Opec bekommt Öl-Problem – machtlos gegen wirtschaftlichen Verfall?
Die Opec+ will mehr Öl fördern. Experten vermuten ein Eingeständnis der Ohnmacht. Der Ölpreis könnte mittelfristig weiter fallen.
Riad – Für Autofahrer könnten sich die fallenden Ölpreise mittelfristig als Segen herausstellen. Für Kreml-Chef Wladimir Putin sind sie dagegen ein Rückschlag, immerhin ist Russland von den Einnahmen aus dem Ölverkauf abhängig. Für den US-Präsidenten Donald Trump sind fallende Ölpreise erwünscht; das Land braucht billige Energie, um die Industrie hochzufahren. Saudi-Arabien ist damit angeblich nicht zufrieden.
Opec+ fährt Produktion von Öl hoch – niedriger Preis könnte Trump gefallen
Die Allianz der ölfördernden Länder Opec+ hat in den letzten Monaten wiederholt die Produktion hochgeschraubt. Für Analysten ist das ein Zeichen dafür, dass Saudi-Arabien – zweitgrößter Ölförderer und inoffizieller Anführer der Allianz – akzeptiert hat, die Preise nicht weiter anheben zu können. Dreimal in ebenso vielen Monaten hat das Bündnis den Ölmarkt überrascht und die Produktion schneller als erwartet angezogen. Das wiederum sorgt für einen Preisabschwung.

Opec-Beobachter sind derzeit geteilter Meinung darüber, ob Saudi-Arabien die gesamte gekürzte Produktion wieder hochfährt oder nur Teile davon. Einige gehen davon aus, dass diese Entwicklung ein Beweis dafür ist, dass die Kürzungen weniger effektiv sind als gedacht. Außerdem könnte ein niedriger Ölpreis ein wichtiges Signal für den US-Präsidenten Donald Trump sein, der Saudi-Arabien am Dienstag (13. Mai) besuchen will. Dieser hatte wiederholt niedrige Ölpreise gefordert.
„Man kann nicht ewig in den Sturm schreien“, zitiert die Financial Times den Analysten Bill Farren-Price vom Oxford Energy Institute. Ihm zufolge hätte die globale wirtschaftliche Entwicklung, angeheizt von den US-Zöllen, ohnehin mehr Gewicht als die Maßnahmen der Opec; die Preise wären ohnehin gesunken. Die Opec sei „gut im Fein-Tuning“ der Bilanzen, aber sie könne nicht gegen eine „Wirbelsturm-Kraft“ des Abschwungs angehen. Bei der Opec handelt es sich um eine Allianz der Erdöl fördernden Länder – weil ihr Marktanteil innerhalb der vergangenen Jahre gesunken war, ist die Opec auf Kooperation mit Nicht-Opec-Staaten angewiesen. Darunter befinden sich etwa Russland und Mexiko – das Konstrukt wird Opec+ genannt.
Preisverfall beim Öl – Kurswechsel soll zu Überangebot führen
Im Privaten soll der saudische Energieminister Abdulaziz bin Salman darüber geklagt haben, dass einige Opec+-Mitglieder stetig oberhalb ihrer Quote gefördert hätten. Das habe die Wirkung der Produktionskürzungen geschmälert. Anfang Mai hatten die Förderländer bekanntgegeben, die Produktion im Juni um noch einmal 411.000 Barrel pro Tag erhöhen zu wollen. Dieser Kurswechsel soll zu einem Überangebot führen, prognostizierten Experten.
Laut Yeap Jun Rong, Stratege beim Broker IG, soll das mittelfristig zu einem weiteren Verfall der Ölpreise führen. Die Erwartung, dass das Angebot die Nachfrage übersteigen wird, drückte den Rohölpreis um mehr als zehn Prozent. Seit April, so berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, sind die Preise um etwa 20 Prozent abgerutscht.
Annäherung bei Trump und Xi – Ölpreis-Verfall wegen Verhandlungen?
Allerdings gebe es Grund zur Hoffnung. Derzeit befinden sich die USA und China in Verhandlungen, in deren Zuge die schweren Handelszölle zwischen den beiden Ländern wieder fallen könnten. Am Montag (12. Mai) einigten sich beide Länder auf eine erste Senkung der Zölle. Die USA senkten die Zölle auf chinesische Waren von 145 Prozent auf 30 Prozent, während China die Zölle auf US-Waren von 125 Prozent auf zehn Prozent schrumpfte.
Allerdings sagte Trump bereits, dass einige der Zölle nur zeitweise geschrumpft seien. Er setzte eine dreimonatige Frist: Sofern bis dahin keine weiteren Fortschritte bei den China-Verhandlungen zu erkennen seien, könnten die Zölle wieder steigen.
Bis dahin aber glauben Analysten, dass die Öl-Nachfrage wieder steigen könnte. Der „Optimismus über konstruktive Gespräche zwischen den USA und China stützte die Stimmung, doch begrenzte Details und die Pläne der Opec zur Produktionssteigerung bremsten die Gewinne“, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters Toshitaka Tazawa, einen Analysten bei Fujitomi Securities. (Laernie mit Material von Reuters)