Der chinesische Markt ist bei Autobauern stark umkämpft. Mercedes hatte ursprünglich geplant, mit einer E-Limousine die Stellung in China zu festigen. Jetzt stellt der Hersteller das Projekt zurück.
Stuttgart – Weltweit sind Autohersteller damit beschäftigt, Elektroautos auf den Markt zu bringen und sich einen Teil des Marktes zu sichern. Mercedes-Benz wollte für den chinesischen Markt sogar eine Mischung aus Limousine und SUV entwickeln, die elektrisch fahren sollte. Nun steht fest: Das Projekt steht fürs Erste hintenan. Woran liegt das?
| Ursprünglich geplantes Stichjahr für SUS | 2025 |
|---|---|
| Name des Unternehmens | Mercedes Benz |
| Konzernergebnis 2023 (EBIT) | 19,7 Milliarden Euro |
Mercedes kündigt neuen Auto-Archetypen an
Es begann bereits im Mai 2022: Damals hatte Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius bei der Vorstellung der Luxusstrategie angekündigt, im Segment Businesslimousinen ein neues Modell anbieten zu wollen, das „auf der EVA2-Plattform basiert und speziell auf den chinesischen Markt zugeschnitten ist“. Wie das Handelsblatt berichtete, hatte der Designchef Gorden Wagener von einem neuen „Archetyp“ gesprochen, einer noch nie dagewesenen Fahrzeugklasse. Der SUS (Sport Utility Sedan) sollte die Stärken von SUV und Limousine kombinieren. Als Stichjahr gab der Konzern vorerst 2025 an.
Der SUS sollte Mercedes‘ Repertoire im Segment E-Klasse vergrößern. Nicht nur sollte es eine völlig neue Fahrzeugklasse werden, sondern auch ausschließlich in chinesischer Produktion entstehen. Der erste rein chinesische Mercedes – so war jedenfalls der Plan. Jetzt ist das Projekt scheinbar hinfällig. Unter Berufung auf drei Insider teilte das Blatt mit, die neue Autoklasse solle nun doch auf absehbare Zeit nicht erscheinen.
Bereits genug E-Autos für China vorhanden
Auf Anfrage teilte Mercedes Ippen.Media mit, dass das EQ-Portfolio bereits groß genug sei. Es „umfasst mit neun eingeführten BEV-Fahrzeugen eine breite Auswahl an vollelektrischen Pkw auf dem Markt“, sagte ein Sprecher. Damit bediene Mercedes ein breites Spektrum an Kundenwünschen – vom EQS bis hin zum EQS SUV, einem 7-Sitzer. Das Unternehmen ziele damit auf neue Kundendemografien, die es anziehen will. Außerdem sei im Top-End-Segment noch Raum nach oben, das Mercedes weiterentwickeln will. Das soll zum Beispiel mit dem kürzlich eingeführten Mercedes-Maybach EQS SUV passieren.
Das bereits bestehende und geplante BEV-Line-Up, (batteriebetriebene Autos) sei bereits groß genug, um die Marktanforderungen des chinesischen Marktes komplett abzudecken. Der Konzernsprecher erklärte dazu: „Um Komplexität zu reduzieren, haben wir uns daher entschieden, das Projekt eines China-spezifischen Zusatzfahrzeugs auf Basis der EVA 2-Architektur vorerst nicht fortzuführen.“
Elektro-Ausbau erleidet Rückschläge
Seitdem die Bundesregierung im Dezember die Förderung für Elektroautos gekippt hatte, geht die Nachfrage immer weiter zurück. Eigentlich geht das genau gegen die Pläne der EU: Harte Emissionsgrenzen legen fest, dass Autohersteller ihren CO₂-Ausstoß drastisch verringern müssten. Für die Hersteller heißt das, dass sie einen höheren Anteil von E-Autos in ihrem Portfolio brauchen. Ob die deutsche Automobilbranche die Umstellung schafft, ist nicht sicher.
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Mercedes hält sich aktuell eine Hintertür offen, um weiter Modelle mit Verbrennungsmotor bauen zu können. „Ich bin sehr froh darüber, dass wir flexibel sind“, erklärte Källenius kürzlich. „Wir können auf dem gleichen Band hocheffiziente Verbrennerautos bauen, aber auch Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge.“
Mercedes will nur dort vom Verbrenner auf Elektroautos umstellen, wo die Marktbedingungen es zulassen. „Den Zeitpunkt für den letzten Verbrenner kennen wir nicht“, sagte Källenius. Unter anderem sieht er den Ausbau der Ladeinfrastruktur und den Wegfall der staatlichen Förderung als Bremsklötze für den Hochlauf der E-Mobilität.