Tourismus-Beben in Trump-USA: "Kommt bitte wieder zurück zu uns"

In der US-Tourismusbranche stellt man sich auf dramatische Besucher-Rückgänge ein. Wie die "Washington Post" berichtet, sankt die Zahl der Touristen aus Übersee im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um insgesamt zwölf Prozent. Das Blatt berief sich auf Daten der International Trade Administration des US-Handelsministeriums.

Aus Deutschland kamen demnach ganze 28 Prozent weniger Besucher als ein Jahr zuvor, bei Touristen aus Dänemark lag der Rückgang sogar bei 34 Prozent. Die Zahlen, über die die "Washington Post" schreibt, sind jedoch nicht das einzige Alarmsignal.

Zahlreiche Airlines melden laut einem Bericht der "Wirtschaftswoche" einen Passagierrückgang, was Reisen in die Vereinigten Staaten betrifft. Wie groß dieser Rückgang ist, behalten die Fluggesellschaften dem Artikel zufolge aber für sich. 

Deutschland lag 2024 noch auf Platz 5 der US-Touristen

Verschiedene Faktoren könnten beim Tourismus-Knick eine Rolle spielen: strengere Einwanderungsbestimmungen in die USA sowie die konfrontative Politik der US-Regierung. In Florida, sonst ein Magnet für deutsche Touristen, merkt man den Besucherschwund jedenfalls bereits deutlich. 

"Wir hatten immer extrem viele Buchungen aus Deutschland, jetzt sind es nur noch sehr wenige. Es gibt kaum mehr Vorbuchungen", sagt Marco Wischmeier, deutscher Besitzer eines Unternehmens für Ferienhausvermietung in Florida, im Gespräch mit FOCUS online. 

2024 lag Deutschland mit 1.994.786 ausgestellten Einreiseformularen noch auf Platz 5 der Länder, aus denen die meisten USA-Reisenden stammten. "Eigentlich müsste um diese Zeit alles ausgebucht sein. Aber die Straßen sind leer. Der Tourismus ist am Boden", meint Wischmeier. 

"Kommt bitte wieder zurück zu uns nach Florida"

Der gebürtige Augsburger appelliert an seine Landsleute: "Kommt bitte wieder zurück zu uns nach Florida. Wir vermissen und brauchen euch." Seit 17 Jahren vermietet Wischmeier Ferienhäuser im "Sunshine State" in Fort Meyers, Naples und Cape Coral, wo er auch als Immobilienmakler tätig ist. 

Er beschäftigt insgesamt sechs Angestellte. Seine Frau, ebenfalls Deutsche, macht die Buchhaltung. Bis vor kurzem boomten die Geschäfte noch: "Die Wintersaison war großartig mit hervorragenden Buchungen. Bis Trump anfing, die Kanadier zu beleidigen. Damit hat alles begonnen. Inzwischen sieht die Lage sehr schlecht aus", sagt Wischmeier.

So schlecht, dass er die Mietpreise für seine 40 Ferienhäuser bereits um zwanzig Prozent reduzieren musste. Angesichts der US-Reisewarnungen vieler Länder (darunter Deutschland, Finnland, Dänemark, Portugal und Kanada) kann der Unternehmer weitere Rabatte nicht ausschließen. 

"In diesen Zeiten kann man Gäste nur noch mit Rabatt-Aktionen locken"

"Wenn schon Disney-World für den Sommer 50-prozentige Nachlässe für Kinder anbietet, dann will das etwas heißen", meint er. "In diesen Zeiten kann man Gäste nur noch mit Rabatt-Aktionen und Schnäppchenpreisen herlocken."

Wischmeier macht traurig, dass deutsche Kunden, deren Häuser er verwaltet, ihre Immobilien in Florida nun verkaufen wollen. Es sind keine Einzelfälle. Auch immer mehr Kanadier versuchen offenbar gerade, ihre Immobilien loszuwerden. 

Im "Wall Street Journal" (WSJ) berichten Makler, viele kanadische Kunden würden sich in Amerika nicht länger willkommen fühlen. "Das Schlüsselwort ist ‘Unsicherheit’", sagte Catherine Spino, Maklerin aus Florida, dem Blatt. Seit Januar hätte sich die Zahl der Kanadier, die ihre Ferienhäuser zum Verkauf anbieten, verdoppelt. 

"Wir haben schon einiges durchgemacht"

Spino verwies auch auf die Mail eines potenziellen Käufers: "Ich hatte ernsthaft überlegt, mir eine Eigentumswohnung zuzulegen, aber angesichts der Art, wie Trump unser geliebtes Land Kanada behandelt, habe ich beschlossen, die Pläne vorerst aufzugeben. Warum sollte ich hier mein Geld ausgeben?"

Wischmeier kann zwar verstehen, dass sich viele Deutsche und andere Ausländer vor den Kopf gestoßen fühlen. "Aber die USA sind doch mehr als ihre Regierung. Floridas Strände, die Sonnenuntergänge, Delfine und die Everglades – das alles bleibt doch wunderschön, egal, wer Präsident ist." Auch der sinkende Dollar-Kurs könnte für deutsche Urlauber ein Anreiz sein, hofft er.

"Seit ich in Florida lebe, haben wir schon einiges durchgemacht. Die ganzen Hurrikane, die Ölpest am Strand durch die Deepwater-Horizon-Katastrophe, die Pandemie, gefolgt von weiteren Hurrikanen. Und jetzt das!" 

"Da bin ich durch und durch deutsch"

Doch Florida nach siebzehn Jahren zu verlassen und wieder nach Deutschland zurückzuziehen, kommt für Wischmeier nicht in Frage. "Nein, dafür finde ich es hier zu schön." Auch wenn die aktuelle Lage weniger schön sei.

"Wir müssen unsere Rechnungen und Angestellten weiter bezahlen. Das ist jetzt nicht leicht." Aber: Im Gegensatz zu vielen seiner amerikanischen Konkurrenten sei er wenigstens nicht verschuldet, sagt er. "Da bin ich durch und durch deutsch und muss mir zumindest diesbezüglich keine Sorgen machen. Irgendwie schaffen wir das hoffentlich."