VR-Bank zieht positive Bilanz – Krisen beschäftigen das Geldinstitut aber immer noch

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Die Führung der VR-Bank Werdenfels: Vorstand Stefan Hutter (l.) und Vorstandsvorsitzender Martin Jocher. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Bei der VR-Bank Werdenfels läuft‘s gut. Die Bilanzsumme konstant, im Kreditgeschäft leichte Zuwächse, das Eigenkapital gestärkt, ein gutes Plus an Mitgliedern, ein Gewinn von zwei Millionen Euro – „wir sind zufrieden.“

Landkreis – Einfach war das Jahr 2023 aus Bankensicht trotz der ordentlichen Zahlen deswegen noch lange nicht. „Die Gefahr, dass es ruhig wird, kann ich zumindest nicht feststellen“, sagt Jocher und lacht. Nach dem Ende der Corona-Pandemie bleiben genügend andere Krisen, die Banken ordentlich beschäftigen: Kriege, das allgemeine Preisniveau, der Zinsmarkt und die Inflation prägten 2023 und sind auch 2024 nicht weggezaubert.

Im Bereich des Kreditgeschäfts wird die Niedrigzinsphase den Banken noch länger nachhängen. „Es gibt viele Zehn-Jahres-Kredite mit sehr niedrigen Zinsen“, sagt Jocher. Das drückt einem Verantwortlichen schon ein wenig aufs Gemüt. Nur: So liefen eben die vergangenen Jahre.

Schwierige Lage in der Baubranche ist zu spüren

Zumindest bewahrheitete sich eine Befürchtung aus der Corona-Zeit nicht: dass die Banken aufgrund von Insolvenzen oder ähnlichen Problemen auf vielen geplatzten Krediten würden hocken bleiben. „Gerade im Bereich der Firmenkunden merken wir das überhaupt nicht“, verrät Jocher. Sein Vorstandskollege Stefan Hutter ergänzt: „Da haben die staatlichen Hilfe schon sehr gut gegriffen.“

Dennoch ist dieser eigentlich ertragreiche Geschäftszweig auch bei der VR-Bank noch nicht wieder auf altem Niveau. „Obwohl es eigentlich verglichen mit früher immer noch günstige Zeiten sind“, merkt Jocher an. Speziell in der Baubranche spüre man die derzeit schwierige Lage.

Private Finanzierungen sind stark zurückgegangen. „Projekte wie Einheimischen-Modelle gibt es ja so gut wie gar nicht mehr“, sagt Jocher. Und Bauträger hätten mittlerweile Probleme, ihre Wohnungen an den Kunden zu bringen. „Da stockt der Verkauf.“ Insgesamt verzeichnete die Genossenschaftsbank aber auch in 2023 ein kleines Plus von zwei Prozent.

Kundeneinlagen wieder weniger gefragt

Interessant war aus Sicht der beiden Bank-Chefs auch die Entwicklung bei den Kundeneinlagen. „Die sind am Anfang erst ein wenig abgeschmolzen“, erklärt Jocher. In seinen Augen nicht ganz überraschend. „In der Pandemie war das Thema Sicherheit hoch im Kurs, da haben die Leute das Geld der Regionalbank anvertraut.“

Nun aber hat beim Anleger ein Kurswechsel eingesetzt. „Jetzt will jeder wieder das Zehnerl mehr.“ Und wagt sich wieder hinaus in die große Finanzwelt. Insgesamt gingen die Einlagen um 3,77 Prozent zurück, liegen damit aber fast auf dem 2022er-Niveau bei 1,6 Milliarden Euro. „Das relativiert sich jetzt auch alles wieder, steigt wieder an.“

Keine Veränderungen gibt es in nächster Zeit an der Struktur der Bank. Sechs Filialen hatte die Bank, die Niederlassungen unter anderem in Weilheim, Penzberg, Peißenberg und Huglfing besitzt, während der Pandemie geschlossen worden. „Wir haben in dieser Hinsicht aber nichts Neues vor“, versichert Jocher. Im Gegenteil: Mit Blick auf die Mitarbeiter vergrößert sich die VR-Bank aktuell sogar wieder ein wenig. 2023 kamen fünf Mitarbeiter hinzu. „Die Herausforderung für uns ist, dass wir Filialbank bleiben, aber auch Digitalbank sind“, betont Hutter.

Starke Zuwächse im Bereich Onlinebanking

Im Fokus stehe eine umfangreiche Betreuung der Kunden. „Die Wege sollten kurz bleiben.“ Wobei neue Kommunikationsformen immer besser angenommen werden. So verzeichnet die VR-Bank im Telefonbanking aktuell starke Zuwächse, baut diesen Bereich aus. Das Onlinebanking sei ohnehin ein Wachstumsmarkt: In den vergangenen drei Jahren stieg die Quote an Bankgeschäften im Internet konstant von 54 auf 60 Prozent. „Und es sind nicht nur junge Leute, die dort tätig sind“, betont Hutter.

Zuwächse gibt es auch bei der Zahl der Mitglieder: 962 sind 2023 dazugekommen. „Das ist sehr positiv, zeigt das Vertrauen in uns“, bekräftigt Jocher. Die Anteilinhaber dürfen auch wieder mit einer Dividende rechnen, die bei der Vertreterversammlung am 18. Juni in Murnau beschlossen wird.

Zahlen aus der Bilanz

Bilanzsumme: ⇥2,0 Milliarden Euro (-0,97 Prozent)

Jahresgewinn: ⇥2,03 Millionen Euro

Kreditvolumen: ⇥1,8 Milliarden Euro (+2,0 Prozent)

Kundeneinlagen: ⇥1,6 Milliarden Euro (-3,8 Prozent)

Mitgliedschaften: ⇥962 neue Mitglieder, insgesamt ca. 23 000

Spenden und Sponsoring: ⇥ca. 120 000 Euro

VR-Bank-Team: ⇥294 Mitarbeiter, 10 Azubis

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