Grünes Jobwunder? VW baut Stellen ab – Ampel-Regierung gerät unter Druck

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Die Volkswagen AG im sächsischen Werk in Zwickau ist ein Beispiel dafür, dass die grüne Transformation besser laufen könnte. © Hendrik Schmidt/dpa

Die Nachfrage nach Elektroautos und Wärmepumpen sinkt, während die Bundesregierung ihre Klimaziele verfolgt. Experten äußern Bedenken über die Umsetzung. VW muss bereits drastische Maßnahmen ergreifen.

Zwickau – Die grüne Transformation, die Deutschland bis 2045 emissionsfrei machen soll, stößt auf Hindernisse. Die Technologien, die dieses Ziel ermöglichen sollen, verzeichnen Umsatzrückgänge. Unternehmen in diesem Sektor erleben Rückschläge und Experten kritisieren die von der Bundesregierung festgelegte Transformationswende. Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnet den menschengemachten Klimawandel als „eine Herausforderung, die für diese Bundesregierung von Tag eins an höchste Priorität hatte und weiterhin hat“.

Die Volkswagen AG im sächsischen Werk in Zwickau ist ein Beispiel dafür, dass die grüne Transformation besser laufen könnte. Laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen lässt der größte Autokonzern Deutschlands bei 1000 bis 1200 Mitarbeitern die befristeten Verträge auslaufen, da die Nachfrage nach Elektroautos nachlässt. Die ersten Mitarbeiter wurden bereits vor einigen Monaten entlassen und die letzten Verträge laufen bis 2025 aus. Aktuell sind rund 11.000 Mitarbeiter im Werk in Zwickau beschäftigt, darunter 2700 befristet Eingestellte für den Bereich Elektromobilität.

Obwohl die Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen, dass die Anzahl der batteriebetriebenen Elektroautos im letzten Jahr um 11,4 Prozent zugenommen hat, ist dieser Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr deutlich geringer. Im Jahr 2022 gab es noch einen Anstieg von 30 Prozent. Die Zulassungen von Plug-in-Hybriden gingen im letzten Jahr stark zurück und verzeichneten einen Rückgang von 51,1 Prozent.

Heizungshersteller Viessmann muss Kurzarbeit anmelden

Auch in anderen Sektoren gab es einen Rückgang der Nachfrage. Der Heizungshersteller Viessmann meldete für Juli und August an seinem Stammsitz im nordhessischen Allendorf Kurzarbeit an, wovon rund 1200 Mitarbeiter betroffen sind. Ähnlich ergeht es dem Heizungshersteller Stiebel Eltron, der ebenfalls Kurzarbeit anmeldete. Vaillant baut zudem dreihundert Stellen ab.

Der Absatz von Wärmepumpen ging laut dem Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) um etwa 52 Prozent zurück. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 46.000 Wärmepumpen installiert, im Jahr zuvor waren es noch 96.500. Der Verband nennt als Grund die Unsicherheit der Verbraucher, die durch die politische Debatte in Bezug zur Förderung und Gesetzlichkeiten entstanden ist. „Offenbar gab es bei vielen Herstellern eine Fehleinschätzung zur Nachfrage“, sagt ein Experte des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) in einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen. Er ergänzt, dass in diesen Fällen Überkapazitäten aufgebaut worden sind.

Immer weniger ausländische Investitionen in Deutschland

Der Rückgang von ausländischen Investitionen in Deutschland bringt immer weniger Geld ins Land. Viele Unternehmen investieren bevorzugt in Ländern mit billigeren Produktionskosten. So plant der chinesische Elektroautohersteller BYD beispielsweise ein Werk in Ungarn für 2027 und sein Konkurrent Chery plant seinen Ausbau in Spanien.

Die Bundesregierung will die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent senken und bis 2045 soll Deutschland komplett klimaneutral wirtschaften. Rund 211,8 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) sollen dafür zwischen 2024 und 2027 bereitgestellt werden. Der Förderschwerpunkt liegt dabei mit 18,9 Milliarden Euro in diesem Jahr auf benötigten Sanierungen und Neubauten. Im Jahr 2024 stehen insgesamt 49 Milliarden Euro für Klimaschutzzwecke aus dem Fonds zur Verfügung.

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der Staat im Jahr 2021 weitaus weniger in den Klimaschutz investiert hat. Rund 14 Milliarden Euro hat er 2021 ausgegeben, ohne Investitionen und laufende Ausgaben zu berücksichtigen. Im Jahr 2020 waren es noch 15,5 Milliarden.

145 Milliarden Euro Schäden zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels

Mindestens 145 Milliarden Euro Schäden sind zwischen 2000 und 2021 durch die Folgen des Klimawandels entstanden, so eine Studie des Bundesministeriums für Umweltschutz. Bis zum Jahr 2050 könnten bis zu 900 Milliarden Euro anfallen. Andere Studien schätzen die Kosten für den Klimawandel auf weit mehr - bis zu Billionen von Euros könnten entstehen.

Die Leiterin des ifo Zentrums für Energie, Klima und Ressourcen kritisiert die Klimaschutzmaßnahmen der Regierung. Sie betont in einer Pressemitteilung, dass die Festlegung jahresgenauer Emissionsziele sich negativ auf die Innovationsaktivitäten von Unternehmen auswirken könnte. Der Vorsitzende der deutschen Naturschutzorganisation Bund äußert sich ebenfalls kritisch zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung. Er betont, dass noch erhebliche Anstrengungen notwendig sind, um die Klimaziele zu erreichen. Insbesondere die Bereiche Gebäude und Verkehr, die sich als besonders langsam in der Umsetzung erweisen, müssen intensiviert werden, um überhaupt Klimaneutralität zu erreichen. Die Bundesregierung steht somit immer noch vor der Herausforderung, die größte globale Herausforderung anzugehen.

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