Verwahrlost wirkende Müllsammelstellen ein Abbild der Gesellschaft

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Die Wertstoffsammelstelle beim Edeka in Markt Schwaben: Eine von vier besonders kritischen Standorten in der Marktgemeinde. © Dziemballa

Der Markt Schwabener Gemeinderat befasst sich mal wieder mit Müllsündern, zieht aber am Ende keine wirklichen Konsequenzen.

Markt Schwaben - Die Fotos, die das Markt Schwabener Ordnungsamt den Damen und Herren im Gemeinderat (und zugleich gut einem Dutzend Gästen im Zuhörerraum) zeigt, sprechen Bände. Überfüllte Container an Wertstoffinseln sind zu sehen, aufgerissene Altkleidersäcke, achtlos weggeworfener Unrat. Auch eine offenbar ausgediente Waschmaschine, die einfach mal so dort abgestellt wurde, wo wiederverwertbarer Müll gesammelt werden soll. Dabei hätte man sie kostenlos im kommunalen Wertstoffhof am Erlberg entsorgen können.

Postkartetauglich sich diese ganz besonderen Ansichten von Markt Schwaben ganz sicher nicht. Und neu sind die Probleme, die lokale Müllsünder seit geraumer Zeit schon machen, auch nicht. Per Videobotschaft hatte es Bürgermeisterin Walentina Dahms im vergangenen Herbst schon mal versucht, an die Vernunft der Schwabener Mitbürger zu appellieren. Um auf das Übel besonders publikumswirksam aufmerksam zu machen, hatte der Bauhof heuer bewusst eine Woche lang die Reinigung an den örtlichen Sammelplätzen ausgesetzt. Gewirkt hat das alles nicht. Auf 500 Arbeitsstunden pro Jahr schätzt man inzwischen im Rathaus den zusätzlichen Aufwand der Bauhofmitarbeiter. Kosten, die letzten Endes alle zu tragen haben, wie am Rande der April-Sitzung des Marktgemeinderats verlautete.

500 Stunden Mehraufwand für den Gemeindebauhof

Zweimal pro Woche melden sich nach wie vor Bürger und beschweren sich über teils unzumutbare Zustände, berichtet das Amt. Besondere Problempunkte sind demnach die Sammelinseln beim Edeka, in der Wallbergstraße, beim Penny und am unteren Schlossparkplatz. Komplett problemfrei ist keiner der insgesamt 13 Standorte im Ort. Hauptsächlich, heißt es im Gemeinderat, gehe es um illegal abgelagerten Haus- und Sperrmüll. Sachen, die eigentlich auf den Wertstoffhof gehören. Und um ein noch im Landkreis Ebersberg offenbar ganz neues Phänomen: Mit besonderen Haken ziehen Unbekannte in der Annahme, unbeobachtet zu sein, aus den Altkleidercontainern Säcke heraus, durchsuchen sie nach noch brauchbarer Kleidung und schmeißen das für sie nicht Verwertbare achtlos umeinander.

Unbekannte fischen Altkleider ab

Ein krasser Ausdruck materieller Not? Womöglich. Ganz sicher aber ein Zeichen dafür, wie wenig ausgebildet bei manchem heutzutage der Allgemeinsinn zu sein scheint, wie es CSU-Ratsherr Georg Holley vorsichtig formuliert.

Was tun? Eine Videoüberwachung, so sagt das Schwabener Ordnungsamt, sei sehr komplex und rechtlich kompliziert. Mit einer eigens beauftragten Detektei hatte man es einige Monate lang in Markt Schwaben schon mal probiert. Mit damals durchaus messbaren Erfolgen, wie es heißt. Aber auch solche Dienstleistungen kosten. Und sind selten bis gar nicht kostendeckend. Wer trüge das Defizit, will jemand im Marktgemeinderat wissen. Am Ende, antwortet Kämmerer Andreas Kleebauer, werde sich eine Kontrolle auf die Gebühren niederschlagen. Wo sonst?

Ratsmehrheit will keine Detektive einsetzen

Ob man wieder einen Detektiv engagieren sollte? Eine Frage, die Bürgermeisterin Walentina Dahms an diesem Abend lieber nichtöffentlich diskutieren lassen will. Es findet sich dafür aber, so erfährt die EZ, keine Mehrheit.

Was bleibt, sind neue Appelle. Appelle an die Vernunft der Menschen. Und ein paar eher hilflos wirkende Andeutungen bzw. Hinweise in Richtung Landratsamt wie: größere Container, anderer Entleerungsrhythmus. Oder, wie Sascha Hertel (ZMS) meint: eine bessere Informationspolitik.

Erst vor wenigen Wochen hatte die Gemeinde Poing eine Bilanz vorgelegt (wir berichteten). Tenor: Seit Detektive dort eingesetzt werden, ist es zu einem signifikanten Rückgang von unerwünschten Müllablagerungen gekommen.

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