Russische Iljuschin vor Rügen abgefangen – Putins Militär-Flieger verfügt über spezielle Ausrüstung
Ein russisches Militärflugzeug war am Dienstag über der Ostsee unterwegs. Ohne Erkennungssignal. Ein Blick auf das genaue Modell lässt Rückschlüsse zu.
Berlin – Über der Ostsee löste ein ohne Transponder fliegendes russisches Aufklärungsflugzeug am Dienstag (30. Januar) den Start einer Alarmrotte der deutschen Luftwaffe aus. Vor Rügen sei die russische Militärmaschine im internationalen Luftraum „identifiziert“ und „kurzzeitig begleitet“ worden und sei dann wieder nach Osten abgedreht, so die Luftwaffe. Der Aufklärer vom Typ Iljuschin 20 verfügt über eine spezielle Ausrüstung für die elektronische und die Fernmeldeaufklärung.
Russisches Spionageflugzeug ohne Transponder über Ostsee – kein Einzelfall
Transponder dienen üblicherweise dazu, Flugzeuge eindeutig identifizieren und orten zu können. Dass ein russischer Aufklärer über der Ostsee ohne Erkennungssignal flog, ist kein Einzelfall: Bereits im vergangenen Jahr hatten Deutschland und Großbritannien Eurofighter losgeschickt, um russische Militärflugzeuge ohne Transponderkennung über der Ostsee zu identifizieren. Darunter auch eine Iljuschin IL-20, wie die deutsche Luftwaffe damals mitteilte. Auch im Kalten Krieg waren diese Spionageflugzeuge aus Russland häufig über europäischen Gewässern gesichtet worden.
Russisches Spionageflugzeug über Ostsee: Aus der Vergangenheit lernen
Die Iljuschin IL-20M wurde erstmals in den 1970ern produziert, ihr Vorgängermodell IL-20 bekam in Militärkreisen auch den inoffiziellen Spitznamen „Beast from the East“ (zu Deutsch etwa: Das Biest aus dem Osten). Der Nato-Code der IL-20M ist Coot-A (zu Deutsch: „Kauz-A“). In der russischen Luftwaffe ist die Iljuschin teils als fliegender Kommandoposten in Verwendung, wie Radio Free Europe berichtet. Die Besonderheit: Die Maschine ist mit elektronischer Aufklärung, im Englischen Electronic Intelligence, oder kurz ELINT, sowie Fernmeldeaufklärung Communication Intelligence, kurz COMINT, ausgestattet.
Damit kann das Spionageflugzeug beispielsweise Satelliten oder Radiowellen erfassen, aber auch Kommunikation, die über Kabel erfolgt – etwa Internet- oder Telefon. Mithilfe elektronischer Aufklärung gelingt indes auch die Auswertung von elektromagnetischen Strahlungen. Diese kommen beispielsweise in Navigationssystemen oder Lenksystemen des Militärs zum Tragen. Entsprechend können die zusammengeführten Daten dazu dienen, ein militärisches Lagebild zu erstellen. Welchen Auftrag der russische Aufklärer über der Ostsee konkret hatte, lässt sich nur mutmaßen, doch ein Blick in die Vergangenheit gibt einen Anhaltspunkt.
Iljuschin IL-20M über der Ostsee: Welchen Auftrag hatte das Spionageflugzeug?
Lange vor Beginn des Ukraine-Krieges hatte es am 25. April 2013 bereits einen Zwischenfall mit der Iljuschin 20-M über der Ostsee gegeben. Dort hatte der Aufklärer fast den schwedischen Luftraum verletzt. Wie Beobachter damals analysierten, könnte der Grund dafür eine Militärübung in Schweden gewesen sein, die wenige Tage vorher begonnen hatte. „Die jährliche Übung beinhaltet eine intensive Signalverbindung zwischen den Stäben in Karlskrona, Enköping und Uppsala; Signale, die für die russische Il-20 von Interesse sein könnten“, schrieb etwa das Online-Fachblatt The Aviationist. Die Präsenz der Maschine habe aber auch dazu dienen können, die Luftverteidigungsbereitschaft der schwedischen Luftwaffe zu testen, so die Experten weiter.
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Die Alarmrotte der deutschen Luftwaffe besteht heutzutage in der Regel aus zwei Eurofightern, die innerhalb weniger Minuten aufsteigen, um Gefährdungen zu überprüfen oder abzuwehren. Der Überflug der IL-20M am Dienstag könnte auch ein Test gewesen sein, wie reaktionsfähig die Luftabwehr Europas wirklich ist. Zudem findet aktuell mit Steadfast Defender die größte Nato-Übung seit Jahrzehnten statt. Mit 90.000 Soldaten soll der Ernstfall eines Angriffs auf das Bündnisgebiet geprobt werden. Die Kommunikation und Militärdaten der Übung könnten für Moskau interessant sein.