Koalitionsvertrag: Merz-Regierung will Elterngeld deutlich erhöhen – wie viel es bald mehr gibt

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Die neue Bundesregierung plant eine deutliche Erhöhung des Elterngeldes. Auch Pflegeeltern profitieren. Was sich 2025 ändern soll.

Berlin – Es waren harte Verhandlungen. Doch seit dem 9. April steht fest: CDU/CSU und die SPD konnten sich, auf insgesamt 144 Seiten, auf einen Koalitionsvertrag einigen, mit dem Ziel Deutschland und seine Wirtschaft zu stärken. Dieser muss von der Basis der SPD und CDU sowie vom CSU-Vorstand aber noch abgesegnet werden. Die Ergebnisse sind im Koalitionsvertrag mit dem Titel: „Deutschlands Zukunft gestalten“ seit heute einsehbar.

Koalitionsvertrag steht: Merz-Regierung will Elterngeld deutlich anheben

Darin auch enthalten: Eine umfassende Reform des Elterngeldes. CDU, CSU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag auf deutliche Verbesserungen für Eltern geeinigt. Demnach soll die finanzielle Leistung, die Eltern nach der Geburt eines Kindes zur Unterstützung erhalten, spürbar erhöht und flexibler gestaltet werden. Wie aus einem Entwurf des Koalitionsvertrags hervorgeht, soll sowohl der Mindestbetrag von derzeit 300 Euro als auch der Höchstbetrag von 1800 Euro monatlich angehoben werden. Eine konkrete Summe wurde bislang allerdings noch nicht genannt.

Das Elterngeld wurde 2007 eingeführt – seitdem blieb die Höhe der monatlichen Leistungen unverändert. Das hat Folgen: Durch die Inflation hat das Elterngeld rund 38 Prozent seiner ursprünglichen Kaufkraft eingebüßt, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Vor diesem Hintergrund erscheint eine Anpassung überfällig. Fachleute fordern seit Jahren eine Reform, die der veränderten wirtschaftlichen Realität Rechnung trägt.

Auch wenn noch viele Details offen sind – etwa zur konkreten Höhe der geplanten Elterngelderhöhung –, ist klar: Die neue Koalition hat das Thema Familienförderung prominent auf ihre Agenda gesetzt. © IMAGO / HalfPoint Images

Mehr Gleichstellung: Pflegeeltern sollen erstmals Elterngeld erhalten

Eine zentrale Neuerung betrifft Pflegeeltern: Auch sie sollen künftig Anspruch auf Elterngeld haben. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu: „Wir stärken die Rechte von Pflegeeltern und führen für sie ein Elterngeld ein.“ Damit wird eine Lücke geschlossen, die bislang vor allem Pflegefamilien benachteiligt hat, die Kinder dauerhaft oder zeitweise in ihre Obhut nehmen.

Ein weiterer Baustein der Reform ist die Einführung des sogenannten ElterngeldPlus. Ziel ist es, Eltern einen längeren Bezugszeitraum in Kombination mit einer Teilzeitbeschäftigung zu ermöglichen. Nach Angaben aus dem Koalitionsvertrag soll es Eltern künftig möglich sein, für bis zu 28 Monate Elterngeld zu beziehen, wenn sie gleichzeitig 25 bis 30 Wochenstunden arbeiten. Der bislang vorgesehene doppelte Verbrauch des Anspruchs bei paralleler Teilzeitarbeit entfällt. Zusätzlich soll ein Partnerschaftsbonus eingeführt werden: „Mit dem ElterngeldPlus werden wir einen Partnerschaftsbonus z. B. in Höhe von zehn Prozent des Elterngeldes einführen“, heißt es im Vertrag. Anspruch darauf haben Elternpaare, die zeitgleich einer Teilzeitbeschäftigung im genannten Stundenumfang nachgehen.

ElterngeldPlus und Partnerschaftsbonus: SPD setzte zusätzliche Akzente in den Verhandlungen

Bereits im Februar 2025 hatte die SPD umfassende Pläne zur Weiterentwicklung des Elterngeldes vorgestellt. Die Partei wollte, laut ihrem Parteiprogramm, die Bezugsdauer des Elterngeldes von 14 auf 18 Monate verlängern. Jeder Elternteil sollte dabei sechs Monate nicht übertragbares Elterngeld erhalten. Weitere sechs Monate könnten flexibel zwischen den Partnern aufgeteilt werden. „Das Elterngeld und die Elternzeit bleiben eine Erfolgsgeschichte“, heißt es dazu im SPD-Programm.

Ein weiteres familienpolitisches Ziel betrifft die sogenannte „Familienstartzeit“. Väter oder Partner sollen künftig in den ersten zwei Wochen nach der Geburt eines Kindes bei voller Lohnfortzahlung freigestellt werden. Dieses Modell erinnert an internationale Vorbilder wie Schweden oder Norwegen und soll laut SPD „Partnerschaftlichkeit fördern“ und „den Eltern mehr Zeit für die Familie geben“.

Neue Bundesregierung plant Elterngeld-Reform: Auch Selbstständige sollen profitieren

Auch selbstständige Mütter sollen künftig besser abgesichert werden. Die SPD hatte bereits zu Jahresbeginn ein Konzept angekündigt, mit dem auch diese Gruppe einen gesetzlichen Mutterschutz erhalten soll. „Wir wollen den Mutterschutz auf Selbstständige ausweiten“, erklärte die Partei in ihrem Regierungsprogramm. Zur besseren Unterstützung von Familien im Alltag ist auch der Aufbau einer bundesweiten Dienstleistungsplattform geplant. Diese soll es ermöglichen, haushaltsnahe und familienunterstützende Dienstleistungen schnell und unkompliziert zu finden. Ziel sei es laut Koalitionsvertrag, „legale gewerbliche Anbieter […] leicht zu finden und in Anspruch zu nehmen“.

Wer welchen Ministeriumsposten übernimmt, ist derzeit noch nicht bekannt. In der Pressekonferenz vom 9. April 2025 ließ die neue Regierungskoalition die Fragen offen, wer künftig welche Ministerien führen wird. SPD-Fraktionsvorsitzender Lars Klingbeil erklärte zwar, dass die Sozialdemokraten im Rahmen der Koalitionsvereinbarung insgesamt sieben Ministerposten erhalten sollen – und die CSU drei –konkrete Personalentscheidungen wurden jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Auch von Seiten der Union gab es bislang keine Angaben dazu, welche Personen für welche Ressorts vorgesehen sind. Die Verhandlungen über die Ressortverteilung und die Besetzung der Kabinettsposten sollen laut Koalitionskreisen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden. Eine endgültige Entscheidung wird erst nach der formellen Zustimmung der Parteien zum Koalitionsvertrag erwartet. (ls/dpa)

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