Zu wenig Wind rund um Altenstadt? Gemeinderat wundert sich über Regierungs-Vorschlag
Knapp ein Jahr, nachdem die sogenannte kommunale Vorprüfung der Suchräume Windenergie in der Region Oberland Thema im Gemeinderat Altenstadt war, brüteten die Räte erneut über den Flächen, die die Regierung als potenzielle Orte für Windräder ausgesucht hat.
Altenstadt – „Der Luftraum der Bundeswehr Altenstadt muss frei bleiben“, erklärte Bürgermeister Andreas Kögl in der Juli-Sitzung vor einem Jahr. Das war auch der Grund, weshalb die Fläche damals aus der Planung gestrichen werden sollte. Nun war es wieder soweit, denn die Örtlichkeit „WE7“ erhitzte die Gemüter des Gremiums.
Stelle liegt im Tal
Dieses Stelle ist umrahmt von Altenstadt, Burggen und Ingenried. „Sinn macht ein Windrad am Bergrücken“, betonte der Rathauschef. „WE7“ liege aber im Tal, „dort ist es nicht rentabel“. Vor allem die Sorge vor „Greenwashing“ macht dem Bürgermeister Sorgen. Wohnortfremde Firmen könnten sich an dem Projekt „gesundstoßen“. Eine Bürgerbeteiligung, die sich Altenstadt bei einem ertragreichen Vorhaben wünscht, wäre somit auch nicht mehr gegeben. Auch zweite Bürgermeisterin Kathrin Högg fand, dass der „Industrie nicht die Möglichkeit gegeben werden sollte, ,Greenwashing‘ zu betreiben.“
„Ich tue mich schwer damit, dass Altenstadt sich ganz aus dem Thema Windenergie raushält“, sagte Gemeinderat Bernhard Schöner. Zumindest optisch empfinde er den Standort nicht als störend. „Für uns vielleicht nicht“, konterte Kögl, „die Schwabbrucker haben es aber vor der Nase“.
Nochmal „Windkümmerer“ befragen?
Auch Christoph Zidek wollte nicht gegen „WE7“ stimmen: „Vielleicht sollte noch einmal ein Fachmann befragt werden, ob dort wirklich zu wenig Wind weht. Zu diesem Ergebnis kam ein „Windkümmerer“ der Energieagentur Ebersberg-München gGmbH nämlich im Juni 2024.
In diesem Zusammenhang hat sich Rat Konstantin Papamichail schlau gemacht: „Ich habe gelesen, dass heutzutage durch neue Technik auch aus wenig Wind Energie erzeugt werden kann.“ Und: „Wir sollten mutig vorangehen und uns die Umsetzung trauen.“
Auch an Ökobilanz denken
Rathauschef Kögl gab an, vielleicht nicht so belesen zu sein wie Papamichail. Doch werde die verbesserte Windaufnahme vor allem über eine gesteigerte Nabenhöhe erreicht. „Das sind dann ganz schöne Brocken.“
Dass auch ein Windrad eine Ökobilanz habe, daran erinnerte Peter Schießl. „In der Mulde hat es doch keinen Sinn.“ Angst davor, dass „uns ein Windrad vor die Nase gesetzt wird, wenn wir nicht mitwirken“, hatte Katrin Herz. Bereits in der Vorjahres-Sitzung hatte sie die ablehnende Haltung des Gremiums kritisiert. „Wir sind Stromimporteure und machen uns zu abhängig“, betonte Herz damals. Schließlich sei festgelegt, dass beim Verfehlen der Windradanzahl in Bayern die Abstandsflächen, etwa zu Wohngebieten, entfallen sollen.
Regierung von Oberbayern soll nochmal umplanen
Zur Erinnerung: Mit dem „Wind-an-Land-Gesetz“, das am 1. Februar 2023 in Kraft getreten ist, will die Bundesregierung den Ausbau der Windenergie in Deutschland deutlich schneller voranbringen. Der Landkreis Weilheim-Schongau entspricht mit den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, und Miesbach einer Planungsregion.
Mit elfmal Ja und fünf Gegenstimmen sprach sich das Gremium am Ende aber doch dafür aus, in der Stellungnahme an die Regierung eine Umplanung zu fordern.
SABINE LEHMANN