten der TU Dortmund bis 2030 bis zu 90.000 Fachkräfte fehlen könnten.