"Unsere Musik hat die Fähigkeit, Generationen zu überschreiten"

Die Deftones haben im Juni 2025 ein aufregendes Konzert in Frankfurt gespielt. Für eine Band, die 1995 ihr erstes Album "Adrenaline" veröffentlicht hat, war das Publikum erstaunlich jung. Viele Zuschauer waren augenscheinlich unter 25, waren somit vielleicht nicht mal auf der Welt als die Gruppe mit "White Pony" 2000 die Grenzen des Nu-Metals sprengte. 

Sänger Chino Moreno ist auch etwas erstaunt, dass so viele junge Menschen plötzlich zu den Konzerten der amerikanischen Alternative Metaller kommen. "Es ist erstaunlich", gibt Moreno im Videocall mit FOCUS online zu. "In den letzten drei oder vier Jahren haben wir einen Zustrom von vielen jungen Leuten erlebt, die unsere Musik wohl während der Pandemie entdeckt haben. Da sind auch alte Fans bei, die Kinder haben, die jetzt im Alter sind, sich für gitarrenbasierte Musik zu interessieren. Dass da jetzt so viele junge Leute stehen ... ich kann nicht erklären, warum. Aber ich denke, unsere Musik hat die Fähigkeit, Generationen zu überschreiten. Und das ist großartig."

Die Deftones auf der Bühne (Archivbild)
Die Deftones auf der Bühne (Archivbild) Getty Images

Deftones: Nach 30 Jahren kommen wieder Teenies zu den Konzerten

Gerade in den sozialen Medien ploppen alte Klassiker wie "My Own Summer (Shove It)", "Back to School" oder "Digital Bath" auf, erleben so eine kleine Renaissance bei einem ganz anderen Publikum, die die Hochzeiten von MTV und Co. gar nicht miterlebt haben. 

Doch an einen bloßen TikTok-Trend mag der Frontmann nicht glauben. "Die sozialen Medien können definitiv ein Grund sein, warum Leute uns entdecken. Aber, wissen Sie, ich glaube einfach, dass etwas in diesen Liedern, die wir im Laufe der Jahre gemacht haben, steckt. Etwas, das uns nicht in eine bestimmte Zeit oder Sparte eingeordnet. Ich gehe fest davon aus, dass die Fans – alte oder ganz neue – sich mit diesen Liedern verbinden können."

Moreno scheint den Gedanken, dass viele junge Leute die Deftones für sich entdecken, interessant zu finden. Er führt weiter aus: "Wir waren jung, als wir viele dieser Songs gemacht haben. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Energie, die in der Musik steckt, Leute anspricht, die heute in genau diesem Alter sind. Da sind viel Emotionen in den Songs und das wird Menschen ansprechen, die heute 18 oder 20 Jahre alt sind."

Ende der Tristesse: Deftones legen mit "Private Music" nach

Doch die Band lebt nicht nur vom Glanz der guten alten MTV-Tage. Live spielt man zwar viele Klassiker, achtet aber auch darauf den Zuschauern viele aktuelle Songs zu präsentieren. Man möchte nicht nur ein Legacy Act sein, sondern eine vitale Band. Und diese hat mit "Private Music" ein neues Album veröffentlicht.

Im Gegensatz zum Vorgänger "Ohms" klingt "Private Music" nicht mehr so trist, düster und brachial, sondern hat wieder mehr Freude an Melodien und verträumten Passagen. "Als wir 'Ohms' machten, war die Band – oder zumindest war ich – nicht besonders glücklich mit allem. Ich erinnere mich, dass ich einfach nur froh war, mit dem Album fertig geworden zu sein. Das heißt nicht, dass ich die Platte nicht mochte oder mag, aber ich habe den Prozess diese Songs zu schaffen nicht genießen können."

Moreno erklärt, dass das Durchleben der Corona-Pandemie und dessen Ende ihm eine neue Perspektive vermittelt hätten. "'Private Music' war eine der Platten war, deren Produktion mir am meisten Spaß gemacht hat. Ich glaube, dass die neuen Songs deswegen auch nicht so schwer klingen, wie auf dem Vorgänger."

Deftones: Sänger Chino Moreno gibt 90 Minuten Vollgas
Deftones: Sänger Chino Moreno gibt 90 Minuten Vollgas Paulo Pinho/Redferns/Getty Images

Schwimmen im Meer belebt Körper und Geist

Besonders das träumerische "I Think About You All the Time" sticht heraus. Der Track ist melodisch, nahezu relaxt. "Wir hatten ja schon immer diese verträumten Passagen in unserer Musik. Aber ich denke, bei diesem Song sind wir noch deutlich mehr in diese Richtung gegangen." 

Dahinter habe keine vorher überlegte Idee gesteckt, sondern Schwimmen im Meer. Chino Moreno: "Mich hat ein morgendliches Schwimmen im Pazifik inspiriert. Ich bin morgens gegen 8 Uhr vom Schwimmen im Meer zurückgekommen und habe meine Gitarre in die Hand genommen und angefangen, diese Akkorde zu spielen. Das Ganze hat sich unglaublich schnell zusammengefügt." 

Die Band hat gleich mit der Arbeit begonnen, diese dann aber unterbrochen. Doch Moreno musste weiter an dieses Lied denken und wollte abends weiter arbeiten. Schnell kamen seine Kameraden zusammen und tatsächlich: Der Song war schnell im Kasten.

2026 gehen die Deftones wieder auf Tour

Zu hören gibt es die neuen Songs im Februar 2026, wenn die Deftones für ihre bislang größten Headliner-Konzerte nach Deutschland kommen. "Das ist wunderbar", freut sich der Sänger. In den USA spielen sie schon länger in Arenen, jetzt auch in Europa. "Das Schönste daran ist, dass wir uns dafür nicht verändert haben. Wir sind keine Pop-Band geworden, um diese Hallen zu füllen. Diese Arenen pushen uns sogar, wir üben mehr und wollen das bestmögliche aus uns herausholen."

Unterstützt werden sie von Rapper Denzel Curry und der fortschrittlichen Hardcore-Band Drug Church.

  • 1. Februar: Hamburg
  • 3. Februar: München
  • 7. Februar: Dortmund
  • 9. Februar: Stuttgart