Fotos zeigen bedenkliches Phänomen in Norditalien – Alpen-Gletscher mit dunklem Sand überzogen
Sahara-Staub färbt den Himmel oft in unheimliches Licht. Nun sind Spuren davon auf dem größten Gletscher in Norditalien zu sehen. Experten sind alarmiert.
Rom – Ungewöhnlich viel Schnee vom Winter und Frühling gab es in dieser Saison in den Bergen. Doch vielerorts ist die weiße Pracht von den Gletschern komplett verschwunden – das „ewige Eis“ schimmert in einer schmutzigen roten Farbe. Besonders im Trentino (Italien) beobachten Experten aktuell dieses ungewöhnliche Phänomen. Schichten des Saharastaubs sind deutlich zu sehen.
Rote Schicht: Größter Gletscher Italiens mit Sahara-Staub bedeckt
Die Bilder der Gletscherlandschaft wirken unwirklich: Eine dunkle Decke überzieht den Adamello-Gletscher-Komplex im Trentino. Wüstenstaub hat das Aussehen des Gletschers verändert, wie Videos und Fotos der italienischen Commissione Glaciologica SAT (Società degli Alpinisti Tridentini) auf Facebook zeigen.
Die Gletscherkommission kommentiert Drohnenaufnahmen der Adamello-Mandrone Gletscherfront in Richtung Genua-Tal mit den Worten: „Die Situation ändert sich aufgrund der Temperaturen dieser Tage rasant und somit legt der Schnee den unten stehenden Gletscher frei“.
Phänomen in den Alpen ein Problem für die Gletscher
Im Frühjahr 2024 brachte eine starke Südströmung tonnenweise Sahara-Staub nach Europa. Auch in Deutschland waren spektakuläre Lichtstimmungen am Himmel zu sehen, dazu ging sogenannter „Blutregen“ nieder. Die Spuren davon sind jetzt in den Alpen besonders an den Gletscher zu sehen.

Cristian Ferrari, der Präsident der SAT und langjähriges Mitglied der Glaziologischen Kommission (Società degli Alpinisti Tridentini), erklärt laut suedtirolnews.it: „Die Sahara-Staubpartikel, die sich auf der Schneeoberfläche abgelagert haben, verändern die Albedo, also das Reflexionsvermögen des Schnees“.
Meine news
Sahara-Staub beeinflusst Albedo-Effekt
Je höher der sogenannte Albedo-Wert, desto mehr Sonnenlicht wird reflektiert. Ein perfekt weißer Körper reflektiert und hat einen Albedo-Wert von eins. Ein schwarzer Körper hingegen, der die Strahlung vollständig absorbiert, hat einen Wert von null, erläutert die Gletscherkommission SAT auf Facebook. Sauberer Schnee hat demnach einen Albedo-Wert von 0,9, der sinkt, je schmutziger er wird.
Der Sahara-Staub verstärkt den Schmelzprozess. Die schwere Staubschicht lässt den Schnee schneller schmelzen, so die SAT. Und das, obwohl vor zwei Monaten noch überdurchschnittlich viel Schnee auf dem Gletscher lag. Das Eis ist so der Sonne in den Sommermonaten ausgeliefert.
Der Trentiner Gletscher schrumpft seit Jahren. Seit 2015 wurde ein Flächenverlust von 50 Hektar, was der Größe von 70 Fußballfeldern entspricht, verzeichnet. Wie sich die aktuelle Schneeschmelze durch den Sahara-Staub auswirkt, bleibt abzuwarten.
Auch den Gletschern in Österreich geht es „hundsmiserabel“. Laut Experten der Universität Graz und des Österreichischen Alpenvereins ist ihr Verschwinden unaufhaltbar. Trotzdem gibt es Pläne für einen Lift-Neubau an einem unverbauten Alpen-Gletscher. (ml)