Rückschlag für Putin – Opec-plus-Entscheidung könnte wichtige Einnahmequelle angreifen
Die Opec plus will mehr Öl fördern. Das Produktionsplus fällt stärker aus als erwartet. Für Russland könnte das deutliche Einbußen bedeuten.
Moskau/Riad – Russland steckt bei den Ölverkäufen in der Klemme. Bei der Budgetplanung für 2025 ging das Land von einem zu hohen Ölpreis aus, musste später herunter korrigieren und bereits einige wichtige Investitionen kürzen. Jetzt fordert das Ölförderkartell Opec plus auch noch ein Produktionsplus beim Öl, was den Preis weiter drücken kann – zu viel Öl auf dem Markt würde zu einem weiteren Preisverfall führen. Was steckt dahinter?
Deutliches Produktions-Plus im August – Opec dreht Ölhahn auf und könnte Russland schaden
Das Ölkartell Opec plus will die Ölproduktion weiter erhöhen. Allerdings fällt der Anstieg, wie er jetzt im August bevorsteht, stärker aus als von vielen Analysten erwartet. Anfang Juli kündigte die Opec plus an, ab August täglich 548.000 Barrel mehr fördern zu wollen. Als Grund gab das Kartell „stabile globale Wirtschaftsaussichten“ an, und „derzeit gesunde Marktgrundlagen“. Diese sollen sich in niedrigen Ölvorräten widerspiegeln.

Doch es gibt noch einen zweiten Grund. Und zwar schwelt innerhalb der Opec plus ein Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Kasachstan. Das Land fördert mehr Öl als vereinbart – laut dem Analysten Gionvanni Staunovo von der UBS-Bank liegt das an ausländischen Unternehmen, die die Ölförderung vornehmen und sich von der Regierung keine Vorschriften machen lassen. Mit der erhöhten Förderung soll Druck auf Kasachstan entstehen. Das berichtete das Handelsblatt.
Für Russland, das zum erweiterten Kartell Opec plus gehört, ist es dagegen ein großes Problem, wenn der Ölmarkt mit mehr Rohstoffen geflutet wird.
Rückschlag für Putin durch Opec – Russland ist auf Öl-Verkäufe angewiesen
Der Öl- und Gasmarkt ist Russlands wichtigste Einnahmequelle. Über die Verkäufe dieser Exporte hat Russland über das vergangene Jahrzehnt zwischen 30 und 50 Prozent seines Staatsbudgets gedeckt. Laut dem Oxford Institute for Energy Studies macht der Sektor rund 20 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts aus. Es ist also in Russlands Interesse, sein Öl zu einem möglichst hohen Preis verkaufen zu können.
Hier vermeldete das russische Statistikamt Rosstat erst im Juni drastische Einbrüche. Die Einnahmen aus dem Verkauf von fossilen Energieträgern waren deutlich zurückgegangen und die Ölraffinerien des Landes haben an Profitabilität verloren. In Summe gehe es um einen Einbruch der Profite aus dem Verkauf von Öl und Gas um rund 50 Prozent. Das berichtete Newsweek unter Berufung auf Rosstat-Zahlen.
Die Bank of Finland hat hierzu bereits Projektionen vorgestellt, welche Einflüsse das auf Russlands Budget für 2026 und 2027 haben würde. Dabei bezieht sie sich auf Kalkulationen, dass der Ölpreis bis zum Ende 2026 bei rund 64-65 US-Dollar pro Barrel bleiben werde (Brent-Rohöl). Für 2025 ging Russland noch von einem Preis von 70 US-Dollar pro Barrel aus, im Jahr 2026 von 66 US-Dollar. Die Energieagentur IEA berichtete aber, dass russisches Öl schon im ersten Jahresviertel 2025 auf 63 Dollar pro Barrel gefallen war.
Falls die Entwicklung beim Brent-Rohöl so eintritt wie vorhergesehen, Russland weiter Abschläge auf seine Exporte gewährt und der Rubel-Wechselkurs auf seinem aktuellen Niveau bleibt (96,5 Rubel pro Dollar), würde auf Russland ein massives Defizit zukommen. Die Bank sprach hier von fünf Billionen Rubel in den Jahren 2025 und 2026 (54,5 Milliarden Euro). Das wären 2,3 Prozent von Russlands BIP – falls der Kreml keine Gegenmaßnahmen einleitet.
Notfall-Mechanismus des Kreml – wichtiger Fonds soll Defizit beim Öl-Verkauf ausgleichen
Das wiederum führt dazu, dass der Kreml verstärkt auf den wichtigen National Wealth Fund (NWF) zurückgreift und Assets verkauft, um die Verluste am Öl- und Gasmarkt auszugleichen. Diese Reserve füllt sich stetig, wenn Russlands Exporte über einem zu Jahresbeginn gesetzten Ziel beim Öl- und Gasverkauf liegen, aber sobald die Gewinne zu weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, muss der Kreml Mittel aus dem NWF abziehen.
Erst kürzlich wurde bekannt, dass die russische Zentralbank zwischen dem 7. Juli und dem 6. August umgerechnet 105,5 Millionen Euro täglich aus dem Fonds abziehen und verkaufen will. Der Grund ist ein wachsendes Defizit im russischen Budget, das auch durch den Preisverfall bei Öl und Gas entstanden ist. Im Mai hat Russland noch versucht, die Produktionssteigerungen der Opec plus zu verhindern, wurde jedoch überstimmt.
West-Sanktionen beschränken Russlands Ölhandel weiter – Schattenflotte soll Exporte retten
Zuletzt macht der Westen es Russland immer schwerer, sein Öl weiterzuverkaufen. Primärsanktionen verhindern, dass Russland sein Öl an EU-Länder oder die USA verkauft, Sekundärsanktionen bedrohen Drittländer, die sich bereiterklären, das Öl stattdessen abzunehmen. Die Exportsumme aus Öl- und Gasverkäufen ist dem Kreml-Herrscher Wladimir Putin ernst genug, dass er unter hohem Aufwand eine Schattenflotte zusammengestellt hat, die mittels verschiedener Verschleierungstaktiken Öl transportiert. Allerdings gerieten auch diese Schiffe schon ins Visier westlicher Sanktionen.
Russland produzierte außerdem im Juni deutlich weniger Öl als die Opec plus es vorgegeben hatte. Das berichtete das Nachrichtenportal Bloomberg. Auch das sorgte für Kritik vonseiten des Ölkartells. Eine unabhängige Verifizierung des genauen Öl-Outputs von Russland sei jedoch schwierig, weil Moskau offizielle Zahlen unter Geheimhaltung gestellt hat. Beobachter stützen sich daher vorrangig auf Daten wie Schiffexporte und Auslastung inländischer Raffinerien. (Laernie mit Material von Reuters)