US-Wahl: So wird Kamala Harris zur Siegerin – und so Donald Trump

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US-Wahl: So wird Kamala Harris zur Siegerin – und so gewinnt Donald Trump

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Die Strategen der Demokraten und Republikaner haben Wege, die bei der US-Wahl 2024 zum Sieg führen, längst ausgemacht. Ein Blick auf die Szenarios.

Washington, D.C. – Die magische Zahl lautet 270. So viel Wahlleute braucht es für einen Sieg bei der US-Wahl 2024. Das gilt für Kamala Harris wie für Donald Trump. Doch die möglichen Wege der beiden Kontrahenten, über welche Staaten sie dieses Ziel erreichen, unterscheiden sich deutlich.

Das liegt vor allem am komplexen Wahlsystem der USA, bei dem das Staatsoberhaupt nur indirekt vom Volk gewählt wird, weil die eigentliche Wahl über sogenannte Wahlleute abgewickelt wird. Diese werden von den einzelnen Bundesstaaten bestimmt, in der Regel gilt dabei ein „Winner takes it all“-System. Wer also die Mehrheit der Stimmen in einem Bundesstaat bekommen hat, erhält auch alle Wahlleute-Stimmen, die in dem Bundesstaat zu vergeben sind.

Fans von Donald Trump und Kamala Harris treffen in New York bei der TV-Debatte der beiden Kontrahenten vor der US-Wahl aufeinander.
Fans von Donald Trump und Kamala Harris treffen in New York bei der TV-Debatte der beiden Kontrahenten vor der US-Wahl aufeinander. © IMAGO/Syndi Pilar / SOPA Images

Swing States entscheiden wohl über US-Wahl

Konsequenz aus diesem Wahlsystem ist, dass sich der Wahlkampf auf die sogenannten Swing States konzentriert. Also ebenjene Staaten, bei denen die Umfragen zur US-Wahl ein enges Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump vorhersagen. Insgesamt gelten in diesem Jahr die folgenden Staaten als Swing States.

Bundesstaat Wahlleute Sieger 2020
Nevada 6 Joe Biden
Wisonsin 10 Joe Biden
Arizona 11 Joe Biden
Michigan 15 Joe Biden
Georgia 16 Joe Biden
North Carolina 16 Donald Trump
Pennsylvania 19 Joe Biden

Insgesamt wird sich bei der US-Wahl also um 93 von 539 Wahlleuten gestritten. Das wiederum bedeutet, dass 446 Wahlleute bereits als vergeben gelten. Diese teilen sich wie folgt auf: Kamala Harris ist leicht im Vorteil und kann mit 226 Stimmen sicher rechnen. Donald Trump geht mit 219 ins Rennen.

Strategen der Demokraten und der Republikaner zerbrechen sich seit Wochen den Kopf, über welchen Weg das jeweilige Ziel (Sieg bei der US-Wahl) erreicht werden kann. Für das Lager von Kamala Harris wäre der wohl einfachste Weg die sogenannte „nördliche Route“. Sollte Harris Siege in Wisconsin, Michigan und Pennsylvania erzielen, der Gesamtsieg bei der US-Wahl wäre ihr sicher. Alle drei Staaten spielten bei den vorangegangenen Wahlen ebenfalls eine wichtige Rolle. Donald Trump konnte die alle drei 2016 gewinnen. Joe Biden wiederum triumphierte in 2020. Mit diesen drei Staaten käme Harris auf exakt 270 Wahlleute.

Mathematisch gibt es neben der „nördlichen Route“ 19 weitere Kombinationen von Siegen in Swing States der US-Wahl, die Kamala Harris zum Ziel führen. In zehn Kombinationen würden ihr drei Swing States reichen. Nur bei einer Kombination könnte Harris dann aber auf Pennsylvania verzichten. Im größten aller Swing States stehen 19 Wahlleute zur Disposition. Ohne Pennsylvania muss Harris Georgia, North Carolina und Michigan gewinnen, um einen Sieg der US-Wahl mit nur drei Swing States zu sichern. In den anderen zehn Kombinationen sind mindestens vier Staaten vonnöten.

Die Dreier-Kombinationen, die Kamala Harris bei der US-Wahl zum Sieg führen

  1. Pennsylvania, Georgia, North Carolina
  2. Pennsylvania, Georgia, Michigan
  3. Pennsylvania, North Carolina, Michigan
  4. Pennsylvania, Georgia, Arizona
  5. Pennsylvania, North Carolina, Arizona
  6. Pennsylvania, Michigan, Arizona
  7. Pennsylvania, Georgia, Wisconsin
  8. Pennsylvania, North Carolina, Wisconsin
  9. Pennsylvania, Michigan, Wisconsin
  10. Georgia, North Carolina, Michigan

Die Vierer-Kombinationen, die Kamala Harris bei der US-Wahl zum Sieg führen

  1. Georgia, North Carolina, Arizona, Wisconsin
  2. Georgia, Michigan, Arizona, Wisconsin
  3. North Carolina, Michigan, Arizona, Wisconsin
  4. Georgia, North Carolina, Arizona, Nevada
  5. Georgia, Michigan, Arizona, Nevada
  6. North Carolina, Michigan, Arizona, Nevada
  7. Georgia, North Carolina, Wisconsin, Nevada
  8. Georgia, Michigan, Wisonsin, Nevada
  9. North Carolina, Michigan, Wisconsin, Nevada
  10. Pennsylvania, Arizona, Wisconsin, Nevada

Für Donald Trump wäre der wohl einfachste Weg, die notwendigen 51 Stimmen bei der US-Wahl zu sichern, der folgende: Der Kandidat der Republikaner müsste North Carolina, Georgia und Pennsylvania gewinnen. Würde ihm das gelingen, stünde Trump bei exakt 270 Stimmen. Dies ist der einzige Weg, der Trump über nur drei eroberte Swing States zum Wahlsieg führen kann. In den anderen 20 möglichen Kombinationen benötigt Trump mindestens vier Siege in Swing States.

Die Vierer-Kombinationen, die Donald Trump bei der US-Wahl zum Sieg führen

  1. Pennsylvania, Georgia, Michigan, Arizona
  2. Pennsylvania, North Carolina, Michigan, Arizona
  3. Georgia, North Carolina, Michigan, Arizona
  4. Pennsylvania, Georgia, Michigan, Wisconsin
  5. Pennsylvania, North Carolina, Michigan, Wisconsin
  6. Georgia, North Carolina, Michigan, Wisconsin
  7. Pennsylvania, Georgia, Arizona, Wisconsin
  8. Pennsylvania, North Carolina, Arizona, Wisconsin
  9. Georgia, North Carolina, Arizona, Wisconsin
  10. Pennsylvania, Michigan, Arizona, Wisconsin
  11. Georgia, Michigan, Arizona, Wisconsin
  12. North Carolina, Michigan, Arizona, Wisconsin
  13. Pennsylvania, Georgia, Michigan, Nevada
  14. Pennsylvania, North Carolina, Michigan, Nevada
  15. Georgia, North Carolina, Michigan, Nevada
  16. Pennsylvania, Georgia, Arizona, Nevada
  17. Pennsylvania, North Carolina, Arizona, Nevada
  18. Pennsylvania, Michigan, Arizona, Nevada
  19. Pennsylvania, Georgia, Wisconsin, Nevada
  20. Pennsylvania, North Carolina, Wisconsin, Nevada

Pennsylvania ist für Sieg bei US-Wahl wohl entscheidend

Beim Blick auf die möglichen Kombinationen, die zum Sieg bei der US-Wahl führen könnten, wird eines deutlich: Pennsylvania, der größte der sieben Swing States, könnte sowohl für Kamala Harris als auch für Donald Trump zum entscheidenden Staat werden. Für Harris gibt es nur eine Dreier-Kombination und neun Vierer-Kombinationen, die es ihr erlauben würden, Pennsylvania zu verlieren. Donald Trump hat ähnliche Aussichten. Für ihn gibt es bei der US-Wahl nur sechs mögliche Kombinationen, in denen er auf einen Sieg in Pennsylvania verzichten könnte, und trotzdem als Sieger hervorgehen könnte.

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Doch was passiert bei einem Unentschieden? Tatsächlich gibt es drei Szenarios bei der US-Wahl, die Kamala Harris und Donald Trump bei exakt 269 Wahlleuten sehen. Dafür notwendig wären folgende Ergebnisse in den Swing States:

So gibt es ein Unentschieden bei der US-Wahl

  • Szenario 1: Kamala Harris gewinnt Georgia, Arizona, Wisconsin und Nevada. Donald Trump gewinnt Pennsylvania, North Carolina und Michigan.
  • Szenario 2: Kamala Harris gewinnt Georgia, North Carolina, Arizona. Donald Trump gewinnt Pennsylvania, Michigan, Wisconsin und Nevada.
  • Szenario 3: Kamala Harris gewinnt North Carolina, Arizona, Wisconsin und Nevada. Donald Trump gewinnt Pennylvania, Georgia und Michigan

Sollte es wirklich dazu kommen, sieht die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika folgendes Procedere vor: Im US-Repräsentantenhaus wird eine „bedingte Wahl“ angesetzt. Jede Delegation aus einem der 50 Bundesstaaten hätte eine Stimme. Sobald eine Person mindestens 26 Stimmen erhalten hat, wird diese das neue Staatsoberhaupt der USA. Nach demselben Muster wählt daraufhin der US-Senat den Vizepräsidenten. Zur Wahl stehen dem Repräsentantenhaus dabei die drei Kandidaten, die bei der ursprünglichen Wahl die meisten Wahlleute hinter sich vereinen konnten. Die Senatoren im US-Senat müssen sich zwischen den zwei bestplatzierten Kandidaten entscheiden.

Donald Trump wäre nach Unentschieden bei US-Wahl leicht im Vorteil

Wichtig ist dabei zu beachten, dass die Wahlleute selbst, die sich in Person am 17. Dezember treffen, um den US-Präsidenten zu wählen, nicht zwangsläufig an das Ergebnis aus ihrem Bundesstaat gebunden sind. Nur etwa die Hälfte aller Bundesstaaten verpflichtet seine Wahlleute per Gesetz, für den Gewinner der eigentlichen Wahl im Volk zu stimmen. Es ist daher also möglich, dass ein einzelner Wahlmann oder eine Wahlfrau anders abstimmt und so die US-Wahl entscheidet. Wahrscheinlicher wäre aber, dass bei der Wahl durch die Wahlleute am 17. Dezember ein Unentschieden entsteht und dieses Ergebnis an den US-Kongress übergeben wird. Ein Unentschieden nach der US-Wahl gab es in der Geschichte der Politik in den USA erst dreimal: 1801, 1825 und 1837. Sollte es 2024 zum vierten Mal so weit sein, Donald Trump wäre wohl leicht im Vorteil. Seine Republikaner sind bei der Aufteilung der Delegationen im Repräsentantenhause aktuell vorne.

Was vor der US-Wahl nie jemand vermutet, aber dennoch immer wieder eintritt, ist das letzte Szenario für den Weg zum Sieg. Ein sicher geglaubter Bundesstaat wechselt die Farbe. Eine aktuelle Umfrage aus Iowa deutet derartiges an. (dil)

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