Nach Diktator-Attacke von Trump: Selenskyj äußert schlimmen Verdacht – „Zahlen wurden abgesprochen“

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US-Präsident Donald Trump bezeichnet Wolodymyr Selenskyj als „Diktator“ und nennt fragwürdige Zustimmungswerte. Kiew wehrt sich und Moskau stimmt zu.

Kiew – In den vergangenen Tagen hat US-Präsident Donald Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj scharf kritisiert und dabei Rhetorik verwendet, die stark an die des Kremls erinnert. Trump behauptete, die Ukraine sei für den Krieg verantwortlich und nannte Selenskyj einen „Diktator ohne Wahlen“. Die Aussagen haben international Besorgnis und Reaktionen ausgelöst. Sie lassen befürchten, dass Trump Kiew zu erheblichen Zugeständnissen drängen könnte, ohne entsprechende Gegenleistungen von Moskau zu fordern.

„Wir haben eine Situation, in der wir keine Wahlen in der Ukraine hatten, in der wir Kriegsrecht haben, im Wesentlichen Kriegsrecht in der Ukraine“, sagte Trump und stellte damit die demokratische Legitimität der ukrainischen Regierung infrage. „Der Führer in der Ukraine, ich meine, ich hasse es zu sagen, aber er hat eine Zustimmungsrate von 4 Prozent“, fügte er hinzu. Für diese Aussage lieferte er jedoch keine Belege.

Eine Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie vom Februar 2025 zeigt, dass Selenskyj das Vertrauen von 57 Prozent der Befragten genießt, ein Anstieg um fünf Punkte seit Dezember. Diese Diskrepanz wirft Fragen zur Glaubwürdigkeit von Trumps Aussagen auf.

Trump attackiert Selenskyj – und enthält Lob aus Russland

Selenskyj wies Trumps Vorwürfe entschieden zurück. „Wir wissen, dass diese Desinformation aus Russland kommt. Wir wissen das und haben Beweise, dass diese Zahlen zwischen den USA und Russland besprochen wurden“, erklärte er im Zusammenhang mit der Vier-Prozent-Aussage des US-Präsidenten.

Er forderte, dass solche manipulierten Informationen nicht die Beziehungen zwischen den USA und der Ukraine belasten sollten. Aus dem Kreml hingegen kommen verständnisvolle Worte für Trump. „Wir stimmen vollständig mit der amerikanischen Regierung überein“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump
Der ukrainische Staatschef ist auf die Unterstützung des US-Präsidenten angewiesen - und versucht, das Verhältnis nicht noch mehr zu zerrütten. (Archivbild) © Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

„Schlicht falsch und gefährlich“: Trump bekommt Gegenwind aus Deutschland

Die Aussagen Trumps stießen international auf Kritik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verteidigte Selenskyj und bezeichnete Trumps Äußerungen als „schlicht falsch und gefährlich“. Er betonte, dass es unangemessen sei, dem ukrainischen Präsidenten die demokratische Legitimation abzusprechen, insbesondere angesichts der Herausforderungen, vor denen die Ukraine aufgrund des andauernden Krieges stehe.

Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat sich im Zusammenhang mit Trumps Aussage, die Ukraine habe den Krieg gegen Russland begonnen, ähnlich kritisch geäußert. „Die Äußerung des US-Präsidenten ist schockierend. Das ist eine Verkehrung der Wirklichkeit ohnegleichen und brandgefährlich. Richtig ist: Der Diktator Putin hat die Demokratie Ukraine überfallen“, schrieb er auf X.

Es bleibt abzuwarten, ob Russlands laufende Gespräche mit der US-Regierung inhaltlich nutzt, um auch Keile zwischen der Ukraine und Nato-Staaten zu treiben. (fsa mit Agenturmaterial)

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