Neue Chance für Tempo 30 auf Kreisstraße: Gemeinde will Landratsamt überzeugen

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Mehr Sicherheit soll Tempo 30 auf der Dietramszeller Straße bringen. Mit der Kreuzstraße bildet sie die Kreisstraße MB 5. © Thomas Plettenberg

Neue Hoffnung dürfen lärmgeplagte Anwohner der Dietramszeller Straße und Kreuzstraße in Otterfing schöpfen. Obwohl es sich um eine Kreisstraße handelt, schafft eine Gesetzesänderung jetzt Spielräume, trotzdem Tempo 30 anzuordnen. Auf Initiative der Grünen will das Rathaus dafür kämpfen. Doch muss Tempo 30 überall sein? Im Gemeinderat gab‘s Zweifel.

Otterfing – Die Kreisstraße MB 5 ist ein Erbe des ehemaligen Landkreises Wolfratshausen, zu dem Otterfing einst gehörte; die West-Ost-Trasse läuft als Dietramszeller Straße bis zur Staatsstraße und von dort als Kreuzstraße bis zum Bahnhof. Ab der Bahnbrücke wird die Kreuzstraße zur Gemeindestraße. So weit der historische Hintergrund.

Die Einstufung als Kreisstraße ging auf den Landkreis Miesbach über. Mehrfach bat die Gemeinde auf Drängen von Anwohnern das Landratsamt darum, die Kreuzstraße trotz übergeordneter Bedeutung zu „beruhigen“, etwa mit Tempo 30. Im Jahr 2014 kam es sogar zu einem Ortstermin, der jedoch ergebnislos blieb.

Zuletzt häuften sich Beschwerden auch vom westlichen Teil der MB 5, der Diet㈠ramszeller Straße, wo vermehrt Kieslaster die Nerven von Anwohnern strapazieren. Im April verhandelte der Gemeinderat einen Antrag auf Verkehrsberuhigung. Das Rathaus schaffte es, durch Tempo 70 im Vorfeld, ausgelöst vom Waldkindergarten, die Einfahrgeschwindigkeit zu dämpfen. Zu mehr war das Landratsamt nicht bereit.

Auf Initiative der Grünen nimmt die Gemeinde jetzt einen neuen Anlauf, Tempo 30 auf die Kreisstraße zu bekommen. „Die Rechtslage hat sich verändert“, erklärte Fraktionssprecher Thomas Hogger. Die Straßenverkehrsordnung räumt seit 2024 die Option ein, auch überörtliche Straßen „aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs“ zu beschränken. „Dafür muss aber eine Gefahrenlage nachgewiesen sein“, machte Gerhard Heimerer (CSU) deutlich.

Diese Gefahrenlage sei gegeben, betonte Hogger. Entlang beider Straßen fänden sich hochfrequentierte Schulwege, es fehle vielerorts ein beidseitiger Bürgersteig. Ein „erhebliches Sicherheitsrisiko“ bestehe besonders auf der Dietramszeller Straße ab Einmündung Palnkamer Straße im Bereich Früchtehaus, Bäckerei und Kiosk. „Dort am Zebrastreifen ist das Unfallrisisko hoch“, bestätigte Katrin Exner (FLO).

Tempo 30 könne auch die Lärmbelastung reduzieren, führte Hogger aus. Zwei bis drei Dezibel seien möglich und das werde als Halbierung des Lärms wahrgenommen. Davon könne speziell die Dietramszeller Straße profitieren, sagte Ulrike Stockmeier (FLO): „Was da an Kieslastern unterwegs ist, geht auf keine Kuhhaut mehr.“

Josef Killer (FW) sieht endlich die Chance gekommen, die teils enge und kurvige Kreuzstraße zu entlasten: „Sie fahren durch wie die Henker.“ Seine teils drastische Schilderung konnte Robert Schüßlbauer (CSU) nicht nachvollziehen. Tempo-Messungen hätten gezeigt, dass „da im Großen und Ganzen langsamer als 50 km/h gefahren wird.“ Auf dem „stangerlgraden“ Teilstück der Diet㈠ramszeller Straße (ab Ortseinfahrt) hält er Tempo 30 für überzogen.

Das sieht Hubert Baldauf (Grüne) ähnlich. Wie Schüßlbauer würde er sich eine bremsende Torwirkung durch Fahrbahnteiler am Ortseingang wünschen. „Das müsste aber die Gemeinde zahlen“, gab Bauamtsleiter Hubert Zellner zu bedenken.

Einen Kompromiss schlug Susanne Weitl (CSU) vor: „Wir könnten Tempo 30 ja mal ein Jahr ausprobieren.“ Fraktionskollege Gerhard Heimerer war grundsätzlich der Ansicht, dass Tempo 50 reiche, stimmte mit Weitl aber für den Antrag, Beschränkungen prüfen zu lassen,. „Ich stelle aber klar, dass ich für eine Entscheidung Fakten brauche, keine Gefühle.“ Die vier Fraktionskollegen Weitls und Heimereres unterstützten den Grünen-Antrag nicht – es blieben die einzigen Gegenstimmen.

Schon seit April sammelt die Gemeinde über ihre Tempo-Anzeiger Daten an der Dietramszeller Straße. „Die Auswertung steht noch aus“, erklärte Zellner. Ob das Landratsamt diese Messungen als Entscheidungsgrundlage akzeptiert, müsse man sehen, erklärte Bürgermeister Michael Falkenhahn (SPD): „Könnte sein, dass ein Verkehrsgutachten nötig wird.“ Auf der Kreuzstraße gelte es, kein Tempo-Flickwerk zu schaffen, wenn mit Fertigstellung des Pitzarweg-Quartiers an den Einmündungen Tempo 30-Beschränkungen kommen, die kurz darauf wieder aufgehoben sind, um ab der Bahnbrücke Richtung Osten wieder zu gelten.

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