Nächstes Heizungsgesetz-Desaster für Habeck: Branchenführer baut 700 Stellen ab

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Ein Jahr nach den Heizungsgesetz-Debatten ist das Geschäft bei vielen Wärmepumpen-Herstellern eingebrochen. Eine Erholung dürfte erst in Monaten oder gar Jahren zu erwarten sein.

Remscheid – Die Debatten um das Heizungsgesetz stecken noch in den Knochen der Heizungsbranche. Die ersten Quartalszahlen des Jahres boten keine guten Nachrichten: Einbrüche in fast allen Sparten, außer bei Ölheizungen, die kräftig nachlegten. Das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) herausgegebene Ziel von 500.000 installierten Wärmepumpen pro Jahr rückt in weite Ferne. Innerhalb der Branche geht man von gerade mal 200.000 einbauten Systemen aus.

Grund für die Einbrüche ist laut Branchenverbänden und Heizungsherstellern die Unsicherheit, die durch die öffentliche Debatte um das Heizungsgesetz beim Kunden entstanden ist. Anstatt wie erhofft in neue Wärmepumpen zu investieren, warten Eigentümer und Eigentümerinnen jetzt lieber ab. Viele Menschen haben sich mit neuen Gas- oder Ölheizungen eingedeckt, um die Entscheidung noch weiter hinauszuzögern.

Wärmepumpen-Desaster: Vaillant baut 300 Stellen in Deutschland ab

Dabei haben sich die Hersteller auf den Hochlauf der Wärmepumpe eingestellt und kräftig investiert. Investitionen, die sich nun durch vollgestopfte Lager nicht mehr ausgleichen lassen. Durch die Flaute kommen viele Unternehmen in Bedrängnis. Es müssen Kosten gespart werden, der Umsatz muss angekurbelt werden: Die ersten Unternehmen bieten jetzt schon Rabatte an, um Kunden anzulocken. Trotzdem muss Kurzarbeit bei Herstellern wie Vaillant und Stiebel Eltron angemeldet werden.

Doch auch das scheint nicht zu reichen. Wie der deutsche Heizungsriese Vaillant nun mitteilt, müssen weltweit 700 Stellen abgebaut werden, 300 davon in Deutschland. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden. Man wolle das Unternehmen damit an die neue Nachfragesituation und die künftigen Markt- und Kundenanforderungen ausrichten, teilte das Familienunternehmen am Montag (13. Mai) im nordrhein-westfälischen Remscheid mit. Der europäische Markt für Heiztechnik habe im vergangenen Jahr insgesamt rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen. Diese Entwicklung habe sich in den ersten Monaten des Jahres 2024 fortgesetzt.

Vaillant macht trotz Heizungs-Debatten mehr Umsatz

Die Vaillant Group hat Standorte in rund 20 Ländern. Weltweit zählte die Firma zum Jahreswechsel 17.500 Beschäftigte, davon rund 5.000 in Deutschland. Allein am Stammsitz in Remscheid arbeiten nach Angaben eines Sprechers rund 4.300 Menschen, die meisten in der Verwaltung. Entsprechend werde der Abbau in Deutschland vor allem den Standort Remscheid betreffen. 

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Protestler tragen immer auch Verantwortung.“
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat das Ziel von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr herausgegeben. © Christoph Hardt/Imago

Der Stellenabbau solle „möglichst zeitnah“ erfolgen, so der Sprecher weiter. Frei werdende Stellen sollen nicht nachbesetzt werden. Geplant sind auch vorgezogene Ruhestandsregelungen. Darüber hinaus biete das Unternehmen ein Programm zum freiwilligen Unternehmensaustritt an. Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung der Maßnahmen liefen bereits, sagte der Sprecher.

2023 steigerte Vaillant seinen Konzernumsatz um drei Prozent auf 3,8 Milliarden Euro. Über den Gewinn machte die Firma keine Angaben. „Wir sind ein profitables Unternehmen“, sagte der Sprecher. 

Vaillant ist sicher: Wärmepumpen werden in Zukunft wieder mehr nachgefragt

Mit einem deutlichen Umsatzplus von fast 50 Prozent habe sich das Wärmepumpengeschäft wie in den Vorjahren deutlich besser entwickelt als der europäische Wärmepumpenmarkt, teilte das Unternehmen weiter mit. „In Deutschland betrug das Wachstum des Wärmepumpengeschäfts sogar mehr als 100 Prozent“, hieß es. Damit sei Vaillant Marktführer in Deutschland und der drittgrößte Anbieter für Wärmepumpen in Europa. Im Bereich Gasheizgeräte habe das Unternehmen seine weltweit führende Position behauptet.

Vaillant konzentriert sich nach eigenen Angaben seit 2016 auf das Wärmepumpengeschäft. Die Anzahl der Beschäftigten sei seitdem um 5.000 gewachsen, davon allein um 1.500 in Deutschland. Die Firma bekräftigte ihr Ziel, ein führender Hersteller elektrischer Wärmepumpen zu werden. „Dazu wird das Unternehmen unter anderem im Herbst dieses Jahres an seinem Hauptsitz in Remscheid eine neue Fabrik für die Fertigung von Elektronikbauteilen eröffnen.“

Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) wurden in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt 356.000 Wärmepumpen abgesetzt. Der Verband schätzt, dass 2024 weniger als 200.000 Wärmepumpen abgesetzt werden. Vaillant erwartet mittel- und langfristig wieder eine steigende Nachfrage nach Wärmepumpen. „Die Förderbedingungen sind in vielen europäischen Ländern schon heute sehr attraktiv“, erklärte Vaillant-Chef Norbert Schiedeck. (wal/dpa)

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