Umzingelt von Windrädern: Gemeinde wehrt sich gegen Vorranggebiete

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Eingekreist: Drei Windkraft-Vorranggebiete sind derzeit rund um Otterfing geplant. Die Flächen WE 57 und WE 60 will die Gemeinde verhindern. © Planungsverband Oberland

Auch wenn Otterfing selbst ein Windrad betreibt: Die Gemeinde wehrt sich dagegen, von Windkraft-Vorranggebieten eingekreist zu werden. Als „unverhältnismäßige Belastung“ lehnte der Gemeinderat zwei Gebietsvorschläge in der Nachbargemeinde ab, die Otterfinger Sichtachsen beeinträchtigen. „Es kann nicht sein, dass wenige Gemeinden die Hauptlast tragen“, kritisiert der Bürgermeister.

Otterfing – Die zweite Runde des Beteiligungsverfahrens läuft. Der Planungsverband Oberland, der vier Landkreise umfasst, will 1,55 Prozent seiner Flächen als Windkraft-Vorranggebiete ausweisen, um so zu verhindern, dass künftig Windräder qua Privilegierung überall möglich sind. Vielerorts wurden angedachte Gebiete wieder gestrichen, im Nordosten jedoch ballen sich mögliche Windkraft-Zonen.

„Die Gemeinden Otterfing, Dietramszell und Egling tragen die Hauptlast“, stellte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD) am Dienstag (9. Dezember) im Gemeinderat fest. Für ihn ein Unding: „Wir sind für Windkraft, aber bitte mit Maß und Ziel.“ Dazu komme, dass der Planungsverband München weite Teile seiner Vorranggebiete ebenfalls an die Otterfinger Grenze stelle, in den Hofoldinger Forst. „Ich bin für Gleichberechtigung, geeignete Flächen gibt es nicht nur bei uns.“

Die Gebietskulisse des Planungsverbands sieht drei Windenergie-Vorranggebiete (WE) rund um Otterfing vor, darunter den gemeindlichen Anteil am Hofoldinger Forst (WE 62). Nur diesen will die Gemeinde akzeptieren.

Unmittelbar westlich von Wettlkam ist zudem ein bewaldeter Moränenrücken nördlich von Baiernrain in der Planung (WE 57), ebenso ein Waldstreifen (WE 60) südlich von Jasberg (beide Gemeinde Dietramszell); letzterer liegt im künftigen Wasserschutzgebiet des neuen Otterfinger Brunnens. Das schließt zwar den Bau eines Windrads nicht grundsätzlich aus. „Die Notwendigkeit, an der Fläche festzuhalten, ist dennoch kritisch zu hinterfragen“, heißt es im Beschluss des Gemeinderats – zumal der Planungsverband das vorgegebene Flächenziel unnötig übertreffe (1,55 statt 1,1 Prozent) und die Vorrangflächen „unausgewogen“ in der Region verteilt seien.

„Ist schon krass, was wir da abbekommen sollen“, fand Maria Dießl (CSU). Von „freiem Blick auf die Alpenkulisse“, wie es sich der Planungsverband selbst vorgenommen habe, könne keine Rede sein, sagte Falkenhahn, „speziell Wettlkam wäre komplett umzingelt“. Eine „spürbare Abnahme der Wohn- und Lebensqualität“ sei absehbar, heißt es im Beschluss der Gemeinde.

Um die Argumente relevant und juristisch handfest vorzutragen, engagierte die Gemeinde den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München. Falkenhahn schmiedete zudem eine Allianz mit den Gemeinden Dietramszell und Sauerlach. „Wir werben dafür, die Ausweisungen ganzheitlich zu sehen, nicht nur bezogen auf die jeweilige Planungsregion.“ Man wünsche sich eine faire Standortverteilung, die die Interessen aller Gemeinden angemessen berücksichtigt.

Gegen den Beschluss stimmten Max Ruf (SPD) sowie die drei Grünen. Fraktionssprecher Thomas Hogger störte sich besonders an der Formulierung, dass aufgrund der Vorranggebiete mit „negativen Auswirkungen auf Landschaftsbild, Erholungswert und Sichtachsen zu rechnen“ sei. „Gerade wenn wir Windräder verhindern, vernichten wir Wohn- und Lebensqualität“, betonte er in Anspielung auf die Auswirkungen des Klimawandels. „Alle wollen erneuerbare Energien, aber niemand will Windräder sehen?“, fragte Hubert Baldauf.

Die Gemeinde wolle Windräder ja nicht verhindern, sondern „gerechter verteilen“, betonte Gerhard Heimerer (CSU). „Im Süden der Planungsregion gäbe es auch geeignete Flächen“, ergänzte Roberto Sottanelli (SPD).

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