„Brot quillt den Magen auf“: Naturschützer warnen vor Entenfüttern an beliebtem Weiher – Verbot als Lösung?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Bad Tölz
  4. Bad Tölz

Kommentare

Auch Hündin Paula nimmt ein kurzes Bad im Klammerweiher. Die Enten interessieren sie nicht. © Sarah Schormair-Busl

Entenfüttern am Klammerweiher ist ein beliebtes Freizeitvergnügen. Doch Naturschützer und Anwohner warnen vor Folgen für die Tiere und das Gewässer.

Bad Tölz – Klaus Mann wählte eine idyllische Beschreibung für den Tölzer Klammerweiher. „Seht, und da ist unser Sommer-Weiher, ein kleiner, runder Teich mit hohem Schilf am Ufer. Das Moorwasser, es ist gold-schwarz in meiner Erinnerung“, schrieb der älteste Sohn des berühmten Schriftstellers Thomas Mann einst. Und tatsächlich ist das Gewässer noch heute ein Ort zum Innehalten. Neben Fröschen, kleinen Schlangen, Haubentauchern und Fischen tummeln sich hier vor allem Enten mit ihrem Nachwuchs. Nicht selten trifft man deshalb Kinder und Erwachsene an, die sich an deren Fütterung erfreuen. Doch ist das überhaupt erlaubt?

Diskussion um Entenfüttern in Bad Tölz: Richtig geht‘s mit klein geschnittenem Gemüse und Haferflocken

Ein Hinweis- oder gar Verbotsschild diesbezüglich gibt es tatsächlich nicht. Achim Rücker, stellvertretender Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, kann die Motivation zum Füttern der Wasservögel ein Stück weit nachvollziehen. „Für die Kinder ist das ein Naturerlebnis. Als ich klein war, habe ich mich in Schwabing nahe der Kunigundenstraße auch mit einem Riegel bewaffnet aufgemacht, um Enten zu füttern“, sagt er. In gewisser Weise habe das auch sein Interesse für den Vogelschutz geweckt. Was für ihn allerdings gar nicht gehe, seien Tüten mit ganzen Semmeln, die ins Wasser geworfen werden. Diese sicher gut gemeinte „Entsorgung“, so Rücker, kann schnell zu Schimmel führen, und die Nährstoffzufuhr im Gewässer werde dadurch gestört.

(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)

Anwohnerin Barbara Spielmann, die kürzlich das Prädikat „vogelfreundlicher Garten“ vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) verliehen bekam, erinnert sich noch gern daran, wie sie als Kind mit ihrer Oma zum Klammerweiher ging. „Es war einfach schön, vor allem im Winter“, sagt sie. Sie habe nichts gegen gelegentliches Entenfüttern einzuwenden, „sofern es artgerecht ist und in Maßen stattfindet“. Wichtig sei für die Enten eine verträgliche Kost, beispielsweise Haferflocken, schnabelgerecht geschnittenes Gemüse wie Tomaten oder Kartoffeln, Maiskörner. Ebenso gehe Salat und auch Obst wie etwas Bananen. Die von Rücker bereits angesprochenen Semmeln sowie Brot oder Laugengebäck dürfen aber auf keinen Fall auf den Speiseplan, betont sie. Die Wasservögel „fressen es zwar begeistert, aber es schadet ihnen, denn es quillt im Magen auf‘‘. Außerdem werde es wegen der Inhaltsstoffe wie unter anderem Salz, Zucker, Gewürzen, Konservierungsmittel einfach nicht vertragen. Man solle, so Spielmann, auch nicht zu häufig füttern, damit die Tiere nicht abhängig vom Menschen werden und selbst noch auf Futtersuche gehen. „Wenn das alles beherzigt wird, ist es ein wunderbares Erlebnis für Groß und ein lehrreiches für Klein.“

Salzgehalt und Schimmel könnte Gewässer kippen – Entenschar am Ufer ist kein Zeichen von Hunger

Grundsätzlich bräuchte es jedoch gar keine zusätzliche Fütterung, betont der Kreisvorsitzende des LBV, Walter Wintersberger. Wasservögel seien Wildvögel, sie könnten sich gut selbständig ernähren, seien mobil und können auch woanders hinfliegen. Wenn am Rande des Weihers eine ganze Entenschar wartet, sei das „ein Gewöhnungseffekt durch die regelmäßige Fütterung von außen und kein Zeichen von Hunger“.

Insbesondere bei Brot oder Ähnlichem erweise sich vor allem der Salzgehalt und der Schimmel als schädlich. Es komme durch die Backwaren zu einer sogenannten Eutrophierung, einem Überschuss an Nährstoffen. Durch das Vergären der Produkte könne das Gewässer kippen. Außerdem locke das Füttern am Rande von Gewässern gerne auch Ratten an. Wolle man aber Kinder an die Natur heranführen, stimmt Wintersberger Spielmann zu, dann könne man auch gut mit entsprechender Nahrung wie Haferflocken, Salat oder speziellem Futter für Wasservögel füttern. Insgesamt gelte dabei immer folgender Grundsatz: „Wenn, dann richtig und in Maßen.“ Und wenn man ein Naturerlebnis wolle, warum dann nicht einfach mal nur beobachten.

Hinweistafeln oder Schild mit Aufschrift „Enten füttern verboten“ als mögliche Lösung

Braucht es nun aber am Tölzer Klammerweiher ein Schild mit der Aufschrift „Enten füttern verboten!“? Grundsätzlich gebe es hier kein übergreifendes Gesetz, so Wintersberger, Kommunen können aber ein Verbot aussprechen oder Hinweisschilder veranlassen, dies gebe es auch vielerorts. Er selbst halte entsprechende Infotafeln für sinnvoll, ob es gleich ein Verbot sein müsse, hänge von der Lage vor Ort ab.

Fest steht eines, schaden wollen die Naturliebhaber den Enten sicherlich nicht, mit ein wenig Hintergrundwissen und Beachtung bleibt der Klammerweiher mit seinem Getier und charakteristischen Moorwassergeruch aber das, was Klaus Mann immer wieder schreibt, nämlich „unvergesslich“. (Sarah Schormair-Busl)

Auch interessant

Kommentare