Kaufland tauscht nach Recherche zu Hygienemängeln Führung in zwei Filialen aus
Nach Berichten über Unregelmäßigkeiten bei der Hygiene hat die Handelskette Kaufland Führungspersonal in zwei Märkten ausgetauscht. Konkret geht es um Filialen im oberbayerischen Bad Tölz und im saarländischen Homburg, in denen es nach Recherche des Nachrichtenmagazins „Stern“ und des Senders RTL Mängel gegeben haben soll.
Dort sei man bereits mit einer neuen Führung im Einsatz, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. „Die Darstellungen in dem Bericht entsprechen in keiner Weise unseren strengen Vorgaben im Umgang mit Lebensmitteln sowie für Sauberkeit und Hygiene“.
3 Fakten zu Kaufland
- Gründung und erste Filiale: Kaufland wurde 1984 gegründet, als Dieter Schwarz die erste Filiale in Neckarsulm eröffnete, nachdem er 1977 die Leitung der Lidl & Schwarz KG von seinem verstorbenen Vater Josef übernommen hatte – der Name „Kaufland“ entstand aus der Idee eines großflächigen Kaufhauses für Lebensmittel.
- Internationaler Umsatzanteil: Im Geschäftsjahr 2022/2023 erzielte Kaufland etwa 30 % seines Umsatzes (ca. 9,6 Milliarden Euro von insgesamt 32 Milliarden Euro) außerhalb Deutschlands, mit starkem Wachstum in Ländern wie Tschechien und Polen, wo es über 500 Filialen betreibt.
- Mitarbeiterzahl in Deutschland: Kaufland beschäftigt in Deutschland über 90.000 Mitarbeiter in mehr als 770 Filialen und ist damit einer der größten Arbeitgeber im Einzelhandel, wobei die Gesamtzahl weltweit 155.000 überschreitet.
Mängel-Vorwurf bei Hygiene und Lebensmittelsicherheit
Die Reporter des Sterns und der RTL-Sendung „Team Wallraff“ hatten für die Recherche 50 Filialen untersucht. Zwei Reporterinnen arbeiteten demnach auch verdeckt in zwei Märkten. Dem Unternehmen werden Mängel bei Hygiene und Lebensmittelsicherheit vorgeworfen: In Bad Tölz sollen Beschäftigte an der Frischetheke mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum von Waren getrickst haben.
Außerdem seien zum Beispiel defekte Kühltruhen und Schimmel dokumentiert worden. In Homburg soll es den Recherchen zufolge Mäuse gegeben haben. Gegenüber dem „Stern“ räumt eine Sprecherin einen „Schädlingsbefall“ ein.
Kaufland hat „Maßnahmen zur Behebung der Mängel eingeleitet“
Kaufland teilte mit: „Bereits vor der Berichterstattung haben wir die Vorfälle umfassend überprüft und Maßnahmen zur Behebung der Mängel eingeleitet“. Ein Großteil sei mittlerweile behoben. Außerdem laufe aktuell eine umfassende und detaillierte Aufarbeitung, wie es zu diesen Vorfällen habe kommen können.
Lebensmittelkontrolleur: "Kann in jedem Markt passieren"
In einem Interview benennt Franz Voll, ehemaliger Lebensmittelkontrolleur, strukturelle Versäumnisse in deutschen Supermarktketten, die zu Mäusebefall und Hygienemängeln führen könnten. Mäuse suchen häufig Schutz in Märkten, besonders im Winter, und können über Lieferungen in die Filialen gelangen. Voll betont: "Was bei Kaufland aufgedeckt wurde, kann in jedem Markt passieren." Er fordert strikte Maßnahmen, wenn der Befall groß ist und Mäusekot sichtbar wird.
Keime auf Schlachttieren und die Verbreitung von Antibiotika im Geflügel sind demnach ebenfalls bekannte Probleme. Voll erwartet, dass die Kontrolleure künftig genauer hinsehen, jedoch könnten ähnliche Probleme auch bei anderen Unternehmen weiterhin auftreten. Die Eigenkontrolle der Märkte ist entscheidend, um solche Mängel zu vermeiden.