„Selbstliebe ist kein Selbstläufer“: Susanne Petz lädt vor dem Valentinstag zu interaktivem Vortrag ein
Ein Tag vor Valentinstag lädt Susanne Petz zu einem interaktiven Vortrag über Selbstliebe ein. Sie will mit ihren Teilnehmern unter anderem ergründen, wie viel Selbstliebe gut ist. Doch wo verläuft die Grenze zum Narzissmus?
Münsing/Beuerberg – Es herrscht ein Mangel an Selbstliebe: Diese Ansicht vertritt Susanne Petz, Autorin und Coachin aus Münsing. Unter dem Titel „Mehr (Selbst-) Liebe bitte!“ lädt Petz für Donnerstag, 13. Februar – einen Tag vor Valentinstag –, zusammen mit dem Kreisbildungswerk ins Kloster Beuerberg ein. Dort möchte sie mit ihren Teilnehmern ergründen, wie viel Selbstliebe gut ist und wie man in gesunder Weise zuerst an sich selbst denken kann. Redakteurin Elena Royer sprach mit der 63-Jährigen darüber, wo die Grenze zwischen Selbstliebe und Narzissmus verläuft und ob es Petz leicht fällt, sich zu lieben.
Frau Petz, Sie sagen, um jemand anderen lieben zu können, müssen wir zunächst uns selbst lieben. Wie macht man das – sich täglich vor dem Spiegel Komplimente zuflüstern?
Warum nicht? Das wäre sicher eine gute Methode. Flüstern hört sich aber so zaghaft an. Man dürfte die Komplimente auch laut und deutlich zu sich selbst sagen. Das funktioniert übrigens auch ohne Spiegel. Zum Beispiel könnte man jeden Abend beim Ins-Bett-Gehen kurz an die Dinge denken, die einem tagsüber gelungen sind und auf die man ein bisschen stolz ist.
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Fällt es Ihnen leicht, sich selbst zu lieben?
Es fällt mir immer leichter, je länger ich mich mit dem Thema Selbstliebe beschäftige. Ich habe ja schon einen Film darüber gedreht und ein Buch dazu geschrieben. Dennoch ist Selbstliebe kein Selbstläufer. Als selbstständiger Coach achte ich jeden Tag darauf, mir arbeitsmäßig nicht mehr vorzunehmen, als ich entspannt schaffen kann, genügend Pausen zu machen und mich mindestens 30 Minuten in der Natur zu bewegen. Dann fühle ich mich in meiner eigenen Haut wohl und gehe auch mit anderen Menschen achtsamer um. Die beste Basis, um sich selbst zu lieben.
Wo verläuft die Grenze zwischen gesunder Selbstliebe und Narzissmus?
Narzissmus hat nichts mit Selbstliebe zu tun. Ein Narzisst muss sich selbst größer machen als andere, um sich gut zu fühlen. Jemand, der sich in gesunder Weise selbst liebt, macht sich keine Sorgen darüber, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. So jemand kann sich über den Erfolg einer Kollegin oder eines Freundes freuen, ohne zu befürchten, selbst dadurch in den Hintergrund zu geraten.
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Was ist, wenn man sich selbst nicht mag?
Ich kenne eigentlich keine Person, die sich insgesamt überhaupt nicht mag. Das wäre auch ein sehr schweres Leben. Psychologisch ist es so, dass ich das, was ich an mir nicht mag, auch an anderen ablehnen werde. Das sorgt dann für Konfliktstoff. Es gibt aber Situationen, zum Beispiel wenn ich sehr unter Druck stehe, dann neige ich vielleicht dazu, andere unfair zu beurteilen oder zu behandeln. In dem Moment, in dem mir das auffällt, mag ich mich nicht. Oder genauer: Ich mag dieses Verhalten an mir nicht. Und natürlich wird es dem unfair Behandelten genauso gehen.
Das klingt interessant …
Bei den meisten Menschen ist es eher so, dass sie Aspekte ihrer Persönlichkeit oder ihres Körpers nur schwer lieben können. Ich habe zum Beispiel lange Zeit mit meinem Bäuchlein gehadert, meine Beine aber immer geliebt. Mit meiner lauten Stimme habe ich es auch nicht leicht. Gleichzeitig ist diese kräftige Stimme für mich als Vortrags-Rednerin ein großer Gewinn.
Wie lässt sich Selbstliebe mit einer langjährigen Partnerschaft vereinbaren, ohne egoistisch zu wirken?
Selbstliebe beinhaltet, meine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen – auch wenn mein Partner ganz andere Wünsche hat. Das heißt, ich nehme meine Bedürfnisse trotzdem wahr und spreche auch darüber. Aber ich habe nicht die Erwartung, dass mein Partner oder meine Partnerin dafür zuständig ist, diese zu erfüllen. Darüber zu reden, hilft einander zu verstehen und näherzukommen. Wer sich seine Bedürfnisse nicht mitteilt, lernt sich gar nicht wirklich kennen. Und Selbstliebe kann sich dann auch darin zeigen, dass ich gut damit umgehen kann, wenn mein Partner seine Freunde ohne mich trifft oder abends nichts mehr essen möchte, obwohl ich gekocht habe.
Sich selbst am Valentinstag Blumen oder Schokolade kaufen – ein guter Weg zu mehr Selbstliebe?
Sich selbst etwas zu schenken, ist ein schönes Ritual. Das kommt bei mir nicht nur einmal im Jahr vor. Ich belohne mich öfter mal. Die Schokolade oder die neuen Schuhe dürfen nur keine Ersatzhandlung für fehlende Liebe werden. Ich schenke mir manchmal zum Beispiel einen freien Tag, wenn ich eine schwierige Aufgabe erfolgreich bewältigt habe.
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Gibt es ein „Selbstliebe-Training“ für Anfänger?
In meinem interaktiven Vortrag am Donnerstag werden wir viele kleine Übungen machen. Ein Tipp wäre: Lächeln Sie! Versuchen Sie es auch dann, wenn Ihnen eigentlich nicht danach zumute ist. Wenn wir lächeln, produziert unser Gehirn Glückshormone, was wiederum dazu führt, dass wir uns wirklich besser fühlen. Und natürlich wirkt unser Lächeln auch auf die Menschen, die uns umgeben.
Vortrag im Kloster: Der interaktive Vortrag samt Lesung findet am Donnerstag, 13. Februar, von 18 bis 21 Uhr im Kloster Beuerberg statt. Anmeldung per E-Mail an info@susannepetz.de oder per Telefon unter 01 70/5 53 87 94. Der Eintritt kostet 35 Euro.