Zahl der Insolvenzen von Automobilzulieferern stark gestiegen – Keine Besserung in Sicht
Immer mehr große Automobilzulieferer gehen insolvent. Betroffen sind auch Unternehmen, die Komponenten für Elektroautos herstellen.
Düsseldorf – Im ersten Halbjahr 2024 ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland stark gestiegen. In den ersten sechs Monaten des Jahres waren 162 Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als zehn Millionen Euro betroffen. Das waren 41 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf eine Analyse der Restrukturierungsberatung Falkensteg. Darunter sind der Reiseveranstalter FTI, die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof oder das Modeunternehmen Esprit.
Zahl der Insolvenzen bei Automobilzulieferern stark gestiegen: 10.000 Arbeitsplätze sind betroffen
Auch die Automobilzulieferindustrie ist von der Krise betroffen. Die Zahl der Großinsolvenzen, also von Unternehmen mit einem Umsatz von mindestens zehn Millionen Euro, stieg in den ersten sechs Monaten um 67 Prozent auf 20. Darunter sind die Eissmann Automotive Gruppe, Auto-Kabel und Franken Guss. Davon sind insgesamt 10.000 Arbeitsplätze betroffen.

Nur im ersten Halbjahr 2020, während der Corona-Krise, waren es mit 28 Fällen mehr. Danach ging es der Branche wieder besser, die Insolvenzzahlen stabilisierten sich. Gründe dafür waren unter anderem staatliche Stützungsmaßnahmen und Preisanpassungen der Hersteller. Im Vergleich zu 2022 gingen die Insolvenzanträge im vergangenen Jahr um drei Prozent zurück.
Zahl der Insolvenzen bei Automobilzulieferern stark gestiegen: Investitionen rechnen sich nicht mehr
Ein bisher unbekanntes Problem ist, dass auch Zulieferer, die Komponenten für Elektroautos herstellen, betroffen sind. Ein Grund: Unternehmen wie Auto-Kabel oder Franken Guss haben Vorleistungen für Forschung und Entwicklung erbracht. Wegen des schleppenden Absatzes von Elektroautos müssen sie aber Auftragsstornierungen und -verschiebungen hinnehmen. Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz aus Asien. Diese Entwicklung lässt die Kalkulationen aus den Fugen geraten.
„Die Zulieferer sind alarmiert, weil die E-Mobilität aktuell weit hinter den erhofften Volumina zurückbleibt. Wer in die Transformation investiert hat, kann die Rückgänge in der konventionellen Antriebstechnik nicht kompensieren. Die Wachstumschance entwickelt sich aktuell tatsächlich zum Investitionsgrab“, so Jochen Wierz, Automobilexperte bei Falkensteg, zur Automobilwoche.
Zahl der Insolvenzen bei Automobilzulieferern stark gestiegen: Situation wird sich weiter verschärfen
Wirtz gibt für die Zukunft keine Entwarnung, er geht davon aus, dass die Zahl der Insolvenzen im zweiten Halbjahr steigen wird. Denn es zeichne sich ab, dass die Abrufe in der Verbrennungstechnik im vierten Quartal zurückgehen oder verschoben werden. Hinzu kämen steigende Rohstoff- und Frachtkosten sowie anstehende Refinanzierungen von Corona-Krediten, die durch die derzeit hohen Zinsen und Risikoaufschläge erschwert würden.
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Doch damit nicht genug. Die Gewerkschaften fordern für die nächste Tarifrunde eine Lohnerhöhung von sieben Prozent. „Die Kombination aus rückläufigen Absatzzahlen, hohen Finanzierungs- und steigenden Personalkosten wird viele Zulieferer weiter an den Rand ihrer finanziellen Belastbarkeit bringen“, so Wierz.