Traditionsunternehmen nach 160 Jahren insolvent: Nächste Pleite erschüttert die Möbelbranche
Ein Möbelhersteller muss nach 100 Jahren Insolvenz anmelden. Die Zukunft von 100 Mitarbeitern des Traditionsunternehmens bleibt nach der Pleite ungewiss.
Hagen – Die Pleitewelle in Deutschland hat erneut zugeschlagen. Doch während die Insolvenz von Einzelhändler Depot, die riesige Pleite eines Unternehmens in der Buchbranche und die aktuelle Insolvenz-Entwicklung bei einem deutschen Weltmarktführer für mediale Aufmerksamkeit gesorgt haben, ist eine weitere Insolvenz in der Möbelbranche beinahe unter dem Radar verlaufen.
Traditionsunternehmen ist nach 160 Jahren insolvent: Möbel-Hersteller aus NRW ist pleite
Denn neben der Insolvenz eines Traditionsherstellers von Matratzen und Betten ist ein weiteres Unternehmen aus der Möbelbranche insolvent. Dabei handelt es sich um den ostwestfälischen Möbelhersteller Schröder, der ebenso wie ein bekannter Bau-Dienstleister in der vergangenen Woche die Insolvenz anmeldete. Den Insolvenzantrag zur Eröffnung eines Verfahrens reichte Inhaber Dr. Dr. Franz-Hendrik Schröder für die Möbelsparte der Firma, die in der Franz Schröder GmbH & Co. Kommanditgesellschaft und der Schröder Beteiligungsgesellschaft mbH gebündelt ist, am 8. Juli beim Amtsgericht Paderborn ein. Das berichtet moebelmarkt.de.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter für den Premium-Möbelanbieter aus Deutschland wurde Rechtsanwalt Dr. Yorck Tilman Streitbörger von der Rechtsanwaltskanzlei Streitbörger Bielefeld GbR vom Gericht bestimmt.
Traditionsunternehmen meldet nach 160 Jahren Insolvenz – finanzielle Schieflage für Pleite verantwortlich
Als Hauptgrund für die Insolvenz verweist das Traditionsunternehmen, das seit 1864 Möbel produziert und seinen Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Hagen hat, in erster Linie die allgemein schwierige Lage auf dem Möbelmarkt. Hinzu kommt das zurückhaltende Kaufinteresse vieler Kunden. Auch die Inflation spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Wie Radio Hochstift Firmenchef Schröder zitiert, habe „die schwache Auftragslage, die hohen Kosten und die eingebrochene Baukonjunktur zu beträchtlichen Umsatzrückgängen“ geführt.
Im Möbelkonzern soll der Betrieb vorerst normal weiterlaufen. Von der Neuaufstellung im Zuge der Insolvenz erhoffen sich die Beteiligten eine gute Basis für eine erfolgreichere Weiterführung des Unternehmens.
Insolvenz eines Möbel-Traditionsunternehmens in NRW: 100 Mitarbeiter von der Pleite betroffen
Dies ist für die Belegschaft des insolventen Möbelherstellers zunächst als eine gute Nachricht zu deuten. Eine Garantie, dass die betroffenen rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber auch nach dem Insolvenzverfahren ihren Job behalten, ist das wohl weniger. Nicht betroffen von der Insolvenz ist das Schwesterunternehmen Schröno Polstermöbel. Dieses sei „gut aufgestellt“, erklärte Schröder im Gespräch mit dem Radiosender über die Insolvenz des Traditionsunternehmens, das sich in die Reihe an Firmen einreiht, die die Pleite verkünden mussten.
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Laut einer aktuellen Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg, die IPPEN.MEDIA vorliegt, stieg die Zahl der Großinsolvenzen im ersten Halbjahr 2024 um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. „Die Rettung von Unternehmen aus der Insolvenz gestaltet sich zunehmend komplexer. Hohe Zinsen machen den Erwerb insolventer Firmen teurer oder unattraktiv. Ferner schrecken unsichere Umsätze aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage potenzielle Investoren ab“, erklärt Jonas Eckhardt, Partner der Unternehmensberatung Falkensteg.
Insolvenzen in Deutschland steigen stark an: Experte sieht Gründe für die Pleitewelle in fehlender Wandlungsfähigkeit
Der Experte prognostiziert, dass dieser Trend langfristig anhalten und es so zu weiteren Insolvenzen wie beispielsweise bei einem 208 Jahre alten Traditionsunternehmen kommen wird: „Viele Unternehmen müssen sich wandeln, um in der Dynamik des internationalen Handels bestehen zu können. Doch übermäßige Regulierung, hohe Energiepreise und Steuern, mangelhafte Infrastruktur und unzuverlässige Förderprogramme bremsen die erforderliche Transformation. Deutschland ist aktuell zu träge. Das zeigt sich in den wachsenden Insolvenzzahlen.“
Genau daran versucht der in Schieflage geratene Möbelhersteller aus NRW im Zuge des Insolvenzverfahrens offenbar zu arbeiten. Die Belegschaft und die Region werden auf baldige Fortschritte hoffen, um das Unternehmen in eine sichere Zukunft zu führen.