Im Orgelzentrum Valley ist eine neue Orgel aus Lübeck angekommen. Teile schwebten spektakulär per Kran ein.
Valley – Das gibt‘s nicht alle Tage zu sehen – auch nicht an einem Orgelmuseum: Am Alten Schloss Valley hing jüngst eine der größten Orgeln Deutschlands am Haken – zumindest partiell. Ein Kran hob Teile des zerlegten Instruments mitsamt einer der größten Windladen an ihren neuen Bestimmungsort im Neubau des Kultur- und Orgelzentrums.
Der Neuzugang im Orgelzentrum stammt aus dem hohen Norden: Ein großer Lkw transportierte Teile der Kemper-Orgel aus der Marienkirche der Hansestadt Lübeck in den Münchner Süden. Das Instrument verfügt über 101 Register, die mächtige Windlade wird knapp 1000 Einzelpfeifen mit Wind versorgen. „Sie ist damit eine der größten Orgeln Deutschlands“, teilt das Orgelzentrum mit.
Lübecker Orgel musste Kirchensanierung weichen
Die Orgel, von der Lübecker Firma Kemper geplant und 1969 erschaffen, musste von ihrem ursprünglichen Standort weichen. Das Gewölbe der Kirche St. Marien weist noch erhebliche Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg auf, muss gesichert und renoviert werden. Die Orgel stand diesem Bauvorhaben im Weg. Als Sixtus Lampl vom Abbau der Orgel und ihrer möglichen Vernichtung erfuhr, bot er für den Erhalt des Instruments den unterirdischen Verbindungsbau im Orgelzentrum Valley an, der heuer fertiggestellt wurde (wir berichteten).
Die Kemper-Orgel soll spielbar aufgebaut werden
Die Lübecker Orgel komplettiert eine bereits vorhandene Sammlung von Orgeln, die im Zusammenhang mit der Deutschen Orgelgesellschaft GdO (Gesellschaft der Orgelfreunde) steht. Tatsächlich ist es aus Sicht von Lampl die letzte Großorgel dieser deutschen Orgelbewegung. Ihre Vernichtung „wäre ein unverzeihbarer musikalischer Verlust“, meint der 84-jährige Orgelkenner. Deshalb hat Lampl bereits zwei Teile der Kemper-Orgel gekauft und nach Valley transportieren lassen.
Ziel ist es, die Kemper-Orgel hier wieder konzertfähig herzurichten. Der Wiederaufbau wird allerdings noch einige Zeit dauern. Lampl rechnet frühestens Ende 2026 damit. Aktuell wird die Schliersee-Orgel für das zukünftige Orgelmuseum aufgebaut.